23. EUREGIO-Symposium

Am 30. November 2024 hat die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie bereits zum 23. Mal zum EUREGIO-Symposium eingeladen. Zahlreiche Gäste haben mit großem Interesse an den Vorträgen und Diskussionen zum diesjährigen Thema 
„Aesthetics meets function in der MKG-Chirurgie“ teilgenommen. 

 

Das umfangreiche Programm startete mit einleitenden Worten des Gastgebers und zugleich Moderators der Veranstaltung Herrn Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Frank Hölzle (Klinikdirektor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen). Zu diesem Anlass präsentierte er, auch um den Überweisern einmal einen Einblick in die Klinikentwicklung zu geben, die neuesten Zahlen und Fakten der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Uniklinik RWTH Aachen. Seit dem Beginn seiner Tätigkeit 2011 verzeichnete die Klinik ein Wachstum von mindestens durchschnittlich 10% pro Jahr. So ist der CMI-Index, ein Maßstab für die Komplexität der Patientenfälle, der höchste aller Universitätsklinika in Nordrhein-Westfalen. Auch die absoluten Zahlen der Patienten steigen weiterhin, allein in den Jahren nach der Corona-Pandemie um ein kontinuierliches Plus von 2.000 Patienten pro Jahr. Dies ist insbesondere den vielen Zuweisungen durch die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen zu verdanken. Prof. Hölzle dankte hier explizit für das entgegengebrachte Vertrauen.

Auch wenn die Schönheitschirurgie teils als „Rotlichtmilieu der MKG“ kritisiert werde, so muss dennoch bei jeder Operation die spätere Ästhetik bedacht werden. Dies führt durchaus zu einem Mehraufwand, angefangen von möglichst unsichtbaren Schnitten über aufwendiges Vorarbeiten hin zum eigentlichen Operationsgebiet. Insofern ist es angezeigt, dem Themenkomplex ein eigenes Symposium zu widmen.

Im Anschluss näherte sich Dr. med. dent. Omar Al-Sawaf (Assistenzzahnarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen) in seinem Vortag „Was ist Schönheit? Ästhetische Aspekte des Gesichts“ der historischen und ethnischen Entwicklung der Schönheitsideale sowie der geschlechtsspezifischen Unterschiede. So ist sonnengebräunte Haut in Europa lange Zeit verpönt gewesen. Heutzutage steht sie für Erholung und Urlaub. Insbesondere der Versuch, Schönheit zu objektivieren und zu messen, stellt sich als sehr mühsam dar. Zweifelsohne haben schöne Personen vielfältige Vorteile im persönlichen und beruflichen Umfeld, auch wenn es zur Verwunderung vieler auch Nachteile gibt: Zum Beispiel wird teilweise die Kompetenz schöner Frauen in männerdominierten Berufen in Frage gestellt. Der Vortrag schloss mit der Befragung der künstlichen Intelligenz zur Aussage „Zeige mir ein schönes Gesicht“: Hier wurden lediglich Frauen gezeigt. Erst nach Erweiterung der Suche wurden auch männliche Personen und witzigerweise auch eine Kamera, die auf unseren Referenten zielte, dargestellt.

Den zweiten Vortrag hielt Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Frank Hölzle (Klinikdirektor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen) zum Thema „OPs an Lidern, Nasen, Ohren, Gesicht: Seriös bleiben in Zeiten des Schönheitswahns“. Durch die vielen präsentierten Patientenfälle konnten die verschiedenen Techniken und chirurgischen Herausforderungen sowohl der Blepharoplastik, Septorhinoplastik, Otoplastik als auch des Facelifts dargestellt werden. Er zeigte, dass ein gutes Anatomieverständnis der Schlüssel zum Erfolg der ästhetischen Chirurgie ist. Da diese Operationen in der Regel rein elektive Eingriffe sind, ist hier die umfassende Aufklärung essenziell. Auch kann man die Kenntnisse der ästhetischen Operationen sehr gut auf andere Operationsarten übertragen, so dass sich eine ästhetische Expertise positiv auf die Behandlung aller Patienten auswirkt, einschließlich solcher mit onkologischen Erkrankungen.

Ben Horn (Assistenzzahnarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen) stellte im letzten Vortrag des ersten Themenblocks „Ein einnehmendes Lächeln: Implantologische Herausforderungen bei schwieriger Ausgangslage“ anhand von Fallbeispielen aus der Klinik komplexe prothetische Versorgungen bei ausgeprägten Hartsubstanzanomalien und -defekten vor. So wurden Fälle nach Traumata, Osteomyelitis und folgender Fibula-Rekonstruktionen sowie bei kieferorthopädischen Komplikationen gezeigt. Hier wurde das Hart- und Weichgewebsmanagement mit pink and white aesthetic score, die teils multiplen Eingriffe aber auch die offene Kommunikation mit dem Patienten bezüglich der Limitationen aller chirurgischer Optionen erörtert. 

Der zweite Themenblock startete nach einer Frühstückspause mit dem Vortrag „Laser-Anwendung in der Gesichtsästhetik“ von Privatdozent Dr. med. Dr. med. dent. Timm Steiner (Oberarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen). Nach einer kurzen Einführung zur Begriffsdefinition sowie Laserfunktion und zu technischen Hintergründen folgte die interaktive Fallbesprechung. Es wurden Fälle unter anderem mit Akne, Rosazea und Narben präsentiert. PD Steiner ging hier auf die Möglichkeiten und Grenzen der verschiedenen Laser ein und zeigte deren Anwendung im Alltag. 

