Alleine der Gedanke an diese Erkrankung löst bei vielen schon Juckreiz aus – die Skabies, auch Krätze genannt. Die ansteckende Hautkrankheit wird durch die Krätzmilbe ausgelöst, die sich in der obersten Hautschicht der Betroffenen kleine Gänge gräbt, in der sie ihre Eier ablegt. Zwar ist Krätze nicht meldepfl ichtig, sodass es keine konkreten Fallzahlen gibt, aber man geht davon aus, dass die Fälle in den vergangenen Jahren stetig gestiegen sind. Indizien dafür sind die höheren Zahlen verkaufter milbenabtötender Medikamente und der Anstieg der Fälle, die ambulant in Arztpraxen behandelt oder stationär in Krankenhäusern aufgenommen wurden.
Sicher ist: Krätze ist weit verbreitet und das in jeder Altersgruppe. Das liegt auch daran, dass sich die Krätze überall dort verbreitet, wo sich viele Menschen auf engem Raum aufhalten – also in Kitas, Schulen aber auch Pfl egeeinrichtungen, Heimen, Kliniken, Asylunterkünften oder Gefängnissen. Auch eine gute Hygiene kann ihre Ausbreitung nicht vollständig verhindern. Eine Ansteckung erfolgt über direkten Hautkontakt, sehr selten auch über Kleidung oder Wäsche. Die Krätze zählt daher auch zu den sexuell übertragbaren Krankheiten.
Quälender Juckreiz
Über den Hautkontakt gelangen die winzig kleinen Milben oder ihre Larven auf die Haut ihres Wirtes. Mit bloßem Auge sind sie nicht zu erkennen. Die Weibchen bohren sich nach der Befruchtung in die oberste Hautschicht ein, um dort ihre Eier abzulegen. Dazu graben sie bis zu zweieinhalb Zentimeter lange Gänge. Ein Erstbefall mit Krätzmilben fällt meist erst einige Wochen nach der Infektion auf. Bei einer Folgeinfektion treten die Beschwerden viel schneller auf. Dann kommt es zu einem Brennen der Haut und zu einem quälenden Juckreiz, der vor allem in der Nacht auftritt, wenn der Patient der Bettwärme ausgesetzt ist. Es folgen kleine Papeln, Knötchen und krustös belegte Kratzspuren an der befallenen Haut. Manchmal sind auch die Milbengänge unter der Haut mit bloßem Auge zu erkennen. Kratzen verschlimmert den Juckreiz. Zudem können sich aufgekratzte Hautstellen leicht entzünden. Befallen werden meist Hautstellen mit einer nur dünnen Hornschicht. So zum Beispiel zwischen den Fingern und Zehen, an den Handgelenken, in Achselhöhlen und Kniekehlen, in der Leistengegend, am Brustwarzenhof und im Genitalbereich. Im Gegensatz zu Erwachsenen sind bei kleinen Kindern auch häufi g das Gesicht und der Kopf betroffen.
Schnell reagieren
Zwar ist ein Befall mit Krätzmilben kein medizinischer Notfall, doch es sollte schnell gehandelt werden. Der Hautarzt kann eine sichere Diagnose mit einem Aufl ichtmikroskop stellen. Danach sollte sofort die Therapie beginnen. Hierfür werden spezielle Cremes (Wirkstoff Permethrin) verwendet, die die Milben, ihre Larven, aber nicht alle Eier abtöten. Patientinnen und Patienten sollten sich abends am ganzen Körper mit der Creme einreiben und diese über Nacht acht bis zwölf Stunden einwirken lassen. Vor der Therapie sollte ein Vollbad genommen und die Fingernägel möglichst kurz geschnitten werden. Die Behandlung sollte nach ungefähr zehn Tagen wiederholt werden, damit zwischenzeitlich aus Eiern geschlüpfte Larven, Nymphen und Milben vor Erreichen der Fortpfl anzungsfähigkeit erneut abgetötet werden. Eine Karenzzeit und die Aufbewahrung von Kleidung, Bettwäsche oder anderen eventuell kontaminierten Gegenständen (z. B. Stofftieren / Polstermöbel) für 72 Stunden bei mindestens 21° C und möglichst geringer Luftfeuchtigkeit wird empfohlen. Falls Textilien waschbar sind, können sie alternativ maschinell gereinigt (mindestens zehn Minuten bei ≥ 50° C) und anschließend im Trockner getrocknet werden. Die Milben sterben in dieser Zeit aufgrund von Nahrungsmangel ab. Natürlich sollte bis zum Ende der Therapie auf Körperkontakt verzichtet werden.
Präzise Behandlung
Wichtig ist, die Behandlung sorgfältig durchzuführen und nach ungefähr zehn Tagen zu wiederholen – und alle Personen, mit denen der Betroffene engen Kontakt hatte, ebenfalls zu behandeln. Das betrifft vor allem die Familie und Sexualpartner. In Einrichtungen müssen teilweise auch ganze Bewohnergruppen mitbehandelt werden. Die Therapie kann in besonderen Fällen auch in Form von Tabletten (Wirkstoff Ivermectin) erfolgen. Auch dabei ist eine genaue Einhaltung der Einnahmevorschriften wichtig. Wie bei Befall mit anderen Parasiten (Läuse, Madenwürmer) ist es wichtig, dem Umfeld offen die Infektion zu kommunizieren, damit sich alle entsprechenden Kontaktpersonen auch behandeln können. Nur so können eine Ausbreitung und eine immer wiederkehrende gegenseitige Infektion, der sogenannte Ping-Pong-Effekt, vermieden werden.