Das Team um Dr. med. Majed Kanaan, Kommissarischer Direktor der Klinik für Kinderkardiologie an der Uniklinik RWTH Aachen, hat ein Neugeborenes mit einem komplexen Herzfehler durch einen seltenen Eingriff gerettet. Im Rahmen einer Notfall-Herzkatheteruntersuchung haben die Spezialisten bei dem kleinen Jungen eine Ballondilatation (Dilatation = Ausdehnung) der Lungenschlagaderklappe vorgenommen und einen kleinen Stent in die Ausflussbahn der rechten Herzkammer implantiert.
Der kleine Jonas hatte einen schwierigen Start ins Leben: Er war bei der Geburt mit seinen 2,7 kg zu klein und litt an einem zu diesem Zeitpunkt nicht bekannten angeborenen Herzfehler. Dr. Kanaan berichtet: „Gerade auf der Welt, tat sich der kleine Mann mit der Atmung schwer, die behandelnden Ärztinnen und Ärzte haben ihn intubiert. Trotz maschineller Beatmung war die Sauerstoffsättigung unzureichend. Im Ultraschall zeigte sich ein Herzfehler. Jonas wurde daraufhin von einer externen Geburtsklinik als Notfall zu uns in die Klinik für Kinderkardiologie verlegt. Für die Eltern war das ein Schock, da vor der Geburt kein Herzfehler bekannt gewesen war.“
Jonas Lungen hatten aufgrund des komplexen Herzfehlers nicht genügend Blut bekommen: Die rechte Kammer war zu klein, die Ausflussbahn zur Lungenschlagader und die Lungenschlagaderklappe waren hochgradig eng. Das führte dazu, dass Jonas Körper trotz Beatmung und maximaler Sauerstoffgabe nicht ausreichend Sauerstoff aus den Lungen bekam. Eine stark ausgeprägte Verengung wie diese kann im schlimmsten Fall zu einem Herzversagen führen.
Komplexer Eingriff
Aufgrund des geringen Körpergewichts und des schlechten Gesundheitszustands kam eine OP nicht infrage. Stattdessen entschied sich das Team um Dr. Kanaan für eine Herzkatheteruntersuchung. Dabei erfolgten eine Ballondilatation der Lungenschlagaderklappe und die Implantation eines kleinen Stents in die Ausflussbahn der rechten Herzkammer. Diese Art der Behandlung war auf vielen Ebenen erfolgreich, freut sich Dr. Kanaan: „Dieser Eingriff hat das Leben des Babys gerettet. Bereits zwei Tage später konnte der Kleine wieder aus eigener Kraft atmen. Die Behandlung hat langfristig aber einen weiteren positiven Effekt: Die rechte Kammer und die Lungengefäße werden in den nächsten Monaten besser wachsen. Das ermöglicht eine Korrektur des Herzfehlers, sobald der Junge größer ist. Er wird also später ein ganz normales Leben führen können.“