Geförderte „Innovative Lehrprojekte“ des Instituts
Zurzeit werden folgende von Mitgliedern unseres GTE-Instituts (z.T. in Kooperation mit klinischen Fachvertretern) beantragte „Innovative Lehrprojekte" seitens der Medizinischen Fakultät gefördert. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Projekte:
Antragstellerin: Dr. rer. medic. Stephanie Kaiser
Kurzbeschreibung des Lehrprojekts
Das Seminar, angesiedelt im Qualifikationsprofil „Medizin & Ethik“, soll Studierende der Medizin für den Umgang mit gehörlosen und stark hörbehinderten Patientinnen und Patienten sensibilisieren, die hauptsächlich in Deutscher Gebärdensprache (DGS) kommunizieren (ca. 1,2 Millionen in Deutschland).
Diese Gruppe von Patientinnen und Patienten erfährt aufgrund ihrer Kommunikationsbehinderung im medizinischen Bereich oft Benachteiligung, weil die Behinderung nicht sofort sichtbar ist. Viele gehörlose und hochgradig hörbehinderte Menschen, insbesondere diejenigen, die prälingual ertaubt sind, können einfache Sachverhalte von den Lippen ablesen und machen auf das Pflegepersonal entweder den Eindruck, sie hätten verstanden, was sie sagen oder sie denken mitunter, die gehörlosen Patient*innen seien kognitiv eingeschränkt, wenn sie merken, dass sie die Anweisungen oder Fragen nicht richtig verstanden haben. Zudem wissen viele Pflegekräfte nicht, dass die Deutsche Laut- und Schriftsprache für gehörlose und hochgradig hörbehinderte Personen, die vornehmlich in der Deutschen Gebärdensprache kommunizieren, eine Fremdsprache darstellt, die sie nicht hören können und sie deswegen in der Regel Schwierigkeiten mit dem Lesen von Texten haben. Oftmals unterschreiben sie im medizinischen Kontext Formulare, obwohl sie den Inhalt des Textes nicht wirklich verstanden haben. Letzteres muss sichergestellt werden, beispielsweise durch Gebärdensprachdolmetschen.
Politisch und gesellschaftlich gefordert, werden Fortbildungsveranstaltungen zum bewusstseinsbildenden und sensibilisierenden Umgang mit Diversity und Disability an deutschen Universitäten noch zu selten angeboten. Hier hat die Medizinische Fakultät Aachen eine Vorreiterrolle eingenommen und Auseinandersetzung, kritisches Hinterfragen und Achtsamkeit bezüglich dieser relevanten Thematik bereits im Medizinstudium gefördert.
Das Seminar verfolgt die Lernziele, den Studierenden (1) Einblicke in die Geschichte und Kultur der Gebärdensprachgemeinschaft zu gewähren, (2) sie auf Besonderheiten im Umgang mit gehörlosen und hochgradig hörbehinderte Patientinnen und Patienten aufmerksam zu machen und (3) ihnen Hilfestellung in der Kommunikation mit dieser vulnerablen Gruppen von Patientinnen und Patienten für den ärztlichen Alltag zu geben. (4) Zudem werden normative Problemfelder und Dilemmata im eigenen professionellen Handeln kritisch reflektiert.
Antragstellerin: Dr. Stephanie Kaiser; Univ.-Prof. Dr. Dr. Dr. Dominik Groß
Kooperation/Projektleiterin: Univ.-Prof. Dr. Kerstin Konrad
Kurzbeschreibung des Lehrprojekts
Unter dem Schlagwort „Verschickungskind" findet aktuell eine längst überfällige Debatte über Demütigung und Gewalt gegen Heimkinder statt. Bereits in der Weimarer Republik wurden kranke Kinder zur Kur geschickt, im Dritten Reich ebenfalls — hier mit der Intention diese abseits des Elternhauses mit nationalsozialistischen Doktrinen zu füllen — und schließlich bis in die 1990er Jahre auch in der Bundesrepublik Deutschland. Verstrickt darin sind unter anderem (Kinder-)Ärztinnen und -ärzte, Pädagoginnen und Pädagogen sowie medizinisches Personal. Die Aufarbeitung dieses Themas dient als Anlass zur Reflektion, wie die Medizin in gesamtgesellschaftliche Ströme eingebunden ist und dies auch den medizininternen Diskurs prägt, ohne dass sie dabei explizit als Player auftritt.
