320.000 Euro für Forschungsprojekt zum Lipödem

Priv.-Doz. Dr. med. Anja Boos, Stellvertretende Direktorin und Leitende Oberärztin der Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, erhält für ihr Forschungsprojekt zum Thema „Pathomechanismen des Lipödems – Analyse primärer Zellisolate bezüglich hormoneller Dysbalancen, Gefäßpathologien und Entzündungsprozessen“ eine Fördersumme von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) in Höhe von rund 320.000 Euro. Die Projektlaufzeit beträgt drei Jahre.

Das Lipödem ist charakterisiert durch eine verstärkte, symmetrische Fettansammlung an bestimmten Stellen des Körpers, in der Regel an Gesäß, Ober- und Unterschenkeln. Lipödeme kommen fast ausschließlich bei Frauen vor. Schätzungen zufolge ist circa jede zehnte Frau betroffen, das sind knapp vier Millionen Betroffene allein in Deutschland. Hormonelle Veränderungen, vor allem in der Pubertät, aber auch eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre können die Erkrankung auslösen oder verstärken. Die betroffenen Frauen sind einem hohen Leidensdruck ausgesetzt, wie Priv.-Doz. Dr. med. Anja Boos erläutert: „An den Armen und Beinen bilden sich vermehrt blaue Flecken, bei Fortschreiten der Erkrankung kommen häufig Schmerzen hinzu. Viele Frauen werden nachts vor Schmerzen wach, weil sie einen starken inneren Druck an den Beinen empfinden. Die Lebensqualität dieser Frauen ist extrem eingeschränkt.“

Ursachen bislang weitestgehend unbekannt

Das Lipödem-Fettgewebe enthält viele feine Blutgefäße, sogenannte Kapillaren, deren Wände eine ungewöhnlich starke Durchlässigkeit aufweisen. Warum das so ist, konnte bislang nicht erforscht werden. „Wir wissen derzeit nur, dass bei Lipödem-Patientinnen das Zusammenspiel von Fett-gewebs- und Fresszellen sowie der Gefäßversorgung aus dem Gleichgewicht geraten ist. Außerdem liegt aufgrund der familiären Häufung beim Auftreten eines Lipödems der Verdacht nahe, dass die Erkrankung erblich bedingt ist“, sagt Dr. Boos.

Krankheitsmechanismen im Fokus

Gemeinsam mit ihrer Arbeitsgruppe wird Dr. Boos im Rahmen ihres Forschungsprojekts den Ursachen des Lipödems und dem Zusammenspiel verschiedener verstärkender Faktoren auf den Grund gehen. „Wir wollen herausfinden, welche Mechanismen der Entstehung eines Lipödems zugrunde liegen. Denn nur wenn wir die Entstehungsprozesse verstehen, können wir anhand dieser Erkenntnisse versuchen, die Therapie zu optimieren und die undichten Gefäße wieder zu reparieren.“ Eine Heilung, so Dr. Boos, sei erst in ferner Zukunft realistisch. „Die Lipödem-Forschung steckt noch in den Kinderschuhen, was bislang vor allem an den fehlenden finanziellen Mitteln lag. Umso mehr freue ich mich über die Förderung durch die EKFS – vor allem im Sinne der betroffenen Frauen, die einem enormen physischen und psychischen Leidensdruck ausgesetzt sind, und die es verdient haben, dass wir ihrer schwerwiegenden Erkrankung in der Forschung mehr Aufmerksamkeit schenken.“

Priv.-Doz. Dr. med. Anja Boos verfügt über eine ausgezeichnete Expertise auf dem Gebiet der rekonstruktiven Verfahren für das Lymph- und Lipödem. Außerdem widmet sie sich thematisch seit vielen Jahren der Förderung und Hemmung der Lymphgefäßneubildung. Dafür listete sie das Magazin FOCUS 2021 erstmalig als Top-Medizinerin in der Kategorie Lip- und Lymphödem.

Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) – Forschung fördern. Menschen helfen.

Die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung widmet sich der Förderung medizinischer Forschung und unterstützt humanitäre Projekte. Bis heute hat sie rund 2.300 Projekte gefördert. Mit einem jährlichen Fördervolumen von aktuell über 60 Millionen Euro ist sie die größte Medizin fördernde Stiftung Deutschlands. Weitere Informationen finden Sie unter: www.ekfs.de

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