Eine gemeinsame Studie der Deutschen Sporthochschule Köln mit der Sektion Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen und der Pädiatrischen Hämatologie und Onkologie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Köln konnte nachweisen, dass Sport bei Kindern und Jugendlichen mit Krebserkrankungen chronische Fatigue vermindern und die kognitive Leistungsfähigkeit verbessern kann. Die Expertinnen und Experten haben dazu zwei Studien ausgewertet, an denen Kinder und Jugendliche mit verschiedenen onkologischen Erkrankungen beteiligt waren.
Viele Patientinnen und Patienten leiden bei Krebserkrankungen unter Fatigue, einer langanhaltenden, chronischen Müdigkeit, und kognitiven Einschränkungen wie Konzentrationsschwierigkeiten, Wortfindungsstörungen und Vergesslichkeit. Diese Beschwerden stellen für die Krebstherapie eine große Herausforderung dar und können auch noch Jahre nach Abschluss der Behandlung auftreten. Während bei Erwachsenen mit Krebserkrankungen schon seit langem der positive Einfluss von Bewegung auf die krebsbedingten Beschwerden nachgewiesen werden konnte, sind die möglichen Auswirkungen bei Kindern und Jugendlichen mangels Studien noch unklar.
Auswertung von Datensätzen zweier Studien mit onkologischen Patientinnen und Patienten
Für die gemeinsame Analyse wurden Datensätze aus der von 2016 bis 2020 durchgeführten „Chi-Move“-Studie und der seit 2020 laufenden Studie „MORE!“ ausgewertet. Im Vordergrund der bereits abgeschlossenen „Chi-Move“-Studie (Chemobrain in Movement) wurde der Zusammenhang zwischen der Fatigue, der zentralnervösen Gehirnaktivität und der kognitiven Leistungsfähigkeit in Abhängigkeit von der körperlichen Aktivität untersucht. Die derzeit noch laufende Studie „Move & Relax“ prüft dahingegen den Einfluss verschiedener Trainingsformen und Entspannungsinterventionen auf verschiedene Parameter wie die Fatigue, die kognitive und motorische Leistungsfähigkeit sowie die persönliche Empfindlichkeit während einer akuten Krebstherapie bei Kindern und Jugendlichen. In die Auswertung sind Datensätze von insgesamt 20 Kindern und Jugendlichen im Alter von sieben bis 17 Jahren mit einer onkologischen Erkrankung eingeflossen. Die Studien wurden von Dr. Sportwiss. Anna-Maria Platschek von der Deutschen Sporthochschule Köln initiiert, Kooperationspartner ist neben der Uniklinik Köln seit anderthalb Jahren die Sektion Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation der Uniklinik RWTH Aachen, die von Univ.-Prof. Dr. med. Udo Kontny geleitet wird.
Die Fatigue wurde durch die „PedsQL 3.0 Multidimensional Fatigue Scale“ gemessen, einen aus 18 Fragen bestehenden Katalog, der sich in die Dimensionen „Allgemeine Fatigue“, „Fatigue bzgl. Schlaf und Ruhe“ und „Kognitive Fatigue“ aufteilt. Die Patientinnen und Patienten waren dazu angehalten, ihre Müdigkeit auf einer Skala anzugeben. Die kognitive Leistungsfähigkeit, darunter die Aufmerksamkeit und die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, wurde mittels eines Reaktionstests untersucht.
Aktivitätsniveau hat Einfluss auf Fatigue und kognitive Fähigkeiten
Die vorliegende Studie konnte einen deutlichen Unterschied bei der Wahrnehmung der kognitiven Fatigue zwischen aktiven und inaktiven onkologischen Patientinnen und Patienten nachweisen. So zeigten körperlich aktivere Kinder und Jugendliche eine um circa 16 bzw. 30 Prozent reduzierte kognitive Fatigue auf, die mit dem Score gesunder inaktiver Kinder vergleichbar ist. Obwohl der Reaktionstest – vermutlich altersbedingt – keinen signifikanten Unterschied zwischen aktiven und inaktiveren Patientinnen und Patienten zeigen konnte, erlauben die Studienergebnisse dennoch den Schluss, dass ein erhöhtes Aktivitätsniveau die kognitive Leistungsfähigkeit und Fatigue bei Kindern und Jugendlichen mit Krebserkrankungen verbessern kann.