Das Seminar — angesiedelt im Qualifikationsprofil „Arzt, Patient & Gesellschaft (Medizin & Ethik)" — hat das Ziel, (1) Medizinstudierende für den Umgang mit der vulnerablen Patientengruppe der (Heim-)Kinder zu sensibilisieren. (2) Die Studierenden erhalten medizinhistorischen Hintergrund zu diesem lange von Forschung und Gesellschaft vernachlässigten Themenkomplex und (3) ziehen daraus medizinethische Lehren für ihr berufliches Setting (z.B. ärztlicher Paternalismus vs. Patientenautonomie, Verstoß gegen die Prinzipienethik).
Über verschiedene didaktische Methoden werden den Studierenden Kenntnisse vermittelt sowie eine Plattform zum gegenseitigen Austausch und zur Reflektion angeboten. Gespräche mit Betroffenen sind geplant.
1. Erhalt und Weiterentwicklung der studentischen Lehrinitiative „Forum Medizin & Ethik“
Antragsteller: Dominik Groß und Walter Bruchhausen (jeweils GTE) in Verbindung mit dem „Forum Medizin & Ethik"
Kurzbeschreibung des Lehrprojekts
Das „Forum Medizin & Ethik" – ein unabhängiger Arbeitskreis engagierter Studierender – besteht bereits seit 1989. Es bietet von Studierenden inhaltlich verantwortete Lehrveranstaltungen, insbesondere Vorlesungen mit wechselnden Dozenten zu ethischen Problemfeldern in der Medizin, die im Studium zu kurz kommen, aber von großer Relevanz sind.
Nach dem Ausstieg der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) aus der personellen Unterstützung 2005 und einer kurzen rein ehrenamtlichen Fortführung wird das Forum seit 2006 von einer bezahlten Studentischen Hilfskraft koordiniert, die auf die vor Ort vorhandenen Ressourcen unseres Instituts zugreifen kann. Die weiter ehrenamtlich arbeitende Koordinierungsgruppe unterstützt in der Öffentlichkeitsarbeit und der Findung von Themen und Referenten.
2. Fortführung und Koordinierung der OPS-Aktivitäten an der Medizinischen Fakultät
Antragsteller: Priv.-Doz. Dr. Martin Baumann (Projektleiter), Gereon Schäfer (GTE) und Dr. med. Alberto Perez-Bouza
Kurzbeschreibung des Lehrprojekts
IT-Strukturen finden zunehmend Einsatz in Lehre und Prüfung. Insbesondere die medizinische Lehre profitiert von der effizienten Einbindung verschiedener Medien. Das Universitätsklinikum bietet bereits durch das Audiovisuelle Medienzentrum (AVMZ) und durch Projekte wie z. B. die Virtuelle Mikroskopie eine Plattform für den Einsatz von Medien in der Lehre. Das Online Prüfungssystem (OPS) wird bereits von mehreren medizinischen Instituten verwendet. Innerhalb des hier skizzierten Vorhabens werden laufende Projekte mit dem OPS zum Abschluss gebracht und der Einsatz des OPS an weiteren Institutionen gefördert, um die Effizienz und Qualität von elektronischen Prüfungen weiter zu erhöhen. Diese beiden Aspekte gilt es während der Planung und des Einsatzes wissenschaftlich zu begleiten.
Zusätzlich werden mit der Einführung des OPS Grundstrukturen an Prozessen für den administrativen Bereich sowie der Dokumentation und Qualitätssicherung vermittelt.Der Einsatz des OPS am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin wurde von Gereon Schäfer und Priv.-Doz. Dr. Martin Baumann initiiert und wird mit Hilfe wechselnder Studentischer Hilfskräfte sukzessive umgesetzt.
