Hörstörungen betreffen alle Altersklassen und können vielfältige Ursachen haben. Die Ausprägung der Störung kann von leichter Schwerhörigkeit bis hin zur Taubheit oder Gehörlosigkeit reichen. Das Team um Univ.-Prof. Dr. med. Martin Westhofen, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde und Plastische Kopf- und Halschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, bietet für Kinder und Erwachsene eine Vielzahl an Hörlösungen an, die an die individuellen Bedürfnisse und den Lebensstil von Menschen mit einseitiger oder beidseitiger Einschränkung des Hörvermögens angepasst werden können. Selbst Menschen, die vollständig ein- oder beidseitig taub sind, können mithilfe des sogenannten Cochlea-Implantats wieder hören, auch in geräuschvoller Umgebung wieder Sprache verstehen und aktiv am Leben teilnehmen. Im Interview erklärt der Experte der Uniklinik die verschiedenen Formen der Schwerhörigkeit und informiert über moderne Behandlungsmöglichkeiten.
Herr Prof. Westhofen, welche Formen der Schwerhörigkeit gibt es?
Prof. Westhofen: Die Formen der Schwerhörigkeit sind ebenso vielfältig wie die Ursachen. Die wohl meist verbreitete Form ist die Schwerhörigkeit im Alter, die sich auf einen Funktionsverlust der Haarzellen im Innenohr zurückführen lässt. In anderen Fällen ist die mechanische Schallübertragung über das Trommelfell und die Gehörknöchelchen gestört. Mögliche Ursachen dafür sind beispielsweise Verwachsungen, Verletzungen des Trommelfells oder chronische, oft zu spät vom Patienten bemerkte Entzündungen des Ohrs. Weitere bekannte Formen der Schwerhörigkeit sind Lärmschwerhörigkeit oder der Hörsturz. Viele langsamfortschreitende Hörstörungen auch in höherem Lebensalter haben von Geburt an bestehende Änderungen des Erbguts (sogenannte Mutationen) zur Ursache.
Herr Prof. Westhofen, welche Diagnose- und Behandlungsmöglichkeitenbietet Ihre Klinik an?
Prof. Westhofen: Unsere Klinik bietet alle Möglichkeiten der Diagnostik und Behandlung der unterschiedlichen Schweregrade einer Hörstörung an – fürKinder und Erwachsene. Das Spektrum der Versorgung reicht dabei von der medikamentösen Therapie bei akuter Hörstörung über hörverbessernde Operationen bis zur operativen Versorgung mit Hörimplantaten, das hängt allein von der Art und Ausprägung der Hörstörung ab. Eine spezielle Behandlungsmaßnahme ist der Einsatz einer Hörprothese, des sogenannten Cochlea-Implantats. Dabei handelt es sich um ein elektronisches Gerät, das die Funktion des beschädigten Innenohrs (Cochlea) übernimmt. Im Gegensatz zu Hörgeräten, die die Lautstärke von Geräuschen erhöhen, übernehmen Cochlea-Implantate die Funktion der beschädigten Teile des Innenohrs, damit sichAudiosignale an das Gehirn übertragen lassen. In Fällen, die bis vor kurzem nicht behandelbar waren, können inzwischen auch implantierbare Hörgeräte (middleearimplants) eingesetzt werden.
Herr Prof. Westhofen, für wen eignet sich ein Cochlea-Implantat?
Prof. Westhofen: Cochlea-Implantate sind für Patienten mit hochgradiger Funktionsstörung des Innenohrs (Schnecke) geeignet, die nach dem achten Lebensjahr ertaubt sind und Sprache erlernt haben sowie für Kinder vor dem achten Lebensjahr, auch wenn keine Sprache angebildet ist. Mit rechtzeitig eingesetzten Implantaten erlernen diese Kinder überwiegend Sprache. Inzwischen sind die Implantate auch für einseitig taube Patienten geeignet, umräumliches Hören und Sprachverstehen im Störgeräusch zu erreichen.
Herr Prof. Westhofen, wie finden die Patienten zu Ihnen?
Prof. Westhofen: Unsere Klinik bietet eine spezielle Sprechstunde für Cochlea-Implantate an. Diese findet täglich von 08:00 bis 11:30 Uhr statt. Termine können gern über die Tel.: 0241 80-89361 oder 80-88416 vereinbart werden.