Für seine wegweisende Forschungsarbeit wird Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Rafael Kramann, Leiter des lnstituts für Experimentelle lnnere Medizin und Systembiologie an der Uniklinik RWTH Aachen, mit dem diesjährigen Wilhelm Vaillant-Preis ausgezeichnet. Die Verleihung des mit 20.000 Euro dotierten Preises fand am 12. November in München statt.
Prof. Kramann arbeitet daran, Organvernarbungen zu verstehen und neue Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. Der Fokus hierbei ist die Niere, insbesondere chronische Niereninsuffizienz, aber auch das Herz (Herzinsuffizienz) und andere Organsysteme. Mittels moderner und vor allem kombinierter Hochdurchsatz-Methoden auf Genexpressions-, Protein- und Metabolismus-Ebene identifiziert er Mechanismen, die es ermöglichen können, neue Therapieoptionen zu entwickeln. Er konnte den zellulären Ursprung von Fibrose in der Niere, dem Herzen und dem Knochenmark aufschlüsseln und verschiedene neue Therapietargets identifizieren. Aktuell nutzt er mit seinem Team dieses Wissen für die Entwicklung von neuen Medikamenten für chronische Herz- und Niereninsuffizienz.
Diese Forschungstätigkeit hat nun die Wilhelm Vaillant-Stiftung mit dem Preis 2021 gewürdigt. „Mit seinen herausragenden Arbeiten im Bereich von Organfibrose reiht sich Professor Kramann in die beeindruckende Abfolge der Träger des Wilhelm Vaillant-Preises ein. Die Kombination von klinischer Tätigkeit, Patientenversorgung sowie Lehre in der lnneren Medizin und Nephrologie mit exzellenter translationaler Grundlagenforschung und klinischer Forschung überzeugt.“, so Prof. Dr. med. Sven Mahner, Vorsitzender des Stiftungsrats und Direktor der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Werdegang Prof. Kramann
Prof. Kramann studierte Medizin an der RWTH Aachen University. Nachdem er an der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin der Uniklinik RWTH Aachen zum Thema kardiale Bildgebung promovierte, und eine mehrjährige klinische Ausbildung in der Nephrologie absolvierte, forschte er von 2011-2015 an der Harvard Medical School (Boston, MA, USA). Seit 2015 baute er ein internationales Forschungsteam an der Uniklinik RWTH Aachen auf und brachte parallel hierzu seine naturwissenschaftliche Doktorarbeit an der Erasmus Universität in Rotterdam zum Abschluss. Von 2017-2020 hatte er die Professur für Kardio-Nephrologie (W2) in der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, rheumatologische und immunologische Erkrankungen (Medizinische Klinik II) der Uniklinik RWTH Aachen inne. Im Jahr 2020 wurde Prof. Kramann auf den neuen Lehrstuhl für Experimentelle Innere Medizin und Systembiologie der RWTH Aachen University berufen (W3) und leitet das gleichnamige Institut als Gründungsdirektor. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit arbeitet er als Oberarzt an der Medizinischen Klinik II der Uniklinik RWTH Aachen und leitet eine Arbeitsgruppe an der Erasmus Universität in Rotterdam. Er ist verheiratet mit Univ.-Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Rebekka Schneider-Kramann und hat zwei Kinder.
Für seine Arbeiten wurde Prof. Kramann vielfach national und international ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er den Stanley Shaldon Award der Europäischen Gesellschaft für Nephrologie, den Franz Volhard Preis der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie, den Harvard University Innovation Lab Preis, den Bernd Tersteegen Preis des Verbands Deutscher Nierenzentren sowie den Theodor Frerichs Preis der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie.
Zum Wilhelm Vaillant-Preis
Professor Wilhelm Vaillant, ursprünglich Ingenieur (aber nicht verwandt mit dem Heizungshersteller) war ein Spätberufener der Medizin. Erst im Alter von 50 Jahren entschloss er sich zum Medizinstudium. Mit einem Teil seines Vermögens errichtete er 1980 die nach ihm benannte Stiftung, die 1981 vom damaligen Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus genehmigt und damit rechtsfähig wurde. Sie hat ihren Sitz in der Frauenklinik des Universitätsklinikums München und fördert die medizinische Forschung und den Aufbau von Gesundheitseinrichtungen. In der Frauenklinik rief Vaillant 1985 die „Wilhelm Vaillant-Einheit für Frühdiagnostik von Erkrankungen der Brust“ ins Leben und stattete die Einheit mit den damals modernsten Geräten für Brustdiagnostik aus. Bis heute ist diese gemeinsam von der LMU-Frauenklinik und LMU-Radiologie betriebene Einrichtung eine der größten und modernsten Einrichtungen zur Vorsorge und Früherkennung von Brusterkrankungen in Europa.