Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert eine neue Emmy Noether-Nachwuchsgruppe an der Uniklinik RWTH Aachen, welche von Dr. med. Florian Kahles, Assistenzarzt und Arbeitsgruppenleiter der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, geleitet wird. Zusammen mit seinem Team möchte Dr. Kahles in den kommenden sechs Jahren untersuchen, welche Rolle Darm-Immunzellen im gesamten Spektrum des kardiovaskulären Kontinuums spielen und ob hierdurch neue therapeutische Ansatzpunkte abgeleitet werden können.
Obwohl die Mortalität von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den letzten 50 Jahren unter anderem aufgrund von Verbesserungen und Innovationen in der medizinischen Versorgung reduziert werden konnte, stellen kardiovaskuläre Erkrankungen auch weiterhin weltweit die Haupt-todesursache dar. „Diese Tatsache führt uns deutlich vor Augen, dass wir dieses Krankheitsspektrum weder ausreichend verstehen noch therapieren können. Wir müssen dringend neue therapeutische Ansatzpunkte identifizieren und in die Klinik bringen, um die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität zu reduzieren“, erklärt Dr. Kahles.
Daten der letzten zwei Jahrzehnte konnten darlegen, dass Entzündungsprozesse eine wichtige Rolle für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Atherosklerose, Herzinfarkt und Herzinsuffizienz spielen. Neben der Milz und dem Knochenmark stellt der Darmtrakt nicht nur ein großes Organsystem dar, sondern beinhaltet ebenfalls ein riesiges Reservoir von Immunzellen. Die Bedeutung des im Darmtrakt angesiedelten Immunsystems für kardiovaskuläre Erkrankungen wie koronare Herzerkrankung, Myokardinfarkt und Herzinsuffizienz ist bisher weitestgehend unbekannt. Das vorliegende Projekt soll der Frage nachgehen, ob Immunzellen im Darm einen neuen immunmodulatorischen Therapieansatz für Patientinnen und Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen darstellen könnten. „Eine Antikörper-vermittelte Hemmung des Immunzell-Einstroms in den Darmtrakt könnte einen neuen therapeutischen Ansatz darstellen zur Reduktion der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität“, erläutert Dr. Kahles. In eigenen Vorarbeiten konnte er zusammen mit einem Forschungsteam der Harvard Medical School in Boston (USA) zeigen, dass Mäuse nach Antikörper-vermittelter Integrin β7-Blockade vor der Entstehung von Atherosklerose geschützt waren (Nature 2019). Unter Verwendung moderner molekularer Analyse-Technologien (Single Cell Sequencing, spektrale Durchflusszytometrie, Proteomics), verschiedener transgener Mausmodelle und humanen Proben wird Dr. Kahles gemeinsam mit seinem Team in Aachen die Bedeutung von Immunzellen im Darm im Rahmen kardiovaskulärer Erkrankungen untersuchen.
Das renommierte Emmy Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Mit dem Emmy Noether-Programm fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) herausragende Nachwuchstalente in einer frühen Phase ihrer wissenschaftlichen Karriere. Im Rahmen der sechsjährigen Förderung erhalten besonders qualifizierte und herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Möglichkeit, sich durch die eigenverantwortliche Leitung einer Nachwuchsgruppe für eine Hochschulprofessur zu qualifizieren. Die Bewerberinnen und Bewerber sollten neben einer herausragenden Promotion anspruchsvolle Veröffentlichungen vorweisen können und in ihrem Fachgebiet bereits international sichtbar sein. Die Fördermittel werden zunächst für drei Jahre bewilligt. Nach erfolgreicher Evaluation eines Zwischenberichts kann die Förderung um drei weitere Jahre verlängert werden.