Erstes Qualifikationsprofil „Ernährung & Zahnmedizin“ erfolgreich abgeschlossen

Im August 2019 rückte das Thema Ernährung für 20 Studenten der Zahnmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen für eine Woche in den Fokus der Lehre und wurde aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. In dem einwöchigen Qualifikationsprofil wurde den Teilnehmern schnell klar, dass Nahrungsmittel wesentlich mehr als nur reine Energielieferanten sind.

Dass Menschen mit einer guten Ernährungsqualität länger leben und seltener an chronischen Erkrankungen wie Parodontitis, Karies, Diabetes Mellitus, Osteoporose oder Herz-Kreislauferkrankungen leiden, ist umfangreich untersucht und belegt. Auch auf Tumorerkrankungen hat die Ernährung entscheidenden Einfluss.

Gemeinsam mit dem Ernährungsteam der Uniklinik RWTH Aachen unter Führung von Birgit Tollkühn-Prott, konnte Dr. Julius Steegmann ein abwechslungsreiches Programm „zum Anfassen“ entwickeln.

Neben dem Erlernen der Grundlagen zur Ernährung wurden einige Themen teilweise durch externe Referenten veranschaulicht. So konnte Dr. Lukas Bündgens interessante Einblicke in die ernährungstechnische Einstellung intensivpflichtiger Patienten geben. Zahnärztin Marie-Christine Steegmann (Uniklinik Köln, Orale Chirurgie) zeigte unterschiedliche wissenschaftliche Konzepte des Wundmanagements auf und erarbeitete mit den angehenden Kollegen die Einflussfaktoren der Wundheilung mit den daraus ableitbaren therapeutischen Konsequenzen. Der große Zusammenhang zwischen Parodontitis und Ernährung wurde durch die Zahnärztin Hannah Nett verdeutlicht. Ergänzend wurden innovative diagnostische Möglichkeiten der Parodontitis bzw. Periimplantitis durch die Firma Dentognostics aufgezeigt. Alle Studenten erhielten die Möglichkeit die Aktivität des Gewebeabbaus über die Bestimmung von MMP-8 im Speichel zu testen.

Auch die steigende Prävalenz von Stoffwechselerkrankungen wie dem metabolischem Syndrom oder Diabetes mellitus und die große Chance durch eine optimierte Ernährung positiven Einfluss zu üben wurden intensiv besprochen. Neben der eigenen Blutzuckermessung, hatten die Teilnehmer durch die Firma Alere die Möglichkeit direkte Messungen des HBA1c-Wertes oder des Entzündungsmarkers CRP (c-reaktives Protein) vorzunehmen.

Das große Themenfeld Sport und Ernährung wurde nicht nur wissenschaftlich dargestellt, sondern durch den Ex-Profi (u.a. 1. FC Köln, Hamburger SV, Borussia Dortmund) und aktuellem Sportdirektor von Viktoria Köln Marcus Steegmann mit eigenen Erfahrungen und direkten Einblicken belebt.

Eigene Erfahrungen hingegen konnten die Teilnehmer durch verschiedene Screening-Maßnahmen sammeln. Neben dem Führen eines Ernährungstagebuchs,wurden umfangreiche Messungen (u. a. Bioimpedanzanalyse, Umfänge, Gewicht, Hautfalten, Handkraft) durchgeführt und deren Potential als mögliche Feedback-Systeme besprochen.

Innerhalb dieser Woche konnte gezeigt werden, dass bei den Teilnehmern zwar bereits im Vorfeld ein solides Basiswissen vorhanden war (MW:61 Prozent), doch am Ende der Woche zeigte sich nochmal eine deutliche Steigerung (MW:79 Prozent). In drei Monaten erfolgt eine erneute Evaluation.

Leider geht das Thema Ernährung im Studium viel zu häufig im Curriculum der Schulmedizin unter. Trotz der zunehmenden Spezialisierung von Ärzten und Zahnärzten sollte das Thema Ernährung als zentraler Pfeiler für Gesundheit nicht verloren gehen.

Dr. Julius Steegmann erhofft sich, dass dieses Pilotprojekt mehr als nur ein Qualifikationsprofil bleibt. „Die rege Teilnahme zeigt, dass die neue Generation an Zahnärzten erkannt hat, wie wichtig Ernährung ist und welchen Einfluss sie üben kann. Wir erhoffen uns, dass dieses Thema in das Studium der Zahn- und Humanmedizin stärker integriert wird. Wenn wir die Möglichkeit haben, so viele Erkrankungen durch eine verbesserte Ernährung zu verhindern oder positiv zu beeinflussen, wäre es ignorant diese nicht wahrzunehmen.“

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