Referent:
PD Dr. Sven Zenker,
Ärztlicher Leiter Stabsstelle Medizinisch-Wissenschaftliche Technologieentwicklung und -koordination (MWTek), Kaufmännische Direktion;
Oberarzt, Leiter Perioperative Medizintechnik und Medizinische Informatik, Leiter AG Angewandte Mathematische Physiologie, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin;
Lehrbeauftragter für Medizininformatik, Leiter AG Angewandte Medizinische Informatik, Institut für Medizinische Biometrie, Informatik und Epidemiologie;
Rheinische Friedrich-Wilhems-Universität Bonn
Veranstaltungsort:
Spiegelsaal am Aufzug B2, Etage E, Flur 03, Raum 1
Veranstalter:
Institut für Medizinische Informatik
Zielgruppe:
Ärztinnen und Ärzte, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Interessierte
Abstract:
Die Digitalisierung bietet große Chancen für eine weitere Verbesserung der Qualität und Effizienz von Patientenversorgung und biomedizinischer Forschung. Um diese Chancen in der Praxis zu realisieren, ist der Aufbau medizininformatischer und medizintechnischer Kompetenzen bei medizinischen Entscheidungsträgern, und zwar insbesondere Ärzten, aber z.B. auch Pflegekräften, essentiell, da nur diese die medizinischen Prozessketten fachlich vollumfänglich überblicken und medizinisch sinnvolle Ziele formulieren und deren Erreichungsgrad bewerten können. Durch Aufbau technischer Zusatzkompetenz in diesen Personenkreisen können die typischen Informationsverluste an den Schnittstellen zwischen Endanwender und Personal mit technischen und organisatorischen Aufgaben massiv reduziert werden. Dies kann zu einer erheblich zielgerichteteren und effizienteren Abwicklung aller Schritte bei der Etablierung komplexer technischer Systeme mit medizinischen Anwendungen, beginnend bei der Anforderungsanalyse, über die Beschaffung bzw. Entwicklung bis hin zum Rollout und dem von iterativer Verbesserung begleiteten Betrieb beitragen.
Um diesen Herausforderung gerecht zu werden, hat das Universitätsklinikum Bonn Rotationsstellen in der vom Referenten ärztlich geleiteten Stabsstelle Medizinisch-Wissenschaftliche Technologieentwicklung und -koordination (MWTek) etabliert, in denen sich ärztliche Kollegen strukturiert in zwei Jahren in 50% Teilzeit in Medizininformatik weiterbilden und die Zusatzbezeichnung der Ärztekammer Nordrhein erwerben können. Die Weiterbildungsassistenten (in der Regel Fachärzte klinischer Disziplinen, aktuell: Anästhesiologie, Innere Medizin, Pädiatrie) bleiben in der Regel parallel klinisch tätig und so in der Patientenversorgung verwurzelt. Das Tätigkeitspektrum im Rahmen der Weiterbildung deckt einen weiten Aufgabenbereich in der originären medizinischen Informatik sowie in komplexen Schnittstellenbereichen zwischen IT, Medizintechnik, Administration und Klinik ab und ermöglicht so eine breite und tiefe Ausbildung in praxisrelevanten Bereichen, die die Absolventen ideal auf die Übernahme von Verantwortung in allen Schnittstellenbereichen zwischen Klinik und Technologie sowie Administration vorbereiten.
Im Rahmen des Vortrages werden zunächst Ziele und organisatorische Umsetzung dieser strukturbildenden Maßnahme vorgestellt, dann erste Erfahrungen mit diesen erst kürzlich etablierten Strukturen berichtet. Im Folgenden werden typische Tätigkeiten der ärztlichen Weiterbildungsassistenten vorgestellt und zu den perspektivischen Tätigkeitsbildern doppelt qualifizierter ärztlicher Mitarbeiter nach Weiterbildungsabschluss sowie dem Lernzielkatalog der Ärztekammer in Beziehung gesetzt. Schließlich wird auf die Rolle der pflegerischen Mitarbeiter und die Einbettung der Weiterbildungskonzepte der Stabsstelle in die Gesamtstrategie des UKB zur Akademisierung und Weiterentwicklung der Pflege eingegangen.
Abschließend werden Perspektiven für die Entwicklung der Rolle technisch zusatzqualifizierter Ärzte und Pflegender in der bevorstehenden Phase rapider digitaler Transformation des Gesundheitswesens diskutiert.“
CME-Punkte wurden beantragt.