3. E-Learning-Module: Lateingrundlagen für die Medizinische Terminologie
Antragsteller: Gereon Schäfer (GTE) und Priv.-Doz. Dr. Martin Baumann
Kurzbeschreibung des Lehrprojekts
Der Kursus der Medizinischen Terminologie ist eine Pflichtveranstaltung für alle Medizinstudierenden des 1. Semesters. Die besondere Problematik des Kurses besteht darin, dass das Vorwissen der Teilnehmer – je nach Ausprägung der Lateinkenntnisse – ausgesprochen disparat ist, was zur Unter- und Überforderung von Studierenden und damit vielfach zu Frus¬trationen führt.
Ziel des Lehrprojekts ist es, Inhalte des Kurses der Medizinischen Terminologie, die nur für die Teilnehmer ohne Vorkenntnisse in Latein relevant sind, durch E-Learning-Module zu vermitteln, da das Angebot zusätzlicher Präsenzveranstaltungen aus räumlichen und stundenplantechnischen Gründen nicht möglich ist. Durch die Verschiebung von Lehrinhalten, die nur für einen Teil der Studierenden relevant sind, aus dem Bereich der Pflichtveranstaltung soll in den Präsenzveranstaltungen Raum geschaffen werden für die Vermittlung und Einübung von Lehrinhalten und fachsprachlichen Fertigkeiten, die für alle Studierenden notwendig sind.
Im Rahmen dieses Projekts soll darüber hinaus geklärt werden, ob und in welchem Maße eine persönliche Online-Betreuung durch Dozenten, begleitend zu den E-Learning-Modulen, für den Lernerfolg erforderlich ist und welcher Aufwand letztlich durch die Einrichtung und Betreuung der E-Learning-Module entsteht.
Schließlich gilt es zu klären, in welcher Form dieser Lehraufwand zukünftig von den beteiligten Dozenten geleistet werden kann. Hierzu wurden von Gereon Schäfer mit Unterstützung des AV-Medienzentrums E-Learning-Module bereitgestellt, die jeweils speziell für alle einzelnen Kurseinheiten entwickelt wurden. Die Studierenden können so schrittweise zwischen verschiedenen Lernmitteln wählen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Selbsteinschätzung zu Beginn des Kursus: Um der angesprochenen Überforderung einer Subgruppe der Studierenden zu begegnen, wurden besonders umfangreiche Selbsttestaufgaben entwickelt, die dem Einüben der Grundlagen dienen. Die Angebote werden den Studierenden zu Beginn des Kursus vorgestellt und die Arbeit mit ihnen wird kontinuierlich supervidiert.
4. Erstellung von Vorlesungspodcasts (eLearning, mobiles Lernen)
Antragsteller: Dipl.-Päd. Ursula Ohnesorge-Radtke, Dr. Alberto Perez-Bouza, Dr. J. Menzel-Severing, Dr. Cord Spreckelsen, Dr. Stefan Beckers, Dr. Sasha Sopka sowie Gereon Schäfer (GTE)
Kurzbeschreibung des Lehrprojekts
Das Projekt verfolgt die Herstellung von Podcasts ausgesuchter Lehrveranstaltungen. Hierzu zählt auch der Kurs „Einführung in die Medizinische Terminologie". Die Vorlesungspod¬casts dienen einer Reihe von Zielen: Ergänzung der Vorlesung, intensive Nachbereitung des Lehrstoffs, Vorbereitung auf prüfungsrelevante Inhalte, Motivation zum Selbstlernen sowie individuelle Organisation des Lernens.
Eine weitere Aufgabe besteht darin, die Produktion der Podcasts zentral zu organisieren und dadurch den Produktionsaufwand für den Lehrenden zu reduzieren. Somit sollen weitere Lehrende für online-Vorlesungen als Podcast gewonnen und das Angebot für mobiles Lernen erhöht werden. Zusätzlich sind weitere didaktische Möglichkeiten zu erproben. Die Vorlesungspodcasts sollen in ein blended-learning-Konzept eingebunden werden, z. B. durch Verknüpfung mit Übungen, TED-Abfragen oder weitere online-Selbstlernprogramme. Durch die Kombination von Präsenzvorlesung und Vorlesungspodcasts können den Studierenden neue Lernstrategien ermöglicht werden. Das Projekt wird von wechselnden Studentischen Hilfskräften unterstützt.
