Ablauf am OP-Tag
Je nach Eingriff werden die Kinder vorab auf einer der Kinderstationen aufgenommen oder zum Beispiel über das Same-Day-Surgery-Zentrum (SDSZ) einbestellt. Hierzu bekommen Sie detaillierte Informationen.
Nüchternheit
In sehr seltenen Fällen kann während der Einschlafphase der Narkose Mageninhalt zurück in den Rachen laufen und aufgrund des Verlustes der Schutzreflexe in die Lunge gelangen. Dies nennt man Aspiration und das kann zu einer Lungenentzündung führen. Deswegen ist es wichtig, dass der Magen Ihres Kindes bei der Einleitung der Narkose leer ist. Um dieses Ziel zu erreichen, gelten folgende Regeln zur Aufnahme von Flüssigkeit und Nahrung vor dem Eingriff:
- bis sechs Stunden vor Narkosebeginn ist feste Nahrung erlaubt
- bis vier Stunden vor Narkosebeginn sind nicht klare Flüssigkeiten wie zum Beispiel Fertigmilch, Kuhmilch oder Kakao erlaubt (200ml). Alternativ kann auch ein kleiner Becher Joghurt (150g) oder ein Glas Brei bis zu dieser Zeit gegessen werden.
- Alle Kinder sollen ausdrücklich bis eine Stunde vor Narkosebeginn klare Flüssigkeiten (Tee, klare Fruchtsäfte oder Saftschorlen ohne Fruchtfleisch, Wasser) trinken, um einen Flüssigkeitsmangel und Unruhe wegen Hungers zu vermeiden.
Es ist kein Vorteil, Kinder länger als nötig nüchtern zu lassen! Daraus ergibt sich kein besserer Schutz vor einer Aspiration. Im Gegenteil: eine verlängerte Nüchternzeit wirkt sich negativ auf das Wohlbefinden der Kinder aus und der Flüssigkeitsmangel kann während des Eingriffs Probleme bereiten.
Lokalanästhesie-Pflaster
Um die Anlage eines Venenzugangs etwas weniger unangenehm zu machen, werden den Kindern ein oder zwei lokal betäubende "Zauber-Pflaster" z.B. an Händen und/oder Füßen aufgeklebt. Die darin enthaltene Creme muss etwa 45-60min lang einwirken, um die Haut an der geplanten Einstichstelle zu betäuben.
Wenn Sie erst am OP-Tag einbestellt werden, lassen Sie sich das Pflaster bitte mitgeben, damit Sie es bereits zu Hause anbringen können. Eine genaue Anleitung dazu erhalten Sie im Prämedikationsgespräch.
Beruhigungssaft
Ab dem sechsten Lebensmonat bekommen Kinder in den meisten Fällen kurz vor der Narkose einen „Beruhigungssaft“, der entspannt und etwas müde macht. Die Kinder empfinden so weniger Angst und Stress und vergessen mögliche unangenehme Erinnerungen.
Bei kurzen diagnostischen Eingriffen (MRT, Magen-/Darmspiegelungen) geben wir diese Medikamente erst unmittelbar vor Ort über die Vene.
Begleitung
Die Trennung von den Eltern ist für die Kinder und für Sie der schwierigste Moment. An dieser Stelle ist es uns besonders wichtig, Angst und Stress für die Kinder zu vermeiden.
Damit sich Ihr Kind in der fremden Umgebung wohler fühlt, bitten wir Sie, ein kleines Spielzeug oder Kuscheltier mit in den OP zu bringen. Größere Kinder können sich während der Vorbereitung auch mit Musik (über Kopfhörer) oder Spielen am Tablet ablenken.
Wir werden Ihr Kind entweder in Ihrem Beisein an der Schleuse zum OP in einen Dämmerschlaf (Sedierung) versetzen oder Ihnen die Begleitung bis zum Einschlafen im OP-Saal anbieten, sofern die Umstände dies erlauben.
Neugeborene und kleine Säuglinge sind von diesem Vorgehen ausgenommen, da sie uns noch nicht als fremd und die Trennung von den Eltern nicht als beängstigend wahrnehmen.
Narkoseeinleitung
Für den Beginn einer Narkose gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Wenn bereits ein Venenzugang vorhanden ist oder unmittelbar und ohne Stress für das Kind gelegt werden kann, verabreichen wir die nötigen Medikamente direkt intravenös. In Ausnahmefällen können gesunde Kinder ohne bestehenden Venenzugang über eine Maske Narkosegas einatmen, bis sie innerhalb weniger Atemzüge eingeschlafen sind und wir anschließend den Zugang im Schlaf legen.
Nach der Operation
Wenn die Operation vorbei ist, bringen wir Ihr Kind in unseren Aufwachraum. Zu diesem Zeitpunkt informieren wir Sie gerne, damit ein Elternteil direkt wieder zu seinem Kind kommen kann. Im Aufwachraum überwachen wir weiterhin die Funktion von Atmung und Kreislauf. Außerdem stellen wir sicher, dass die bereits während der Narkose verabreichten Schmerzmedikamente ausreichend wirken.
In wenigen Fällen kommt es bei manchen Kindern unmittelbar nach einer Narkose zu Unruhe, Erregungs- und Angstzuständen, einem sogenannten Aufwachdelir. Dies ist keine Unverträglichkeit der Narkose. Die Symptome verschwinden nach einiger Zeit folgenlos von allein. Dennoch ist die Situation für alle Beteiligten sehr belastend. Deswegen unterstützen wir Ihr Kind in dieser Phase mit beruhigenden Medikamenten, einer guten Schmerztherapie und einer abgeschirmten Umgebung im Aufwachraum.
Für alle Kinder steht in unserem Aufwachraum zur Belohnung und Erfrischung Wassereis zur Verfügung!
Wenn ihr Kind ausreichend wach ist und wir eine gute Schmerztherapie erzielt haben, erfolgt die Verlegung zurück auf die Kinderstation oder bei ambulanten Eingriffen die Entlassung nach Hause.