Bestimmung des BRCA1-/BRCA2-Mutations-Status

BRCA-Mutationen und Einsatz von PARP-Inhibitoren beim Ovarialkarzinom:

Die Bestimmung des BRCA1-/BRCA2-Mutationsstatus ist wichtig für eine neue, zielgerichtete Behandlung des Ovarialkarzinoms (OC), der aggressivsten Tumorerkrankung der Frau. Klinische Anzeichen zeigen sich beim OC oft erst spät im Verlauf, entsprechend ist die Prognose häufig ungünstig (etwa 45 %-5-Jahres-Überlebensrate1). Bei bestimmten epithelialen OCs (high-grade seröse OCs) wurde kürzlich bei Auftreten eines Rezidivs, in Kombination mit dem Ansprechen des Tumors auf bestimmte Chemotherapeutika („Platin-Sensitivität“) von der Europäischen Arzneimittelbehörde2 die Therapie mit einem sog. PARP-Inhibitor (Medikament: OlaparibTM der Firma AstraZeneca) zugelassen. Bedingung für eine mögliche Wirksamkeit ist der Nachweis einer pathogenen BRCA1- oder BRCA2-Mutation bei den Patientinnen3.

Mehr zum Target-Protein PARP:

Bei den Poly-ADP-Ribose-Polymerasen (PARPs) handelt es sich um Proteine, die u. a. für die Reparatur von DNA-Strangbrüchen verantwortlich sind. In BRCA-mutierten Zellen findet die DNA-Reparatur nicht mehr durch die sehr fehlergenaue homologe Rekombination statt, sondern vermehrt durch andere, weniger akkurate Mechanismen (nicht homologe End-Joining (NHEJ), Basenexzisionsreparatur), die u. a. die Mitwirkung des Enzyms PARP erfordern. Dadurch kommt es zu einer gesteigerten Mutationsrate der Krebszellen. Es gibt unterschiedliche Erklärungsansätze für die Wirkungsweise der sog. PARP-Inhibitoren wie OlaparibTM. Vereinfacht dargestellt wird durch die PARP-Inhibitoren die DNA-Reparatur gehemmt, sodass die DNA der Zelle vermehrt geschädigt wird und es schließlich zum Absterben durch Apoptose kommt4.

BRCA1- und BRCA2-Mutationen und Bedeutung für die Patientinnen:

Generell finden sich BRCA1- und BRCA2-Mutationen bei ca. fünf bis 15 Prozent der Patientinnen mit einem high-grade serösen OC5, jedoch liegt lediglich bei etwa 17 Prozent der Fälle eine rein somatische, auf den Tumor beschränkte, Mutation vor6. Bei einem größeren Anteil der Patientinnen liegt somit keine somatische Veränderung, sondern eine vererbbare sog. Keimbahnmutation vor. Grundsätzlich kann bei Nachweis einer Mutation an Tumorgewebe eine Keimbahnmutation nicht ausgeschlossen werden. Der Nachweis einer Keimbahnmutation bedeutet wiederum ein zusätzliches erhöhtes Tumorrisiko für die Patientinnen selbst, sowie für Nachkommen und Anverwandte. Sie sollten somit eingehend über die möglichen Konsequenzen eines Mutationsnachweises aufgeklärt und genetisch beraten werden (§10 GenDG).


BRCA1-/BRCA2-Analytik mittels des Next-Generation-Sequencing-Verfahrens:

Die BRCA1-/BRCA2-Mutationsanalytik kann an Tumormaterial durchgeführt werden, das im Rahmen der pathologischen Diagnostik asserviert wurde, sogenanntes Paraffin-eingebettetes Gewebe (FFPE-Material). Ausgehend von Schnittpräparaten dieses Materials auf Glasobjektträgern kann der Pathologe Bereiche mit einem hohen Anteil an Tumorzellen anzeichnen, die für die Isolation der DNA in ein Gefäß überführt werden. Mit Hilfe der PCR-Technik und einer Sequenziertechnik, dem Next-Generation-Sequencing-Verfahren, lassen sich dann aus der genomischen DNA die spezifischen Gene BRCA1 und BRCA2 vermehren und analysieren. Nur das Next-Generation-Sequencing-Verfahren erlaubt die rasche Untersuchung von mehreren Millionen DNA-Basen in wenigen Tagen. Bei der BRCA-Mutationsanalyse kommt es aufgrund der Größe der Gene (BRCA1: ca. 5,5 kb, BRCA2: ca. 10,2 kb) und der hohen Sensitivität des Verfahrens zum Einsatz.

Zusammenfassende Indikation für die BRCA1-/BRCA2-Analyse an Tumorgewebe bei der Frage nach möglicher Therapie mit PARP-Inhibitoren (OlaparibTM):

  • rezidivierender Ovarialkarzinom
  • high-grade seröser Tumor
  • platin-sensitiv

Referenzen:

  1. http://www.cancer.org
  2. http://www.ema.europa.eu 
  3. Ledermann J, et al., Lancet Oncol. 15:852-61.
  4. Scott CL, et al., J Clin Oncol. 2015. 33:1397-406.
  5. Lynch HT et al., Mol Oncol. 2009. 3:97-137.
  6. Alsop K et al., J Clin Oncol. 2012. 30:2654-63.