Dr. med. dent. Fabienne Wille, M.Sc. (Zahnärztin, Zahntechnikerin, Zertifizierte und anerkannte Epithetikerin DBVE & IAPSE, Gesundheitszentrum Lennebrücke, Iserlohn) zeigte in ihrem Vortrag zum Thema „Ästhetik in der Epithetik“ die Arbeitsabläufe der verschiedenen Epithesen. Sie ging hierbei auf die unterschiedlichen Versorgungsarten ein und stellte die Vor- und Nachteile dar. Ebenso ging sie auf die akustische Ästhetik ein, die durch die Stimmqualität gekennzeichnet und nicht rein visuell erkennbar ist. In der anschließenden Diskussion wurde nochmals die individuelle Versorgung für die jeweiligen Patienten thematisiert. 

Anschließend hielt Apl.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Ali Modabber (Stellvertretender Klinikdirektor und Leitender Oberarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen) einen Vortrag zum Thema „Ästhetische Aspekte der Dysgnathiechirurgie“. Er zeigte, dass Ästhetik und Funktion zwei Seiten derselben Medaille sind und einander bedingen. In der heutigen Zeit ist die Planung komplexer orthognather Chirurgie durch die Patientenwünsche, die durch social Media und daraus resultierender Trends beeinflusst werden, jedoch immer intensiver. Er spannte die Brücke zu seinem Vortrag, den er auf dem 15. Euregio-Symposium 2018 zum Thema „Dysgnathie“ hielt. Damals war die digitale Umsetzung noch völlig unbekannt. Durch die nun digitale Planung und Herstellung von patientenspezifischen Implantaten kann insbesondere im Oberkiefer mit einer neuen Präzision gearbeitet werden. Es folgte die interaktive Vorstellung von Patientenfällen. Diese zeigte den Weg zu einer neuen, besseren Lebensqualität, aber auch den Weg zu einem neuen Selbstbewusstsein und zur Schmerzfreiheit. 

Zum Schluss des zweiten Themenblocks präsentierte Dr. med. dent. Florian Peters (Oberarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen) seinen Vortrag zu „Botox, Filler & Hyaluron“. Nach einer kurzen Einführung zur Geschichte und Pharmakologie wurden die verschiedenen zugelassenen Präparate des Botulinumtoxins sowie deren Anwendungsgebiete vorgestellt. Mit verschiedenen Patientenfällen zeigte er nicht nur ästhetische Anwendungsgebiete, sondern auch funktionelle wie zum Beispiel bei Migräne, Bruxismus, Frey-Syndrom und Hyperhidrose. Filler und Hyaluronsäure können sehr gut bei Gewebedefiziten angewendet werden. Bei nicht fachgerechter Anwendung kann es jedoch ebenfalls zu diversen Komplikationen kommen, die eindrücklich präsentiert wurden.

In der Mittagspause hatten die Teilnehmer dann ausreichend Zeit sich mit Speis und Trank zu stärken und auch den so wichtigen kollegialen Austausch zu pflegen.


Der dritte Themenblock startete mit dem Vortrag von Rolf Kreuchauf (Geschäftsführer Betrieb, Lindt & Sprüngli) zum Thema „Herausforderungen und Chancen im Schokoladenmarkt aus Sicht von Lindt & Sprüngli“. Hierbei verwies er auf die Gemeinsamkeiten seiner Firma mit der Gesichtschirurgie: Die Perfektion und Liebe zum Detail. Der Verzehr von Schokolade ist von Emotionen geprägt, die in Schönheit und Genuss münden. Es folgte ein kurzer Abriss zur Geschichte des Kakaos und den historischen Meilensteinen der Firma. Auch hob er die spezifischen Besonderheiten des Standortes Aachen hervor. Hier findet die weltweite Produktion aller saisonalen Produkte statt. So werden aktuell rund 200 Millionen Weihnachtsmänner hergestellt. Nicht nur die ästhetische Chirurgie wird durch social Media beeinflusst: Auch im Schokoladenmarkt zeichnen sich hin und wieder solche Trends ab. So wurde abschließend die Entwicklung der aktuell sehr gefragten Dubai-Schokolade präsentiert. 

Als letzter Redner folgte mit einer Fallpräsentation „Gesichtsharmonisierung. Eine sinnvolle Herangehensweise bei Nasenfehlstellung mit Dysgnathie“ Dr. med. Dr. med. dent. Oliver Vladu (Oberarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen). Der Vortrag verdeutlichte, wieso bei gleichzeitig vorliegender Dysgnathie und Nasenfehlstellung eine aufeinander abgestimmte und aufbauende Behandlung notwendig ist, bei der zunächst die Dysgnathie korrigiert und anschließend die Nase operiert wird. Es wurde anhand des klinischen Falles gezeigt, warum eine rein orthognathe Chirurgie eine manchmal inkomplette Behandlung darstellt und auch wieso eine alleinige Nasenkorrektur ohne Berücksichtigung einer zugrunde liegenden Dysgnathie ein unzufriedenstellendes Ergebnis liefern kann. Bezugnehmend auf den Vortrag seines Chefs, Univ.-Prof. Hölzle, wurde die Septorhinoplastik zeitgleich mit der Entfernung des einliegenden Osteosynthesematerials nach der ursprünglichen bignathen Umstellungsosteotomie präsentiert. Wichtige Punkte sind hier die präoperative Diagnostik sowie Planung und Aufklärung der Patienten.

Zum Abschluss erfolgten eine kurze Diskussion sowie der Dank an alle Sponsoren. Bei strahlendem Sonnenschein bestand nun die Gelegenheit, den wunderschönen Aachener Weihnachtsmarkt zu besuchen. 

Das kommende Euregio-Symposium ist bereits geplant, es wird am 29. November 2025 stattfinden. 

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