5. „Sie wollte doch nur ihren Dr.-Titel!“ – Studentische PromovendInnen und „gute wissenschaftliche Praxis“ im Zeitalter der Plagiatsskandale
Antragsteller: Dominik Groß (GTE, Initiator) und Prof. Dr. Lothar Rink
Kurzbeschreibung des Lehrprojekts
Im Bereich der Medizin promovieren so viele Absolventen wie in keiner anderen akademischen Disziplin, und viele Doktoranden versuchen die Arbeit an ihrer Promotion in ihr Studium zu integrieren. Diese Befunde stehen in deutlichem Gegensatz zu der Tatsache, dass Medizinstudierende im regulären Kurrikulum keinerlei systematische Schulung in guter wissenschaftlicher Praxis und keine Aufklärung über die verschiedenen Formen wissenschaftlichen Fehlverhaltens erhalten.
Den kurrikularen Lücken und wachsenden Unsicherheiten will das vorliegende Projekt entgegentreten: Es bietet – auf der Grundlage anschaulicher Definitionen, Grundsätze und Anwendungsbeispiele sowie praktischer Übungen – eine systematische Schulung promotionswilliger und promovierender Studierender in guter wissenschaftlicher Praxis, aber auch die Präsentation und kritische Besprechung charakteristischer Fälle wissenschaftlichen Fehlverhaltens. Das 12-monatige Pilotprojekt wurde Mitte 2013 in das allgemeine Lehrangebot überführt und in der Promotionsordnung der Medizinischen Fakultät als Pflichtseminar für Doktoranden verankert. Mit der Projektbearbeitung war bis April 2013 Tim Ohnhäuser betraut; seit dem Sommer 2013 bieten Dominik Groß und Prof. Dr. Lothar Rink das betreffende Seminar dreimal jährlich in modifizierter Form an.
6. Das Stigma psychischer Erkrankung als „zweite Krankheit" – ein Thema für Mediziner_innen?
Antragsteller: Jean-Philippe Ernst (GTE) und Priv.-Doz. Dr. Michael Grözinger (Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik)
Kurzbeschreibung des Lehrprojekts
Stigmatisierung psychiatrischer Patienten ist ein ernstes gesellschaftliches Problem mit gravierenden Folgen für die Betroffenen. Vorurteile gegenüber Personen mit psychischen Störungen sind weit verbreitet – Angehörige der medizinischen Profession stellen dabei keine Ausnahme dar. Dennoch ist das Thema in der medizinischen Ausbildung bislang kaum vertreten. In den vergangenen Jahren sind verschiedene Ansätze zur Verminderung von Stigmatisierung psychischer Erkrankungen untersucht worden. Die Vermittlung von Wissen sowie der persönliche Kontakt zu Betroffenen sind dabei als wirkungsvolle Antistigma-Strategien identifiziert worden. Das im Spätsommer 2012 genehmigte Lehrprojekt versucht diese beiden Aspekte zu verknüpfen, um die Studierenden für das Thema Stigmatisierung bei psychischen Erkrankungen zu sensibilisieren.
Die Vermittlung konkreten Wissens über Formen, Ursachen und Folgen von Stigmatisierung erfolgt zunächst in Form von Vorlesung und Seminar, die in der Pflichtlehre (Systemblock Psyche) integriert sind. Im Rahmen des Qualifikationsprofils wird zudem ein Termin angeboten, bei dem Studierende mit Personen zusammenkommen, die an einer psychischen Störung gelitten haben. Dabei findet ein Austausch über verschiedene Aspekte von Stigmatisierung sowie ein gegenseitiges Kennenlernen in einer wertschätzenden und gleichberechtigten Atmosphäre statt. Durch diese Form soll in diesem Lehrprojekt die typische Konstellation – hier Studierende, dort Patienten – überwunden werden. Vergleichbare Projekte lassen erwarten, dass ein solcher Ansatz zu einer Reduktion von Stigmatisierung führt und daher eine konkrete Verbesserung der medizinischen Ausbildung darstellt.
