Neue Studienergebnisse: Heilungschancen bei akuten Schlaganfällen signifikant verbessern

Eine in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte Studie des Universitätsspitals Bern unter Beteiligung der Uniklinik RWTH Aachen hat gezeigt, dass eine Kombination zweier Therapieverfahren bei rund 96 Prozent der untersuchten Patientinnen und Patienten die Durchblutung betroffener Gehirnbereiche wiederherstellen konnte. Seitens der Uniklinik RWTH Aachen waren Univ.-Prof. Dr. med. Martin Wiesmann, Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, und Prof. Dr. med. Omid Nikoubashman, Oberarzt an der Klinik, sowie die Klinik für Neurologie mit Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. med. Jörg B. Schulz und Oberarzt Priv.-Doz. Dr. med. Arno Reich an der Studie beteiligt.

In Deutschland sind jährlich über 250.000 Menschen von einem Schlaganfall betroffen. Rund 80 Prozent aller Schlaganfälle sind auf den Verschluss einer Arterie im Gehirn zurückzuführen. Häufig entsteht der Hirninfarkt – auch ischämischer Schlaganfall genannt – durch ein Blutgerinnsel, das ein Hirngefäß verstopft. Die Verstopfung löst eine Mangeldurchblutung und somit eine Unterversorgung der Gehirnzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen aus. Bei einem Hirninfarkt muss die Durchblutung des betroffenen Gehirnbereichs so rasch wie möglich wiederhergestellt werden.

Derzeit beruht die Notfallbehandlung eines Hirninfarkts auf zwei wesentlichen Maßnahmen: Thrombolyse und Thrombektomie. In der Regel werden Schlaganfallpatientinnen und -patienten zunächst einer Thrombolyse, auch Lyse abgekürzt, unterzogen. „Dabei wird dem Patienten über die Vene oder einen Katheter ein Medikament verabreicht, das das Blutgerinnsel auflöst. Bei dieser Behandlungsmethode besteht jedoch ein erhöhtes Risiko, Blutungen zu erleiden. Bei dem Verfahren der Thrombektomie hingegen wird das Gerinnsel mithilfe eines Katheters entfernt. Die Behandlungsmethode bietet den Vorteil, dass sie auch bei größeren Blutgerinnseln wirkt, die nicht allein durch Medikamente entfernt werden können“, erklärt Prof. Wiesmann. Ärztinnen und Ärzte fragen sich daher seit Jahren, ob bei einem akuten Schlaganfall nur noch eine Thrombektomie angewendet werden sollte oder ein kombiniertes Verfahren aus beiden Behandlungsmethoden zielführender ist.

Behandlung bei 96 Prozent der Patientinnen und Patienten erfolgreich

Die in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte "SWIFT-DIRECT" Studie konnte nun zeigen, dass ein kombiniertes Verfahren aus Thrombolyse und Thrombektomie erfolgreicher ist als eine alleinige Anwendung der Thrombektomie. „Für die Studie wurden über 400 Patientinnen und Patienten mit akutem Schlaganfall in 48 verschiedenen Schlaganfallzentren in Europa und Kanada untersucht. Die Hälfte der Studienteilnehmer erhielt nach dem Zufallsprinzip eine Thrombektomie und die andere Hälfte eine Kombination aus Thrombolyse und Thrombektomie. Bei der Kombinationstherapie konnte der Blutfluss bei 96 Prozent der Schlaganfallpatienten wiederhergestellt werden. Bei den Patientinnen und Patienten, die nur mit Thrombektomie behandelt wurden, lag der Wert nur bei 91 Prozent. Zudem war ein höherer Anteil der Patientinnen und Patienten, die eine Kombinationsbehandlung erhielten, dazu in der Lage, nach der Behandlung unabhängig zu leben. Auch das Risiko, Blutungen im Gehirn zu erleiden, war nach der Kombinationstherapie nicht signifikant höher als nach der Thrombektomie allein. Damit ist die Studie ein großer Fortschritt für die akute Schlaganfallbehandlung“, fasst Prof. Wiesmann zusammen, der für die Studie die Funktion des EU-Vertreters ausgeübt hat. 

Mit einer weiteren Studie möchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun ein neues Therapieverfahren testen, bei welchem den Patientinnen und Patienten nach einer erfolgreichen Thrombektomie über den Katheter noch eine kleine zusätzliche Menge eines Lyse-Medikaments verabreicht wird – damit könnte die Hirndurchblutung noch weiter verbessert werden. In Zukunft ließen sich dadurch körperliche Folgeschäden wie Behinderungen möglicherweise weiter reduzieren.

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