Bei immungeschwächten Patientinnen und Patienten werden nach wie vor schwere Verläufe von COVID-19 beobachtet. Außerdem werden diese Patientinnen und Patienten häufig lange (>21 Tage) positiv auf SARS-CoV-2 getestet und gelten solange als infektiös. Eine frühzeitige Monotherapie mit antiviralen Medikamenten oder monoklonalen Antikörpern wird in den internationalen Leitlinien empfohlen, hat sich bei den Betroffenen aber nicht immer als ausreichend effektiv gezeigt. Kombinationstherapien wurden bereits als individuelle Heilversuche eingesetzt. Die Datengrundlage war bisher jedoch auf in-vitro-Daten und kleinere Fallserien beschränkt. Diese Lücke haben Forschende des CIO ABCD nun geschlossen.
Das CIO ABCD besteht seit 2018. Als gemeinsames Tumorzentrum arbeiten die vier Universitätskliniken im Bereich Forschung, Diagnostik und Behandlung zusammen. „Die Publikation zur Kombinationstherapie ist für uns etwas ganz Besonderes. Die Ergebnisse tragen nicht nur positiv zur Behandlung unserer Patientinnen und Patienten bei. Es ist auch eine bedeutende gemeinsame Veröffentlichung des CIO ABCD und damit ein tolles Zeichen für die exzellente Zusammenarbeit, nach innen und auch für die Öffentlichkeit“, sagt Dr. Malte Monin (Letztautor), der im Oktober 2023 vom Universitätsklinikum Bonn (UKB) als Oberarzt ans Johanniter-Krankenhaus Bonn, ebenfalls Teil des CIO ABCD, gewechselt ist. Dr. Monin wurde neben den beiden Erstautoren Dr. Hans-Martin Orth und Dr. Charlotte Flasshove vom Universitätsklinikum Düsseldorf von einem Expertenteam aus Köln um Prof. Oliver Cornely und Aachen um Priv.-Doz. Dr. med. Jens Panse unterstützt.
Über die Studie
In einer multizentrischen Studie erhielten 144 hauptsächlich immungeschwächte Patientinnen und Patienten eine COVID-19-Kombinationstherapie. Die Verläufe blieben infolgedessen leichter und ein verlängerter Virusnachweis wurde in 86% der Fälle verhindert. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) wird die Daten bereits in ihre Empfehlungen aufnehmen. Prof. Annkristin Heine und Prof. Jürgen Rockstroh, die als Experten vom UKB an der Auswertung beteiligt waren, fassen zusammen: „Insgesamt haben vor allem Patienten mit hämato-onkologischen Erkrankungen von einer frühen dualen anti-SARS-CoV-2-Behandlung profitiert. Aber auch anderen immunsupprimierten Patienten sollte diese Therapieoption nicht vorenthalten werden. Aus infektiologisch-epidemiologischer Sicht sind die Ergebnisse ebenfalls relevant, denn ein langer Virusnachweis bei Patienten birgt auch das Risiko, dass sich neue Virusvarianten entwickeln.“ Priv.-Doz. Dr. med. Jens Panse, medizinischer und geschäftsführender Leiter des CIO Aachen sowie stellvertretender Direktor der Klinik für Hämatologie und Onkologie (Medizinische Klinik IV) an der Uniklinik RWTH Aachen, ergänzt: „Die aktuellen Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die Anwendung einer COVID-19-Kombinationstherapie bei Hochrisikopatientinnen und -patienten vielversprechende Ergebnisse liefert. Dieser Therapieansatz könnte daher eine effektivere Behandlung bieten, insbesondere bei schweren Verläufen, langer Infektiösität und hoher Virenaktivität. Die gemeinsame Studie ziel darauf ab, die Wirkungsweisen besser zu verstehen und durch die Integration unterschiedlicher Wirkmechanismen die vielschichtigen Ausprägungen von SARS-CoV-2 zielgerichtet zu adressieren.“