Bislang wurde dieses Lehrprojekt zweimal durchgeführt. Ca. 450 Studierende nahmen an den in der Pflichtlehre integrierten Seminaren teil und 20 Studierende an den Treffen mit den (ehemaligen) Patientinnen.
Das Projekt wird derzeit von Vasilija Simonovic und PD Dr. Michael Grözinger durchgeführt.
7. Avancen und Strategien der Pharmaindustrie kennen, bewerten und im medizinischen Alltag parieren
Antragsteller: Dominik Groß (GTE), Dr. rer. nat. Albrecht Eisert, Tatjana Grützmann (GTE, Initiatorin)
Kurzbeschreibung des Lehrprojekts
Der adäquate Umgang mit Avancen der Pharmaindustrie ist bisher nicht Gegenstand der ärztlichen Ausbildung. Das im Herbst 2012 genehmigte Lehrprojekt soll die aktuell bestehende kurrikulare Lücke füllen helfen und Unsicherheiten auf Seiten der Studierenden entgegentreten. Konkret werden drei Ziele verfolgt:
(1) Medizinstudierende sollen Kompetenzen erlangen, die sie dazu befähigen, Avancen von Pharmaunternehmen bzw. -vertretern kritisch zu bewerten und Angebote zu prüfen, um reflektierte, fachlich und ethisch verantwortliche Entscheidungen treffen zu können. Diesbezüglich werden ethische Fragestellungen aufgegriffen wie: Wo werden die Grenzen von Produktwerbung zu Vorteilsnahme und Korruption überschritten? Welche Rechte und medizinethischen Prinzipien werden dabei verletzt? Welche Pflichten haben Ärzte hierbei? Welche Konsequenzen ergeben sich aus aktuell stattfindender Korruption für (a) die Gesellschaft, (b) die Pharmafirmen, (c) die Ärzteschaft, (d) die Patienten und (e) den Staat?
(2) Das Projekt soll einen Beitrag zu einer Patientenversorgung leisten, die am tatsächlichen Bedarf orientiert und unabhängig von Interessen und Initiativen der Pharmaindustrie ist.
(3) Das Projekt ist darauf ausgelegt, den angehenden Ärzten Rechtssicherheit in ihrer Praxis zu geben, indem sie lernen, wie die Rechtsprechung dieses Thema behandelt (auch anhand von aktuellen Urteilssprechungen).
Das Projekt wird derzeit von Katharina Miesen durchgeführt.
8. Telemedizin – die Zukunft des Gesundheitswesens!? Telemedizinische Services kennen, nutzen und kritisch reflektieren
Antragsteller: Stephanie Kaiser (GTE, Initiatorin), Dominik Groß (Projektleiter) und Prof. Dr. Gernot Marx (Klinik für Operative Intensivmedizin, Universitätsklinikum Aachen)
Kurzbeschreibung des Lehrprojekts
Mit dem Wintersemester 2013/14 startet das Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin in Kooperation mit der Klinik für Operative Intensivmedizin ein neues Innovatives Lehrprojekt zum Themenbereich „Telemedizin". Das zweisemestrige Seminar ist dem Qualifikationsprofil Medizin und Ethik angegliedert.
Der Terminus „Telemedizin" bezeichnet die Verwendung moderner Telekommunikationstechnologien zur Diagnostik, Beratung und Therapie. Ziel ist es, eine bessere medizinische Versorgung sowie ein ökonomisch sinnvolles und effizientes Gesundheitssystem anzubieten. Die medizinische Unterversorgung ländlicher Gebiete sowie der anstehende demographische Wandel nehmen erheblichen Einfluss auf die künftige Ausgestaltung des Gesundheitswesens. Der Ärztemangel in Deutschland verschärft diese Situation zusätzlich. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, bietet sich die Telemedizin als zukunftsträchtige Lösung an. Viele bereits am Markt verfügbaren Telemedizinprodukte werden in Deutschland noch vornehmlich in Hochleistungskliniken genutzt, kommen aber zunehmend im Versorgungsalltag an.
