Gynäkologie, Geburtshilfe und Säuglingspflege
Lehrfilm Häusliche "Krankenpflege" (um 1935)
Bereits in der antiken Medizin finden sich zahlreiche Hinweise auf Hebammen, die zugleich auch Ärztinnen gewesen sind. Diese waren ihren männlichen Kollegen gleichgestellt und hoch geschätzt. Zeugnisse insbesondere der römischen Antike vermitteln den Eindruck, dass sie während ihrer Berufsausübung zu einigem Wohlstand gekommen sind. Durch das Bildungsmonopol der Klöster im beginnenden Mittelalter verloren sie jedoch die Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung, um ihren eigenen Berufsstand weiter zu entwickeln. Aus den schriftlichen Quellen dieser Zeit geht allerdings hervor, dass das Wissen innerhalb einiger Familien weitergegeben wurde und so einige Frauen weiterhin als Hebammen, Krankenpflegerinnen, Baderinnen und Chirurginnen tätig waren. Erst im Spätmittelalter mit dem Aufstieg der Städte, deren Stadträte das Zusammenleben durch Verordnungen und Berufsgruppenabgrenzungen regelten, wurden die Ärztinnen aus der praktischen Medizin verdrängt. Sie konnten lediglich als Hebammen und Pflegerinnen weiterarbeiten.
Im 18. Jahrhundert wurde auch dieses Berufsfeld den Frauen verschlossen, da das Berufsbild der Hebamme in das akademische Lehrfach der Gynäkologie integriert wurde, das Frauen verwehrt blieb. Die Frauenheilkunde etablierte sich langsam als eigenständiges Fach der medizinischen Disziplinen zusammen mit der klinischen Geburtshilfe und wurde von den männlichen Ärzten dominiert. Erst mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert kam es in Verbindung mit der Frauenbewegung und der Übernahme der Krankenpflege durch weltliche Akteure und Gruppierungen zu einem Reformversuch hin zur freiberuflichen Krankenpflege. Ziel dieser Verbände und aufgeklärter Ärzte war es, die Krankenpflege zu einem staatlich - und gesellschaftlich - anerkannten Ausbildungsberuf zu gestalten, was jedoch durch heftigen Widerstand der konservativen Mediziner und Politiker verzögert wurde. 1907 wurde schließlich für Preußen eine erste Prüfungsordnung erlassen, die von den anderen deutschen Ländern bald übernommen wurde.