Ausstellung über kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus

Wanderausstellung im Deutschen Bundestag eröffnet

 

Sie wurden zwangssterilisiert, zu medizinischen Versuchen herangezogen und ermordet: Kranke und behinderte Menschen gehörten zu den Verfolgten des Nationalsozialismus. Seit gestern erinnert eine Ausstellung im Deutschen Bundestag daran, die Prof. Dr. Dr. Frank Schneider, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik an der Uniklinik RWTH Aachen initiiert hat. Die Ausstellung wurde von der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Ulla Schmidt, eröffnet.

Die als Wanderausstellung konzipierte Ausstellung „erfasst, verfolgt, vernichtet. Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus“ wird von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Kooperation mit den Stiftungen Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Topographie des Terrors gezeigt. Sie steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck, der die Ausstellung gleich am Eröffnungstag besuchte.

Bis zu 400.000 Menschen wurden ab 1934 gegen ihren Willen sterilisiert, mehr als 200.000 in den damaligen Heil- und Pflegeanstalten ermordet. Bei der Selektion spielten Mediziner vielerorts eine unrühmliche Rolle, indem sie ihre Patientinnen und Patienten nach den nationalsozialistischen Maßgaben von „Heilbarkeit“ oder „Arbeitsfähigkeit“ einstuften. „Kranke und behinderte Menschen galten als Belastung für die deutsche `Volksgemeinschaft´. Ihre Verfolgung geschah inmitten der deutschen Gesellschaft, unterstützt von Medizinerinnen und Medizinern“, berichtet Frank Schneider. Der Psychiater hatte sich schon während seiner Amtszeit 2009/2010 als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) der Frage der Verantwortung der Psychiater gestellt und unter anderem eine Kommission zur historischen Aufarbeitung der Rolle der Psychiatrie während der NS-Zeit ins Leben gerufen. 

Die Ausstellung nimmt den Wert des Lebens als Leitlinie und beschäftigt sich mit den gedanklichen und institutionellen Voraussetzungen der Morde. Außerdem ziehen sich Biografien von Verfolgten durch die gesamte Ausstellung: Gezeigt werden zahlreiche Fotos und Dokumente aus ihrem Privat- und Familienleben. In Verwaltungsdokumenten und in den Krankenakten der Opfer werden die verschiedenen Akteure fassbar, die an den Verbrechen beteiligt waren. In einem umfangreichen Katalog sind viele Texte Bilder und Dokumente dargestellt. Die deutsch-englische Ausstellung wird in den nächsten Jahren in vielen Orten Deutschlands und Europas zu sehen sein.

Weitere Informationen über die Ausstellung bei der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN): www.dgppn.de/ausstellung und bei Prof. Dr. Dr. Frank Schneider, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Uniklinik RWTH Aachen, Pauwelsstraße 30, 52074 Aachen, Tel.: +49 241 80-89633, E-Mail: fschneiderukaachende

 

Prof. Dr. Dr. Frank Schneider (re.) bei der Ausstellungseröffnung mit Bundespräsident Joachim Gauck (2.v.li.) und Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt (3.v.li).

 

Prof. Dr. Dr. Frank Schneider (li.) im Podiumsgespräch anlässlich der Ausstellungseröffnung im Deutschen Bundestag. 

 

Zum Filmbeitrag des Deutschen Bundestags

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