Arztpraxen in NRW

Fachkräftemangel gefährdet Versorgung und verändert auch den Arbeitsmarkt für MFAs

Haus- und Fachärzte sind seit Jahren ein knappes Gut, die Suche nach Praxisnachfolgerinnen und -nachfolgern gestaltet sich immer schwieriger. Das Problem ist allseits bekannt – aber  verschärft sich in den letzten Jahren zunehmend. Damit ändert sich nicht nur die ambulante Versorgungsstruktur deutlich, auch der Arbeitsmarkt der MFAs wandelt sich drastisch: Es gibt weniger Praxen, vor allem das Netz an Hausärzten dünnt sich nach und nach aus. Dabei wächst umgekehrt der Bedarf an wohnortnaher ambulanter Versorgung kontinuierlich an – ein  Spannungsfeld für den Berufsalltag der MFA.

Die Generation der Baby-Boomer geht sukzessive in den Ruhestand. Heißt konkret in Zahlen: Mehr als ein Drittel der rund 6.300 Hausärztinnen und Hausärzte im Rheinland ist mittlerweile  über 60 Jahre und wird in den kommenden Jahren wahrscheinlich einen Praxisnachfolger suchen. Zwar steigen die Arztzahlen nach Köpfen jährlich, doch gibt es durch den Trend zu Teilzeit  und Anstellung in Summe kein Wachstum im Versorgungsumfang. Konsequenzen sind ein Absinken der Behandlungszeit und längere Wege zu den Praxen. Eine weitere unangenehme Folge  für Patientinnen und Patienten: Vor allem bei Fachärzten ist es für gesetzlich Versicherte inzwischen die Regel, monatelang auf einen Termin zu warten.

UNTERFINANZIERUNG DER AMBULANTEN VERSORGUNG

Medizinische Fachangestellte werden nach Einschätzungen aus der Gesundheitsbranche händeringend gesucht. Dennoch bleibt die Suche der Arztpraxen oft vergeblich, wenn eine Stelle zu  besetzen ist. „Ein wesentlicher Grund für Personalmangel in den Praxen ist die eklatante Unterfinanzierung der ambulanten Versorgung“, erklärt Dr. med. Frank Bergmann,  Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) in einer Erklärung seines Hauses. Darunter leide dann natürlich auch die Motivation, in einer Arztpraxis als MFA zu arbeiten. Doch ohne MFA läge das gesamte Backoffice einer Praxis lahm, hier vor allem die Terminvergabe und die gesamte Betreuung der Patientinnen und Patienten. Vor allem auch  medizinische Fachangestellte wandern demnach häufig in andere Bereiche des Gesundheitswesens (Kliniken, Krankenkassen oder Behörden) ab, in denen meistens höhere Gehälter gezahlt werden können.

BEDARF AN ÄRZTLICHEN LEISTUNGEN WIRD WEITER STEIGEN

Aufgrund der alternden Gesellschaft mit immer mehr multimorbiden Patientinnen und Patienten wird der Bedarf an ärztlichen Leistungen zukünftig erheblich steigen. Das ist eine Aufgabe für den Gesetzgeber, der die ambulante Versorgung künftig anders organisieren und finanzieren muss. Für die Praxen wird es darum gehen, nicht nur bei den Gehaltsstrukturen aufzuschließen, 
sondern auch Wege zu finden, mit weniger Praxen mehr Patientinnen und Patienten zu behandeln, denn die Ambulantisierung aus dem stationären in den ambulanten Sektor und generell  eine Akzentverschiebung in Richtung einer prioritär ambulanten Versorgung ist ein erklärtes Ziel von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Er will in den kommenden Jahren jede  vierte stationäre Behandlung ambulantisieren.

© bgpsh – stock.adobe.com
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