Auch in diesem Jahr lud die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Uniklinik RWTH Aachen am 25. November 2023 zum nunmehr 22. Euregio Symposium in Aachen ein. Im Mittelpunkt stand in diesem Jahr das Thema Gesichtshauttumoren. Wie immer fand es traditionell am ersten Samstag nach Eröffnung des Aachener Weihnachtsmarktes statt.
In drei Vortragsblöcken referierten die Vertreter der chirurgischen, dermatologischen und onkologischen Fachkliniken über das interdisziplinäre Zusammenspiel bei der Festlegung und Durchführung der Diagnostik und Therapie von Gesichtshauttumoren.
Gastgeber Univ.-Prof. Dr. Dr. Frank Hölzle, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Uniklinik RWTH Aachen begrüßte die über 150 interessierten Teilnehmenden des 22. Euregio Symposiums im Hörsaal der Aachener Uniklinik zur praxisnahen Vortragsreihe „Gesichtshauttumoren: Diagnostik und Therapie“.
Im ersten Fachvortrag der Veranstaltung gab Dr. Dr. Florian Peters, Oberarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, einen Überblick über die vier häufigsten nicht-melanozytären und melanozytären Hauttumoren. Die schlüssige Darstellung der klinischen und diagnostischen Unterscheidungsmerkmale sowie die daraus resultierenden unterschiedlichen Therapieansätze, gab den Teilnehmern ein wichtiges Werkzeug für die Praxis an die Hand.
Dr. Dr. Julian Wittenborn, Facharzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, stellte die im Dezember 2022 aktualisierte S3-Leitline „Aktinische Keratose und Plattenepithelkarzinom der Haut“ vor und ging detailliert auf die Neuerungen bei den Therapieempfehlungen ein. Dabei zeigte sich, dass auch weiterhin ein dringender Bedarf an hochwertigen prospektiven Studien mit homogenen Patientenkollektiven besteht.
Den dritten Vortrag des ersten Themenblockes fokussierte Priv.-Doz. Dr. Mark Neis, Oberarzt der Klinik für Dermatologie und Allergologie an der Uniklinik RWTH Aachen, auf das maligne Melanom. Er illustrierte den erschreckenden Anstieg der Inzidenz in Deutschland im Laufe der letzten Jahrzehnte. Aber auch die uns verfügbaren Therapieoptionen unterliegen glücklicherweise einer ständigen Anpassung und Weiterentwickelung. So legte er die Therapiesequenzen und die dermatoonkologische Systemtherapie des malignen Melanoms dar und beleuchtete unter anderem die Konsequenz der TNM-Klassifikation auf die Auswahl der korrekten Vorgehensweise.
Der erste Vortragsblock wurde mit interessanten Fragen aus dem Publikum an die drei Dozenten und einer offenen Diskussion abgeschlossen. Da der zeitliche Rahmen punktgenau eingehalten werden konnte, blieb anschließend in der halbstündigen Pause genug Zeit zum kollegialen Austausch unter den Symposiums Teilnehmern und zum Besuch der eigens für das Symposium aufgebauten Industrieausstellung namhafter Hersteller des zahnmedizinischen und mund-, kiefer- und gesichtschirurgischen Faches. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt, und so konnte der zweite Vortragsblock mit frischer Energie in Angriff genommen werden.
Einer speziellen Form der Energie, nämlich der Laserenergie widmete sich der erste Vortrag über eine weitere nichtchirurgische Therapiemöglichkeit, die sich auch in anderen medizinischen und zahnmedizinischen Fachgebieten immer weiter etabliert. Zum „State of the Art“ der Lasertherapie von Hauttumoren referierte Dr. Max Ulbrich, Assistenzarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, und präsentierte erfolgreich therapierte Fälle mit Ergebnissen, die wegen Ihrer minimalen Invasivität die Vorzüge dieser Therapie eindeutig illustrierten. Er verschwieg aber auch nicht die Grenzen und Kontraindikationen dieser Behandlung und schuf damit die Überleitung für den darauffolgenden Referenten.
Dr. Dr. Oliver Vladu, Oberarzt der der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, stellte mit zahlreichen klinischen Bildern anschaulich die Bandbreite der verschiedenen Möglichkeiten der dermatochirurgischen Defektdeckung im Gesicht mit lokalen Hautlappenplastiken vor. Insbesondere ging er dabei auch auf die besonders anspruchsvollen plastischen Rekonstruktionen von Nasen- und Oberlippendefekten ein, wie sie zum Beispiel nach Tumorentfernung vorliegen.
Lange schon ist die Bedeutung der Hals-Lymphknoten als Metastasierungsweg bei Kopf-Hals-Tumoren bekannt, und so hat die Medizin auch früh begonnen Therapiestrategien zu entwickeln. Ein interessanter Abriss über die geschichtliche Entwicklung baute das Fundament für den Vortrag von Dr. Dr. Ashkan Rashad, ebenfalls Oberarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, der über die Systematik der Entfernung verdächtiger Hals-Lymphknoten im Rahmen der kurativen und elektiven Neck Dissection bei Vorliegen von Gesichtshauttumoren referierte.
Mit der Systemtherapie der non-melanozytären Hauttumoren befasste sich der Vortrag von Dr. med. Martin Kirschner, Oberarzt im Centrum für Integrierte Onkologie, Klinik für Hämatologie, Onkologie, Hämostaseologie und Stammzelltransplantation der Uniklinik RWTH Aachen. Er erläuterte die Abläufe und Sequenzen bei der Therapie der häufigsten Gesichtshauttumoren und stellte verschiedene Alternativen im Lichte ihrer wissenschaftlichen Evidenz und klinischen Bewährtheit gegenüber.
Nach der Mittagspause begann der letzte Abschnitt dieses gelungenen Symposiums mit einem Blick weit über den Tellerrand hinaus. Dr. Jürgen Linden, seines Zeichens stolze 20 Jahre lang Oberbürgermeister der Stadt Aachen von 1989 bis 2009 und seit 2010 nun Vorsitzender des Komitees zur Verleihung des internationalen Karlspreises Aachen, entführte die Zuhörerinnen und Zuhörer in eine Reise durch die Erfolgsgeschichte des Internationalen Karlspreises Aachen. Von den schwierigen Anfängen im Nachkriegsdeutschland bis hin zu seiner Zementierung als prestigeträchtige Auszeichnung wurde er zum Spiegelbild der europäischen Geschichte.
Abschließend stellte Univ.-Prof. Dr. Dr. Hölzle drei hochkomplexe, interdisziplinäre Fallbeispiele vor und verdeutlichte dabei, wie wichtig es ist, mit dem Patienten nicht nur über die Therapieziele sondern auch über den Therapieverlauf zu sprechen. Der Weg bis zum therapeutischen Erfolg ist keineswegs immer geradlinig und frei von Hürden. Mit der richtigen Patientenführung gelingt es aber, auch in schwierigen Phasen die Compliance aufrecht zu erhalten und Vertrauen zu gewinnen.
Zum Abschluss sprach Prof. Hölzle seine Einladung an das Publikum zur Teilnahme am 23. Euregio Symposium in Aachen aus, welches am 30. November 2024 wieder die Möglichkeit eröffnet, mit dem wunderschönen Aachener Weihnachtsmarkt zusammen gleich zwei gute Gründe für einen Ausflug nach Aachen zu haben.