Für seine Forschungen auf dem Gebiet der chronischen Nierenkrankheit (CKD) erhält Privatdozent Dr. Christoph Kuppe den mit 100.000 Euro dotierten Life Sciences Bridge Award der Aventis Foundation. Kuppe ist Arbeitsgruppenleiter am RWTH-Institut für Experimentelle Innere Medizin und Systembiologie und Oberarzt in der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, rheumatologische und immunologische Erkrankungen (Medizinische Klinik II) an der Uniklinik RWTH Aachen. Der Life Sciences Bridge Award ist einer der höchstdotierten Nachwuchspreise Deutschlands und wird jährlich an drei Preisträgerinnen und Preisträger vergeben, die an deutschen Universitäten forschen.
Gesunde Nieren halten die Homöostase des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts aufrecht, indem sie täglich bis zu 180 Liter Primärharn aus dem Blut abfiltern und auf weniger als zwei Liter Urin pro Tag konzentrieren. Bei CKD-Betroffenen sinkt diese Filtrationsrate um die Hälfte. Die Progression der chronischen Nierenkrankheit, an der mehr als zehn Prozent der Weltbevölkerung leiden, lässt sich bisher kaum aufhalten. Sie ist von einer zunehmenden Vernarbung der Niere gekennzeichnet und mündet meist in ein Herz-Kreislauf- oder Nierenversagen. In seiner RWTH-Nachwuchsgruppe untersuchte PD Dr. Christoph Kuppe durch Analysen des Epigenoms, Transkriptoms und Proteoms einzelner Nierenzellen die molekularen Ursprünge dieser Krankheit.
Kuppe und sein Team unterzogen rund 100.000 Zellen aus gesunden und kranken Nieren einer Einzelzell-RNA-Sequenzierung und bestimmten für jede dieser Zellen, welche Gene darin aktiv sind. Die Ergebnisse verzeichneten sie mit bioinformatischen Methoden in einem zeitlich differenzierten Koordinatensystem – einer Art Aktivitätslandkarte des Nierengewebes. So bewiesen sie, dass Fibroblasten und Perizyten die zellulären Ursprünge der Nierenfibrose sind, und entdeckten, dass das Protein NKD2 dabei als Signalmolekül eine Rolle spielt und ein Angriffspunkt für medikamentöse Therapien sein könnte.
Aufbauend auf dieser Arbeit hat Christoph Kuppe als Leiter einer Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe unter anderem die Analyse der Signalwege der diabetisch bedingten Nierenkrankheit (DKD) in Angriff genommen, die rund ein Drittel aller CKD-Patienten betrifft, und in ihren vielfältigen Ursachen erst unzureichend verstanden ist. „Mein Ziel ist es, die Heterogenität dieser Patienten auf molekularer Ebene besser zu verstehen, um sie so individuell wie möglich behandeln zu können.“ Um dieses Ziel zu erreichen, hat Kuppe im Projekt „DECODE-DKD“ ein mehrschichtiges Sequenzierungsmodell für Einzelzellen etabliert. In diesem Multi-Level Single-Cell Omics-Verfahren zeichnet er nicht nur das Transkriptom und das Proteom jeder beobachteten Zelle nach, sondern auch deren Epigenom, also den Zustand und die Zugänglichkeit des Chromatins, in dem die DNA in jedem Zellkern kompakt aufgewickelt ist.
Christoph Kuppe studierte an der Medizinischen Fakultät der RWTH und promovierte dort 2011. Es folgten eine Facharztausbildung in der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, rheumatologische und immunologische Erkrankungen an der Uniklinik RWTH Aachen und ein Studium an der Universität Erlangen-Nürnberg zum Master of Health and Business Administration, MHBA. Er forschte in seiner Post-Doc Zeit am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und an der Erasmus Universität in Rotterdam. Ende 2021 wurde Kuppe Emmy-Noether Nachwuchsgruppenleiter, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, und Anfang 2022 erhielt er einen ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrates.