ESC-Leitlinie-Update 2023 unter Aachener Federführung erschienen

Im August hat die ESC (Europäische Gesellschaft für Kardiologie) eine neue Praxisleitlinie zum Management kardiovaskulärer Erkrankungen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes bekannt gegeben. Die neue Leitlinie wurde unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Nikolaus Marx, Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin (Medizinische Klinik I) an der Uniklinik RWTH Aachen, und Professor Massimo Federici von der Universität Rom Tor Vergata erarbeitet und von Priv.-Doz. Dr. med. Katharina Schütt, Leiterin des Schwerpunkt Herzinsuffizienz, und Prof. Dr. med. Dirk Müller-Wieland, Diabetologe, beide ebenfalls aus der Medizinischen Klinik I, koordiniert. Ab Mitte Januar 2024 wird in der Uniklinik RWTH Aachen eine Spezialambulanz für Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen und Diabetes eingerichtet.

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind weiterhin eine Hauptursache für verfrühte Sterblichkeit oder die Notwendigkeit einer Aufnahme in ein Krankenhaus. Die Prognose von Betroffenen bei einer chronischen Herzschwäche ist manchmal vergleichbar schlecht wie bei einigen Krebserkrankungen. Bei Menschen mit Diabetes – allein in Deutschland sind es 8,7 Millionen Personen – sind diese Prognosen sogar deutlich schlechter. In jeder Konstellation hat ein Mensch mit Diabetes circa zweimal häufiger eine kardiovaskulare Konstellation als ohne Diabetes.

Für die Behandlung dieser Patientinnen und Patienten mit kardiovaskulärer Erkrankung und Diabetes hat die ESC im European Heart Journal eine neue Leitlinie veröffentlicht. Sie enthält Empfehlungen, wie sich das Risiko einer Herz-Kreislauferkrankung bei Betroffenen mit Diabetes senken lässt und wie Herzerkrankungen und Diabetes in einer solchen Situation zu behandeln sind.

In der Leitlinie gibt es zwei Schwerpunkte: zum einen die kardiovaskuläre Risiko-Stratifizierung von Menschen mit Diabetes und zum anderen die patientenzentrierte Therapie zur Risikoreduktion von Patientinnen und Patienten mit Diabetes und Komorbiditäten, atherosklerotischen Gefäßerkrankungen, Herzinsuffizienz, und chronischen Nierenerkrankungen.

Die Leitlinie betont die Bedeutung der Prävention und des Managements von Herz-Kreislauferkrankungen bei Betroffenen mit Diabetes. Sie empfiehlt unter anderem, die strikte Behandlung von kardiovaskulären Risikofaktoren inklusive Störungen des Fettstoffwechsels sowie das kardiovaskuläre Risiko von Menschen mit Typ-2-Diabetes mithilfe eines neuen Tools namens SCORE2-Diabetes zu beurteilen. SCORE2-Diabetes hilft, das 10-Jahres-Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall bei Erkrankten mit Typ-2-Diabetes besser einzuschätzen und daraus Patienten-zentrierte Therapiestrategien abzuleiten.

Evidenz-basierte Therapie-Strategien

Die aktuelle Leitlinie gibt klare Ratschläge für die Behandlung von Menschen mit Diabetes und hohem kardiovaskulärem Risiko oder bei bereits bestehender Erkrankung des Herz-Kreislaufes.

Ein weiter ausgebauter, relevanter Fokus in der Leitlinie ist die chronische Niereninsuffizienz bei Menschen mit Diabetes, sodass nach dieser bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes gefahndet werden sollte, beispielsweise durch eine Bestimmung der eGFR und Albumin-Kreatinin-Ratio im Urin. Zur Behandlung einer vorhandenen chronischen Niereninsuffizienz bei Diabetes gibt es ebenfalls klare Empfehlungen in der Leitlinie.

Mit der Veröffentlichung der Leitlinie setzt die ESC sich zum Ziel, frühzeitig das kardiovaskuläre Risiko und/oder Erkrankungen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes zu erkennen, Begleiterkrankungen im Blick zu haben und über eine individuelle Therapie Folgekomplikationen zu verhindern. „Die Taskforce hofft, dass die neue Leitlinie ein Konzept für den Umgang mit multimorbiden Erkrankten mit häufigen, chronischen, nicht übertragbaren Krankheiten wie atherosklerotischen Herz-Kreislauferkrankungen, Herzinsuffizienz, Diabetes und Chronische Nierenerkrankung liefern und zur Verbesserung der Prognose und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität beitragen können", sagt Prof. Marx abschließend.

Eröffnung einer neuen Spezialambulanz

Die Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen wird ab Mitte Januar 2024 eine Spezialambulanz für Menschen mit Diabetes und kardiovaskulären Erkrankungen einrichten. Anmeldungen für diese Sprechstunde können unter folgenden Telefonnummern vorgenommen werden: 0241 80-35467 oder 0241 80-36108.

In den ESC Guidelines erhalten Sie weitere Informationen zu der ESC-Leitlinie 2023.

 

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