Optimale Patientenbehandlung in hochmodernem Hybrid-OP

Die Uniklinik RWTH Aachen hat Mitte Mai einen Hybrid-OP der neuesten Generation in Betrieb genommen und damit ein weiteres Projekt im Rahmen des Medizinischen Modernisierungsprogramms des Landes NRW, kurz MedMoP, erfolgreich abgeschlossen. Im Hybrid-OP können Ärzte bei Eingriffen am Herz- und Gefäßsystem sowie der Lunge gleichzeitig diagnostizieren und therapieren. Er ist mit seinen Bau- und Ersteinrichtungskosten von rund sechs Millionen Euro zugleich der erste Hochkomplex-Cluster der Region: Herzchirurg, Thoraxchirurg, Gefäßchirurg, Kardiologe und Anästhesist untersuchen und therapieren gemeinsam. Pro Jahr sind zwischen 500 und 600 Eingriffe geplant.

Der Hybrid-OP der neuesten Generation ist eine Kombination aus einem Herzkatheterlabor mit einer hochmodernen, robotergestützten Röntgentechnik einschließlich CT in einem hochsterilen Operationssaal. Die Röntgenanlage wird durch einen Roboter zielgenau bewegt und ermöglicht somit zeitgleich OP, Intervention und Diagnostik. „Mit dem neuen Hybrid-OP schlagen wir ein neues Kapitel in der Herz- und Lungenmedizin auf. Die hohe Bildqualität des neuen Systems ermöglicht in bisher nicht gekannter Weise komplexe minimal­invasive Eingriffe. Dazu tragen neben der hohen Flexibilität des bodenmontierten, robotergesteuerten Röntgengeräts die exzellente Bildverarbeitung und die fortschrittlichen Technologien zur 3-D-Darstellung und Bildfusion bei. Das neue System unterstützt einen reibungslosen Ablauf von der Aufbereitung der CT-Daten für den Eingriff über die Registrierung der Datensätze für die Fusionsbildgebung sowie die intraoperative 3-D-Unterstützung bis zur direkten Therapiekontrolle noch im OP“, fasst Univ.-Prof. Dr. med. Rüdiger Autschbach, Direktor der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, zusammen.

Patienten profitieren von neuen Therapiemöglichkeiten

Der Hybrid-OP eröffnet völlig neue Therapiemöglichkeiten, weiß auch Univ.-Prof. Dr. med. Nikolaus Marx, Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen: „Übergewichtige Patienten bedeuten Herausforderungen zum Beispiel bei der Positionierung, der Tischbelastung und der Bildgebung selbst. Ältere Patienten und solche mit Mehrfacherkrankungen brauchen spezielle Verfahren mit reduziertem Kontrastmitteleinsatz. Das neue System besitzt einen größeren C-Bogen, eine schnellere Diagnostik und kommt mit weniger Kontrastmittel aus. Es verbessert die medizinischen Möglichkeiten und unterstützt minimal-invasive Techniken, die die Versorgung von Hochrisikopatienten noch sicherer machen.“ Der Vorteil für die Patienten: Sie erholen sich schneller als von herkömmlichen Eingriffen und haben eine kürzere Verweildauer im Krankenhaus. Außerdem profitieren sie von einer höheren Sicherheit und Qualität der Behandlung, denn dank der integrierten Röntgenanlage können die Experten mit Zugabe eines Kontrastmittels in den Blutkreislauf die Funktion der neuen Herzklappe über den Bildschirm unmittelbar überprüfen.

Der Hybrid-OP erleichtert aber auch Eingriffe, die nicht am Herzen stattfinden: „Die moderne Ausstattung des Hybrid-OPs ermöglicht uns, große Gefäßstützen in die Hauptschlagader, die sogenannten Aortenstents, noch präziser einzusetzen als bisher“, betont Gefäßchirurg Univ.-Prof. Dr. med. Michael Jacobs, Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen. Bislang mussten die Patienten bisweilen mehrere Prozeduren absolvieren: Um einen Stent zu legen, kamen sie nach einer Operation noch einmal gesondert unter eine Angiographieanlage – das geht mit dem hybriden OP jetzt in einem Schritt. Er macht damit nicht nur schnellere, sondern auch komplexere und umfassendere Operationen möglich.

Patienten auch im Notfall bestens versorgt

Was für den Behandlungsalltag gilt, ist für den Notfall schließlich von zentraler Bedeutung: Im Hybrid-OP arbeiten Chirurgen, Kardiologen und Gefäßchirurgen Hand in Hand. Dadurch sind die Patienten in Notfallsituationen bestens geschützt, da gleichzeitig mit allen Behandlungsmethoden und dem interdisziplinären Wissen diagnostiziert und therapiert werden kann. Eine Verlegung in einen anderen Operationssaal wäre im Notfall risikoreich, da der Patient bewegt werden müsste. Im Hybrid-OP kann an Ort und Stelle eingegriffen werden, auch mithilfe einer Herz-Lungen-Maschine.

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