Vor diesem Hintergrund fordert die Deutsche Gesellschaft für Telemedizin, Telemedizin in das Kernkurrikulum des Medizinstudiums zu integrieren, um so einen fachkundigen und nachhaltigen Einsatz dieser Fortschrittstechnologie gewährleisten zu können. Tatsächlich bieten bisher nur wenige deutsche Universitäten Vorlesungen zu Telemedizin an; themenbezogene Seminare sind noch seltener zu finden.
Übergreifende Ziele des Projektvorhabens sind es, Studierende (1) frühzeitig mit dem Umgang telemedizinischer Anwendungen vertraut zu machen und (2) fachliche und normative (= rechtliche und ethische) Problemfelder und Dilemmata kritisch zu reflektieren. Ein interdisziplinäres Team von Dozenten, Klinikern und Praktikern sowie die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis (Exkursionen, Fallbesprechungen, praktische Rollenspiele) sollen für einen guten Lernerfolg nutzbar gemacht werden. Zugleich soll die Medizinische Fakultät Aachen bei der Frage der Implementierung telemedizinischer Lehrinhalte eine Vorreiterrolle übernehmen.
9. Global Health Ethics
Antragsteller: Walter Bruchhausen (GTE) und Dr. Walter Mautsch MSc., Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Implantologie und Biomaterialien
Kurzbeschreibung des Lehrprojekts
Die weltweite Mobilität von Medizinstudierenden und Angehörigen der Gesundheitsberufe bringt sie vermehrt in Kontakt mit Situationen, die sich von der Gesundheitsversorgung in Industrienationen stark unterscheiden. An verschiedenen Universitäten außerhalb Deutschlands hat dies schon zu eigenen, teilweise für die Anerkennung obligatorischen Kursangeboten geführt, um diese Auslandsaufenthalte
ethisch vertretbar (bei oft ungenügender Supervision der Medizinstudierenden),
fachlich fruchtbar (angesichts von Überforderung durch zu viele unvorbereitete Eindrücke und fehlendes Hintergrundwissen),
für die gastgebenden Weltregionen langfristig gewinnbringend (durch sinnvolle Formen der Mitarbeit und des anschließenden Engagements)
zu gestalten.
Das Lehrprojekt möchte hier – als Ergänzung zur allgemeinen Vorbereitung durch die Auslandskoordination der Fakultät und zur studentischen Initiative (GandHI) der Summerschools mit ihren wechselnden Themenschwerpunkten und Basisseminaren – ein regelmäßiges, ebenso wissenschafts- wie praxisbezogenes Unterrichtsangebot zu angemessener Wahrnehmung, Analyse und Mitarbeit im Bereich globaler Gesundheit etablieren. Inhalte sind die Anliegen und Instrumente von Global Health, Not- und Entwicklungshilfe im Gesundheitsbereich, Krankenversorgung unter einfachen Bedingungen, Primary Health Care und Traditionelle Medizin, Ernährung und Wasser sowie Famulaturen in Entwicklungsländern. Die Arbeitsformen umfassen Impulsvorträge und Diskussion, Arbeitsgruppen, Fallanalysen, Besuch einer Einrichtung der Not- oder Entwicklungshilfe, Film mit Auswertungsgespräch, Gespräch mit externen Experten, Auswertung eigener Vorerfahrungen.
Das Projekt wird umgesetzt von Walter Bruchhausen, Dr. Walter Mautsch und Christoph Schweikardt.
