Wie geht es weiter mit der Digitalisierung?

Nachgefragt bei Hannelore König, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e. V.

Am 1. März 2023 konnte nach längerer Zeit wieder eine größere Veranstaltung für medizinische und zahnmedizinische Fachangestellte in Präsenz stattfinden. Hannelore König, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e. V., informierte über 60 Teilnehmerinnen zum Thema Digitalisierung und gab einen Überblick über den aktuellen Stand und einen Ausblick auf die nächsten Vorhaben. Die Teilnehmenden diskutierten ganz praxisnah, welche Auswirkungen die  Digitalisierung auf die Abläufe in den Arzt- und Zahnarztpraxen hat. Im Interview steht Hannelore König nochmals Rede und Antwort.
 

Frau König, wie bewerten Sie die aktuellen Entwicklungen der Telematikinfrastruktur?

Hannelore König: Bei den digitalen Anwendungen, wie den elektronischen Patientenakten, Medikationsplänen, Notfalldaten und Rezepten, gibt es noch viel Luft nach oben. Im Praxisalltag kämpfen Medizinische und Zahnmedizinische 
Fachangestellte noch viel zu oft mit Problemen, wie Systemabstürzen beim Einlesen der neuen NFC-fähigen Gesundheitskarten, mit den E-Mail-Adressen im Adressverzeichnis der KIM-Dienste oder mit fehlenden PINs der Versicherten, wenn die digitalen Anwendungen bereits zur Verfügung stehen. 

Was müssen Arztpraxen, MFA und ZFA jetzt konkret beachten?

Hannelore König: Praxisinhaberinnen und -inhaber sollten sich mit den Voraussetzungen für die Telematikinfrastruktur intensiv auseinandersetzen. Dabei sollte die vorhandene Infrastruktur sowohl seitens der Hardware als auch der Software und der Datensicherheit überprüft werden. Gegebenenfalls sind Investitionen notwendig, bei denen das Personal eingebunden werden sollte, denn es managet die Prozesse im Praxisalltag und kennt deren Besonderheiten. Es könnte sinnvoll sein, die Prozesse insgesamt digitaler aufzustellen und mit den Anforderungen der Telematikinfrastruktur zu verknüpfen. MFA und ZFA sollten sich informieren, Fortbildungen nutzen und sich mit digitalen Anwendungen vertraut machen. Es ist sinnvoll, die Testmöglichkeiten, die gematik und Softwarehersteller bieten, zu nutzen. Wichtig ist, diese neuen Prozesse auf die eigene Praxis und deren Bedürfnisse zu übertragen. Sie sollten ihre Arbeitgeber  ansprechen und sich in die Planung aktiv einbringen. Sie sollten auch schon jetzt überlegen, wann sie ihre Versicherten in die digitalen Prozesse einbinden, wie zum Beispiel beim Anlegen der Notfalldaten oder beim Befüllen der digitalen Anwendungen, wie Impfausweis oder Zahnbonusheft.

Was müssen Krankenkassen und Verantwortliche aus der Politik noch tun?

Hannelore König: Krankenkassen müssen ihre Versicherten umfassend und verständlich informieren und adäquat aufklären. Auch der Gesetzgeber muss eine Kommunikationskampagne zur Digitalisierungsstrategie im Gesundheitswesen starten, die alle Menschen in Deutschland erreicht. Gemeinsam müssen Gesetzgeber und Krankenkassen Rahmenbedingungen für Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte in den Arzt- und Zahnarztpraxen  schaffen, die ihre Leistungen in der Kommunikation zur Digitalisierung mit den Versicherten sowohl zeitlich als auch finanziell abbildet.

Wie wird sich aus Ihrer Sicht das Arbeitsfeld der MFA und ZFA verändern?

Hannelore König: Das Arbeitsfeld der MFA und ZFA wird sich verändern, denn durch die Digitalisierung werden die Prozesse mittel- bis langfristig effi zienter. Digitalisierung muss zum Abbau von unnötiger Bürokratie führen, aber dafür müssen MFA und ZFA bei der Weiterentwicklung der Digitalisierung und der Entbürokratisierung aktiv in den Entwicklungs- und Umsetzungsphasen in den Praxen vom Praxisinhaber und im Gesundheitswesen von Verantwortlichen  eingebunden werden. 
Unsere Berufe, aber auch die Versicherten brauchen mehr Medienkompetenz. Die Kommunikation mit den Versicherten wird voraussichtlich mehr Raum einnehmen. Auch die Gesundheitsberufe im ambulanten und stationären Bereich  werden enger zusammenrücken. Dabei werden MFA und ZFA noch stärker als heute eine koordinierende Rolle übernehmen.

 

Hannelore König, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e. V.
Hannelore König, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e. V.

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