Vorbildliche Nachhaltigkeit: Die Hornhautbank der Uniklinik RWTH Aachen geht mit gutem Beispiel voran

Der Gesundheitssektor spielt in Bezug auf den Klimawandel eine wichtige Rolle, da er wesentlich zu den weltweiten CO2-Emissionen beiträgt. Die Uniklinik RWTH Aachen verfolgt daher ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele in allen Bereichen: in Versorgung, Forschung und Lehre, in Betrieb und Governance. Viele Mitarbeitende verschiedener Einrichtungen engagieren sich bereits im Klinikalltag für eine nachhaltige Entwicklung – im Besonderen hier die Hornhautbank Aachen an der Uniklinik RWTH Aachen: Mit gezielten, effektiven Maßnahmen, vielversprechenden Ideen und Projekten, die nachfolgend kurz vorgestellt werden, geht die Hornhautbank mit gutem Beispiel voran und regt so möglicherweise auch andere Kliniken und Bereiche zur Nachahmung an.

Die Hornhautbank Aachen ist Teil der Klinik für Augenheilkunde der Uniklinik RWTH Aachen. Als anerkannte Gewebeeinrichtung ist sie verantwortlich für die Gewinnung, die Be- oder Verarbeitung, die Konservierung, die Lagerung und das Inverkehrbringen von humanen Spenderhornhäuten und humanen Amnionmembranen zur Transplantation und erfüllt die hierfür bestehenden rechtlichen Vorgaben, die sich aus dem Transplantationsgesetzes (TPG), der TPG-Gewebeverordnung (TPG-GewV), dem Arzneimittelgesetz (AMG) und der Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverordnung (AMWHV) ergeben. Die Hornhautbank Aachen verfügt über die hierfür notwendige Erlaubnis nach § 20 b, § 20c AMG und besitzt die Genehmigung gemäß §21a AMG der Bundesoberbehörde (Paul-Ehrlich-Institut, PEI) für das Inverkehrbringen der Gewebezubereitungen. Seit 2004 besitzt die Hornhautbank Aachen eine gültige Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001 ff, die die Grundlage für das Qualitätsmanagement der Hornhautbank Aachen und der Maßnahmen zur Qualitätssicherung darstellt.

Nachhaltigkeit fest im Blick

Die Hornhautbank engagiert sich bereits lange und bedeutend in nachhaltigen Themen. Hierbei wurden verschiedenste Aspekte dieses Themas betrachtet und gezielt Verbesserungen umgesetzt.

Deutschlandweit einzigartig ist, dass die Nährlösung für die Lagerung der Spenderhornhäute bereits seit Etablierung der Hornhautbank 1988/1989 selbst hergestellt wird. Die eigene Herstellung spart im Vergleich zum externen Einkauf CO2-Emissionen ein.

Lagerung humaner Amnionmembranen

Humane Amnionmembranen werden aus Plazentaspenden bei geplanten Kaiserschnitten gewonnen. Die Amnionmembranen werden entsprechend aufbereitet und zur Behandlung von Oberflächendefekten an Bindehaut und Hornhaut des Auges transplantiert. Sie können bis zu einem Jahr kryokonserviert – normalerweise bei -80 Grad Celsius – gelagert werden . Da dies jedoch mit hohem Energieverbrauch einhergeht, hat die Hornhautbank Aachen gemeinsam mit der Hornhautbank Düsseldorf eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, die gezeigt hat, dass eine Lagerung bei -28 Grad Celsius die klinisch relevanten Eigenschaften von humanen Amnionmembranen in gleicher Weise bewahrt wie eine Lagerung bei -80 Grad Celsius. Mit Genehmigung einer entsprechende Änderungsanzeige durch das Paul-Ehrlich-Instituts (deutsche Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel) lagert die Hornhautbank Aachen seit März 2023 die Amnionmembranen bei -28 statt -80 Grad Celsius. Dies spart wiederum Energiekosten sowie CO2-Emissionen ein.

Tierfreundliche Serumgewinnung 

Fetales Kälberserum (FCS), das für die Nährlösungen der humanen Spenderhornhäute benötigt wird, stellt sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus Sicht des Tierschutzes keine ideale Lösung dar. Hier ist ein weiterer und auch gravierender Nachteil die Methode der Serumgewinnung. Fetales Kälberserum wird von Feten trächtiger Kühe gewonnen. Es wird angenommen, dass weltweit jährlich circa  800.000 Liter fetales Kälberserum benötigt werden, was rund zwei Millionen Rinderfeten entspricht. Ein aktuelles Projekt der Hornhautbank Aachen zielt drauf ab, das FCS durch humanes Plättchenlysat (hPL) zu ersetzen, das aus menschlichen Blutspenden gewonnen wird. Eine mögliche Alternative, die aufgrund einer sehr komplexen Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit etabliert werden könnte.

Klimafreundliche Transportlogistik

Die Hornhautbank besitzt seit Juni 2022 eine eigene Fahrflotte, um die Spenderhornhäute zu benachbarten Kliniken zu transportieren. Seit März 2024 hat sich diese um ein E-Auto erweitert, um weitere CO2-Emissionen einzusparen.

Das Forschungsprojekt „EULE“ (Europäische UAV-unterstützte Transport-Lösungen für medizinische Güter), gefördert vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im Rahmen der Initiative mFUND, hat als Ziel, einen sicheren Transport medizinischer Güter (wie Arzneimittel und Gewebeproben) durch hochautomatisierte, unbemannte Fluggeräte zu realisieren. Aufgrund der geringen Größe der Hornhautpräparate wird aktuell die Möglichkeit untersucht, diese luftgebunden mittels unbemannter Luftfahrzeuge zu transportieren. Solche Transporte wären schneller, kostengünstiger, klimafreundlicher und würden die Verkehrsbelastung reduzieren.

Zu guter Letzt wird eine Abfallreduzierung durch eine Recycling-Maßnahme der Umverpackungen von verschickten Spenderhornhäuten realisiert.

Sabine Salla (links), Geschäftsführende Leiterin der Hornhautbank Aachen, und Melanie Wiemuth, Referentin Nachhaltigkeit, Stabsstelle Nachhaltigkeits- und Projektmanagement

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