+++ Aktuelles +++
Seit dem Sommersemester 2021 wird das Global Health Seminarprojekt neu strukturiert. Künftig wird zwischen zwei neuen Stammthemen im Sommersemester (Infektionskrankheiten/Epidemien) und im Wintersemester (Klimawandel/Globale Gesundheit) gewechselt. Dabei werden jeweils sowohl allgemeine Grundlagen erarbeitet als auch auf aktuelle Entwicklungen im Bereich Global Health Bezug genommen.
Ziel des Seminars ist es, Wissen zum Themenfeld zu vermitteln, Diskussionen in Kleingruppen zu ermöglichen sowie den Austausch mit Expertinnen und Experten, die auf dem Gebiet Global Health tätig sind, anzubieten.
Das Seminar ist wählbar über das Qualifikationsprofil „Medizin & Ethik“. Es wird umgesetzt von PD Dr. Christoph Schweikardt, Dr. Stephanie Kaiser und Nataliya Sira, M.A.
10. Implementierung eines TED-Systems zur Interaktiven Einbindung in Vorlesungen, Repetitorien und Prüfungen
Antragsteller: Dominik Groß und Eliana Lemos, Studiendekanat
Kurzbeschreibung des Lehrprojekts
Interaktivität und Erfolgskontrolle sind wichtige Standbeine der qualitativen Lehre und sowohl für Studierende als auch Lehrende von großer Bedeutung. Die Einbindung interaktiver Elemente in Frontalveranstaltungen mit großen Teilnehmerzahlen gestaltet sich oft schwierig und beschränkt sich aufgrund der unterschiedlichen Temperamente der Studierenden auf einige wenige Teilnehmer, die sich beispielsweise auf Zwischenfragen der Dozenten einlassen und darauf eingehen. Trotzdem ist das Feedback der Teilnehmer (a) für die Studierendenschaft selbst, (b) für den unterrichtenden Dozenten sowie (c) generell für die Qualität der Lehre ein unverzichtbarer Faktor.
Durch die bewilligten Mittel aus dem ILP 09/2144 TED System konnten in den vergangenen beiden Jahren sowohl das System für 240 Studierende angeschafft werden als auch Lehrende bei der Verwendung des Systems durch die SHK des Projektes unterstützt werden.
Ziel dieses Folgeantrags ist es durch die Weiterbeschäftigung der Studentischen Hilfskräfte das Angebot aufrecht zu erhalten, auf eine systematische Grundlage zu stellen und das TED System so als nachhaltiges Tool in der Lehre des Modellstudiengangs zu implementieren. Würde man in der aktuellen Implementierungsphase die Lehrenden selbst mit der Erstellung der TED-Abfragen und der technischen Betreuung belasten, so würde die Schwelle, das System in Frontalveranstaltungen einzusetzen, erhöht und somit die Nachhaltigkeit des Projektes gefährdet. Die weitere Förderung des Projekts ermöglicht darüber hinaus eine konsequente Weiterentwicklung der bisherigen Einsatzbereiche von TED.
Das Projekt wurde im Berichtsjahr durchgeführt von Eliana Lemos, Dominik Groß und – als zuständiger Hilfskraft – Richard Hu.
11. „Wann bin ich tot und (wie) werden meine Organe verteilt?“ Hirntod und Organtransplantation (gefördertes Blockseminar, Juni 2013)
Antragsteller: Matthis Krischel und Dominik Groß (jeweils GTE)
Kurzbeschreibung des Lehrprojekts
Beim vorgenannten Lehrprojekt handelt es sich um eine gemeinsame Wochenendveranstaltung des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin und der Forschungsstelle Ethik der Universität zu Köln (Federführung) und unseres Aachener Instituts im Lehrerseminar Kronenburg in der Eifel. Gegenstand der 3-tägigen Veranstaltung war das Themenfeld Hirntod und Organtransplantation.
