Neurovaskuläre Erkrankungen

Erkrankungen der Blutgefäße von Gehirn und Rückenmark

Neben der allgemeinen Notfallversorgung ist die Uniklinik RWTH Aachen seit 2018 als eines der ersten Zentren deutschlandweit im Rahmen eines Neurovaskulären Netzwerks zertifiziert. Sie stellt somit die Versorgung auch überregional, schnellstmöglich und auf höchstem Niveau sicher. Durch die breit gefächerte Expertise der beteiligten Fachabteilungen (Neurochirurgie, Neurologie, Neuroradiologie, Gefäßchirurgie und Operative Intensivmedizin) stehen uns alle Möglichkeiten zur Verfügung, eine adäquate, differenzierte Diagnostik und Therapie komplexester Gefäßerkrankungen des Gehirns in der Routine und in der Notfallsituation zu ermöglichen.

Ambulante Beratung

Die Neurochirurgie berät als großes, neurovaskuläres Zentrum im Rahmen der Sprechstunden Patientinnen und Patienten zeitnah, ausführlich und individuell zu allen Gefäßerkrankungen des Gehirns und des Rückenmarks. Wir leiten die nötigen Schritte zur weiteren Abklärung in die Wege und klären einen etwaigen Therapiebedarf. Ebenfalls besteht bei uns explizit die Möglichkeit zur Einholung einer Zweitmeinung.

Gemeinsam mit den Patienten besprechen wir anhand der individuellen Geschichte und Symptome die Befunde in der Bildgebung und weitere Behandlungsmöglichkeiten. Aufgrund unserer Zusatzausbildung auch in den endovaskulären Behandlungstechniken (coiling, stenting) können wir Sie hier in Aachen umfassend und neutral die Vor- und Nachteile von Operationen und Kathetereingriffen an Modellen, Videos und Schautafeln erläutern und diskutieren.

Alle Patienten werden zusätzlich in einer wöchentlichen Konferenz mit allen anderen beteiligten Kliniken vorgestellt und interdisziplinär die beste Therapiestrategie erarbeitet. Unser Ziel ist es immer, die optimale und effektivste, aber gleichzeitig risikoärmste Therapie für den einzelnen Patienten zu finden.

Operative Versorgung

Wird gemeinsam mit dem Patienten die Entscheidung zur operativen Versorgung getroffen, können wir auf alle neuen Verfahren zur intraoperativen Bildgebung wie die ICG-Fluoreszenz Angiographie, die Neuronavigation, das neurophysiologische Monitoring, den Mikrodoppler und das exoskopische Operieren am robotischen 3D-Hochleistungsmikroskop zurückgreifen. Besonders kleine Zugangswege (sogenannte Mini-Kraniotomien, u.a. über einen Schnitt in der Augenbraue oder am Haaransatz) gewährleisten sehr schonende, sichere und kosmetisch zufriedenstellende Operationsergebnisse.

Bei komplexen Gefäßmissbildungen (u.a. sog. Giant-/Riesen-Aneurysmen, arterio-venöse Malformationen Spetzler Grad IV-V, Hochrisiko-Fisteln) kommen routinemäßig auch sehr aufwändiges Hilfsmittel wie das „rapid ventricular pacing“ (funktioneller Herzstillstand), die Behandlung mit Adenosin (temporärer Herzstillstand), die proximale Carotiskontrolle und der Bypass-Standby zum Einsatz.

Besondere Expertise und große Erfahrung bestehen u.a. bei folgenden Behandlungsschwerpunkten:

  • zerebrale Aneurysmen (rupturiert und nicht-rupturiert)
  • durale arteriovenöse Fisteln (durale AV-Fistel) im Gehirn und am Rückenmark: insbesondere auch in Hinblick auf die sehr seltene Erkrankung der spinalen, duralen AV-Fistel können wir aufgrund langjähriger Zusammenarbeit mit der Neuroradiologie als Referenzzentrum auf einen besonders großen Erfahrungsschatz zurückgreifen.
  • spinale und kraniale arteriovenöse Malformationen (AVM)
  • Cavernome in eloquenten Hirnregionen (u.a. Hirnstamm)
  • zerebrale Revaskularisierung (sog. EC/IC-Bypass-Operationen) im Rahmen von komplexen Aneurysmen, Schädelbasistumoren und der „zerebro-vaskulären Verschlusskrankheit“ (Verschluss der Halsschlagader, Moyamoya-Erkrankung)

Interessierten Patienten bieten wir u.a. auch die Teilnahme an klinischen Studien an, u.a. zur medikamentösen Behandlung von Aneurysmen und Cavernomen.

Behandlung auf der Intensivstation

Alle Untersuchungen und Behandlungen komplexer Erkrankungen stehen in der kontinuierlichen Weiterentwicklung. Die Neurochirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen ist hier wichtiger Motor zur Erneuerung und Verbesserung, da sie regelhaft in aufwändige Forschungs- und Entwicklungsbemühungen investiert und viele klinische Studien initiiert und begleitet hat. Seit 2014 verfügt unsere Klinik über die Möglichkeit zum „invasiven Neuromonitoring“, das stetig erweitert wird und auf der Intensivstation (Klinik für Operative Intensivmedizin, Prof. Dr. G. Marx) auch bei bewusstlosen Patienten eine detaillierte Beurteilung erlaubt. Angewendet wird hier u.a. die zerebrale Mikrodialyse (Messung des Stoffwechsels im Gehirn), die Bestimmung der zerebralen Sauerstoffsättigung (u.a. durch invasive Sonden oder durch die sog. Oberflächenspektroskopie = NIRS), die Erhebung der zerebralen Autoregulation, die retinale Gefäßanalyse und die Aufzeichnung der Hirnströme (u.a. zur Erfassung sogenannter „cortical spreading depolarizations“), die unser Zentrum zu einem der Führenden auf dem Gebiet des „invasiven Neuromonitorings“ macht.

Wissenschaft und Förderung

Eng verknüpft mit der klinischen Tätigkeit ist auch das wissenschaftliche Engagement der „AG neurovaskuläre Forschung“ in Zusammenarbeit mit dem Labor für Translationale Neurochirurgieund Neurobiologie (Prof. Dr. U. Lindauer). Die klinischen Studien und experimentellen Arbeiten zu zerebralen Aneurysmen, zur Subarachnoidalblutung und anderen vaskulären Erkrankungen des Gehirns wurden in der Vergangenheit mehrfach ausgezeichnet. Hierzu erhielt die AG zahlreiche Forschungspreise, Stipendien und Fördermittel u.a. von folgenden Gesellschaften:

Weitere Informationen zu den aktuellen Forschungsthemen finden Sie hier.

Gefäßsprechstunde

Die Gefäßsprechstunde findet mittwochs statt. Anmeldung unter Tel.: 0241 80-88483.

Ansprechpartner und Koordination Neurovaskuläre Erkrankungen:

Priv.-Doz. Dr. med. Anke Höllig, Stellv. Klinikdirektorin
Schwerpunkt: Allgemeine Neurochirurgie, tiefe Hirnstimulation und Neuromodulation, Hypophysenchirurgie, Neurointensivmedizin
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