Pilzsaison gestartet: Zwischen Gaumenfreude und Vergiftung

Sammeln kann man sie zwar in fast jedem Monat, die eigentliche Hauptsaison der kleinen Waldbewohner beginnt allerdings erst Anfang September: Die Rede ist von Champignon, Pfifferling und Co. Aber Achtung, nicht jeder Pilz ist bekömmlich. Wenn sich Pilzsammlerinnen und -sammler bei feuchtwarmen Wetter in die Wälder begeben, laufen Sie Gefahr, an einen giftigen Gesellen zu geraten. Wir erklären Ihnen, wie sich Pilzvergiftungen erkennen lassen und was zu tun ist.

Wer im Herbst im Wald unterwegs ist und Pilze sammelt, sollte genau darauf achten, was sie oder er sich da in den Korb legt. Laut der Deutschen Gesellschaft für Mykologie existieren allein in Deutschland rund 15.000 Großpilzarten. Viele davon sind essbar, andere giftig und einige sogar tödlich. Die Natur macht es den Pilzliebhabern nicht leicht, die leckeren von den giftigen Sorten zu unterscheiden. Fast jeder Pilz hat nämlich einen giftigen Doppelgänger, der lebensbedrohliche Toxine enthalten kann. Stark giftige Pilze wie der grüne Knollenblätterpilz, der aufgrund seiner Ähnlichkeit zu verschiedenen Champignonarten fälschlicherweise oft auf dem Teller landet, können schwere Vergiftungen mit gesundheitlichen Langzeitfolgen auslösen. Auch der Orangefuchsige Rauhkopf sowie der Bleiweiße Gifttrichterling enthalten Gifte, die zu Störungen des Nervensystems oder Nierenschädigungen führen können. Verlassen Sie sich beim Sammeln daher nicht auf Pilzbestimmungsbücher oder eine App. Holen Sie sich beim Sammeln der schmackhaften Boden- oder Rindenbewohner lieber Rat bei geübten Expertinnen und Experten.

Wann treten Symptome auf?

Gerade bei Pilzvergiftungen lassen sich die Signale einer Unverträglichkeit oder einer lebensbedrohlichen Vergiftung nur schwer unterscheiden. Nicht wenige Pilzsammlerinnen und -sammler müssen nach Verzehr von Giftpilzen im Krankenhaus behandelt werden. Bei manchen Pilzen können erste Anzeichen direkt und unmittelbar nach dem Verzehr auftreten. Bei anderen hingegen treten die Vergiftungserscheinungen erst mit ein paar Stunden Verspätung auf, weshalb eine Pilzvergiftung oft nicht direkt mit dem Verzehr von Pilzen in Zusammenhang gebracht wird. Die Dauer einer Pilzvergiftung hängt von der Menge und der Art der verspeisten Exemplare ab. Bei einer leichten Vergiftung bessern sich die Beschwerden, sobald der Körper die toxischen Stoffe durch Durchfall oder Erbrechen aus dem Körper geschleust hat. Gesundheitliche Langzeitschäden sind vor allem bei schweren Pilzvergiftungen zu befürchten, welche in manchen Fällen auch tödlich verlaufen können.

Welche Symptome können auftreten?

Eine Pilzvergiftung äußert sich meist durch plötzliche und starke Magen-Darm-Beschwerden. Weitere Symptome können von plötzlich auftretender Übelkeit, Erbrechen und Schwindel bis hin zu Atembeschwerden, Schweißausbrüchen, Herzrasen oder Kreislaufbeschwerden reichen. Im Allgemeinen sind Pilze, die kurz nach dem Verzehr Beschwerden verursachen, weniger gefährlich als solche, die erst Stunden danach Symptome auslösen. Es gilt: Je länger das Gift im Körper bleibt, umso mehr Schaden können die Organe nehmen. Ausgelöst werden solche Abwehrreaktionen zum einen durch den Verzehr, zum anderen kann eine Pilzvergiftung auch durch Anfassen der giftigen Pilzarten ausgelöst werden. Nach Berührung sollten Sie die Finger nicht in die Nähe des Mundes führen. Je nach Art können bereits geringe Mengen der Toxine ausreichen, um Symptome zu verursachen.

Diagnose Vergiftung: Schnelles Handeln ist wichtig

Bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung sollte zügig ärztlicher Rat eingeholt werden. Dabei ist es besonders wichtig, Pilzreste aus angefallenem Pilzabfall, der Pilzmahlzeit oder auch dem möglicherweise Erbrochenen zur Analyse aufzubewahren. Auch ungewaschene Teller ermöglichen eine schnellere Bestimmung der Pilzsorte, welche für den weiteren Umgang mit den Patientinnen und Patienten wichtig ist. Die ärztliche Behandlung richtet sich dann nach Art und Schwere der Vergiftung. Neben einer rein symptomatischen Therapie können auch giftbindende Mittel zum Einsatz kommen oder Magenspülungen erfolgen, um das Pilzgift aus dem Körper zu entfernen.

Erste Hilfe bei Pilzvergiftungen

  • Bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung zügig ärztlichen Rat einholen.
  • Wenn möglich Pilz- und Mahlzeitenreste (ggf. auch Erbrochenes) aufbewahren und dem medizinischen Personal vorlegen.
  • Wenn möglich ein Foto des Pilzes zur Bestimmung der Pilzsorte machen.

Auch falsch gelagerte Pilze aus dem Supermarkt können schnell Unwohlsein auslösen. Sie sollten Pilze daher nicht länger als einen Tag im Kühlschrank aufbewahren und nach dem Kauf möglichst schnell verspeisen.

Giftnotrufnummern
Bei Verdacht auf eine Vergiftung können Sie sich an folgende Giftnotrufnummern werden:

NRW: Bonn (0228 192 40)

Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland: Mainz (06131 192 40)

Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein: Göttingen (0551 192 40)

Bayern: München (089 192 40)

Baden-Württemberg: Freiburg (0761 192 40)

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen: Erfurt (0361 730 730)

Berlin, Brandenburg: Berlin (030 192 40)

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