12. Medizin (wo)anders: Interkulturalität und Internationalität in der Gesundheitsversorgung
Antragsteller: Walter Bruchhausen (GTE) und Dr. Walter Mautsch MSc., Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Implantologie und Biomaterialien
Kurzbeschreibung des Lehrprojekts
Zunehmende internationale Mobilität von Medizinstudierenden, ÄrztInnen, Patientengruppen und Forschenden erhöhen die Zahl von Situationen, in denen sehr unterschiedliche Erfahrungen und Erwartungen im Hinblick auf das Gesundheitswesen aufeinander treffen. Vorurteile und Missverständnisse, Wahrnehmungsmängel und Konflikte, die aus solcher Interkulturalität und Internationalität der Krankenversorgung entstehen, können hier professionellem Verhalten entgegenstehen. In Ergänzung und Fortführung der bestehenden Aachener Angebote der interkulturellen Trainings (ERASMUS-Koordination), Summer School und Basics Seminar Global Health (GandHI) und des Seminars Global Health Ethics (Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin) soll ab dem Sommersemester 2015 ein Seminar etabliert werden, das dem besseren Wahrnehmen und Handeln in der Gesundheitsversorgung dort dienen soll, wo kulturelle oder gesundheitspolitische Differenz als interne und externe Faktoren unterschiedlicher Vorstellungen eine Rolle spielen (können): bei Konzepten von Medizin, Rolle des Arztes und anderer Gesundheitsberufe, der Krankenrolle, Finanzierung und Aufgabenverteilung im Gesundheitswesen, Prioritäten und Durchführung von medizinischer Forschung.
Damit lassen sich ausländische und deutsche Medizinstudierende mit entsprechenden bisherigen oder zukünftigen Erfahrungen und Interessensgebieten ansprechen und bereits erworbene theoretische und klinische Wissensbestände mit alltagsnahen Phänomenen korrelieren. Die Arbeitsformen umfassen Impulsreferate der Dozenten und Studierenden mit ausführlicher Diskussion, Arbeitsgruppen, Fallanalysen, Besuch einer einschlägigen Einrichtung der Gesundheitsversorgung, Film mit Auswertungsgespräch, Gespräche mit externen Experten, Rollenspiele, Auswertung eigener Vorerfahrungen.
13. Umgang mit blinden und sehbehinderten PatientInnen für angehende ÄrztInnen
Antragsteller: Stephanie Kaiser (GTE, Initiatorin), Dominik Groß (GTE), Uni.-Prof. Dr. Peter Walter (Klinik für Augenheilkunde)
Kurzbeschreibung des Lehrprojekts
Das Seminar, angesiedelt im Qualifikationsprofil „Medizin & Ethik“, soll Studierende der Medizin für den Umgang mit blinden und sehbehinderten Patientinnen und Patienten sensibilisieren. Dabei handelt es sich um eine Patientengruppe, die im medizinischen Bereich oft Benachteiligung erfährt, obwohl es in Deutschland circa 1,2 Millionen blinde und sehbehinderte Menschen gibt.
Politisch und gesellschaftlich gefordert, werden Fortbildungsveranstaltungen zum bewusstseinsbildenden und sensibilisierenden Umgang mit Diversity und Disability an deutschen Universitäten noch zu selten angeboten. Hier hat die Medizinische Fakultät Aachen eine Vorreiterrolle eingenommen und Auseinandersetzung, kritisches Hinterfragen und Achtsamkeit bezüglich dieser relevanten Thematik bereits im Medizinstudium gefördert.
Das Seminar verfolgt die Lernziele, den Studierenden (1) Einblicke in die Geschichte der Blindenpädagogik zu gewähren, (2) sie auf Besonderheiten im Umgang mit blinden sowie sehbehinderten PatientInnen aufmerksam zu machen und (3) ihnen Hilfestellung in der Kommunikation mit dieser vulnerablen Patientengruppe für den ärztlichen Alltag zu geben. (4) Zudem werden normative Problemfelder und Dilemmata im eigenen professionellen Handeln kritisch reflektiert. Es geht um die offene, respektierende und wertschätzende Haltung und Handlung gegenüber diesen PatientInnen. Ein interdisziplinäres Team aus Dozenten, Klinikern und Betroffenen sowie die enge Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis (Expertenvorträge, Fallbesprechungen, Exkursionen, Rollenspiele) werden für einen guten Lernerfolg nutzbar gemacht.