Bundesweiter Start des ACiLS-Kurssystems: Verbesserung der Ausbildung für das nicht-traumatologische Schockraummanagement

Mit dem Auftaktkurs vom 19. bis 20. Juni 2022 im AIXTRA an der Uniklinik RWTH Aachen ist der Startschuss für das bundesweite ACiLS-Kurssystems (ACiLS = Advanced Criticall Illness Life Support) gefallen. Die Weiterbildung ist in dieser Form einzigartig und bietet erstmalig eine strukturierte Vorbereitung aller beteiligten Personengruppen für das nicht-traumatologische Schockraummanagement. Das gesamte Training – bestehend aus einem ausführlichen E-Learning und zwei abschließenden Präsenztagen mit simulierten Szenariotrainings und vielen Workshops – findet interprofessionell und interdisziplinär als Teamtraining statt und richtet sich sowohl an Notfallpflegende als auch an Notfallmediziner.  

Nach mehr als vier Jahren Entwicklungszeit erfolgte mit dem ersten durchgeführten Kurs der Auftakt zum Advanced Criticall Illness Life Support (ACiLS). Das Kurssystem widmet sich damit zum ersten Mal dem sogenannten nicht-traumatologischen Schockraumanagement und bietet eine ausführliche Vorbereitung und ein gründliches Training für alle im Schockraum arbeitenden Personen aus der Notfallpflege und die ärztlichen Mitarbeitenden in der Akut- und Notfallmedizin. Während für Traumapatienten international seit den 70er-Jahren Kurssysteme existieren und 2003 auch in Deutschland eingeführt wurden, bestand für die Weiterbildung in der Versorgung von nicht-traumatologischen Patienten bisher eine Lücke. Bei einem Trauma liegt eine Gewalteinwirkung (z. B. durch einen Unfall) auf den Körper vor. Die Folgen für den Betroffenen sind sichtbar oder lassen sich anhand des Unfallmechanismus teilweise erschließen. Bei nicht-traumatologischen Patienten sind die Symptome häufig vielfältig und lassen sich nicht unmittelbar zweifelsfrei einer Erkrankung zuordnen. Weil die Anzahl der nicht-traumatologischen Patienten die Fälle der traumatologischen deutlich übersteigt, wollen die Initiatoren mit dem Kursystem ACiLS das Angebot für die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten der Mitarbeitenden der Notaufnahmen verbessern. Sie verstehen ihr Angebot als Ergänzung zu den Kursen für die Behandlung traumatologischer Patienten und präklinischer Kurskonzepte für die Behandlung nicht-traumatologischer Patienten (z. B. ATLS, ETC, AMLS).

Vereinigung von E-Learning und praxisorientierten Simulationen

Der Kurs unter der Schirmherrschaft der DGINA, der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin e. V., bietet 13 Stunden vollständig fallbasiertes, interaktives E-Learning und anschließend zwei Präsenztage mit 16 simulierten Szenariotrainings und vielen Workshops. Der Themenumfang deckt das gesamte Spektrum nicht-traumatologischer Erkrankungen in der Schockraumversorgung ab. Ausgeklammert ist lediglich die Reanimation, für die bereits etablierte andere Kurskonzepte ein Training anbieten. Beispielsweise vertiefen die Trainer in den Workshops das Wissen und die Fertigkeiten in den Bereichen Notfallsonographie, Übernahme beatmeter Patienten, nicht-invasive Beatmung, Debriefing und Notfallbehandlung von Herzrhythmusstörungen. Grafisch ansprechende anatomische Zeichnungen und verständliches theoretisches Lehrmaterial runden das Kurskonzept ab. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeiten die Szenarien schließlich nach dem (PR_E-)AUD2IT-Algorithmus und unter Zuhilfenahme spezieller Leitsymptom Orientierter Differentialdiagnosekarten (LOD) im Kitteltaschenformat ab. Erfahrene Notfallmediziner und Notfallpflegekräfte aus ganz Deutschland schauen bei den Übungen zu und besprechen anschließend ihre Beobachtungen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in einem Feedbackgespräch.

Feierliche Auftaktveranstaltung

Unter der Leitung von Dr. Henning Biermann, Oberarzt am Zentrum für klinische Akut- und Notfallmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen und Nationaler Kursdirektor ACiLS, Dr. Ingmar Gröning, Chefarzt der Klinik für Notfallmedizin am Alexianer Krankenhaus in Krefeld und Nationaler Co-Kursdirektor, sowie Dr. Mark Michael, Stellvertretender Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme des Universitätsklinikums Düsseldorf und nationaler Kurskoordinator, begann der erste Kurs in den Räumlichkeiten des CT2/AIXTRA an der Uniklinik RWTH Aachen als Nebenstandort des Malteser Bildungszentrums Euregio. Nach symbolischer Übergabe eines Eingangsschildes an Ralf Bischoni, Leiter des Kurszentrums der Malteser, wurde das Malteser Bildungszentrum Euregio erstes und zunächst exklusives Kurszentrum weltweit.

In der feierlichen Eröffnungszeremonie sprachen der Präsident der DGINA, Martin Pin, der Geschäftsführer der DGINA-Services, Dr. Matthias Brachmann, der wissenschaftliche Beirat des Kurssystems mit Prof. Dr. Michael Bernhard aus Düsseldorf und Prof. Dr. Bernhard Kumle aus Villingen-Schwenningen, Ralf Bischoni und Priv.-Doz. Dr. Jörg Brokmann als, Vertreter der Malteser sowie des Zentrums für klinische Akut- und Notfallmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen entsprechende Grußworte.

Ernennung des Malteser Bildungszentrum Euregio als bundesweit erstes ACiLS Kurszentrum (v. l.): Dr. Henning Biermann und Ralf Bischoni (Leiter Malteser Bildungszentrum Euregio) © Malte Robra, Filmschere
ACiLS Nationales Kursdirektorium (v. l.): Dr. Ingmar Gröning, Dr. Henning Biermann, Dr. Mark Michael © Malte Robra, Filmschere
Szenariotraining mit Darstellung von Sono-Loops (v. l.): Thomas Rielage, Stefanie Bentele, Dr. med. univ. Stefan Kornstädt, Dr. Lars Herda © Malte Robra, Filmschere
Instruktoren im Feedback (v. l.): Dr. Sascha Ostrowski, Dr. Henning Biermann © Malte Robra, Filmschere
Simulation mittels moderner Software © Malte Robra, Filmschere
Szenariotraining mit Nicht-invasiver Beatmung (v. l.): Dr. Lars Herda, Dieter Possenriede, Thomas Rielage, Dr. Sascha Ostrowski © Malte Robra, Filmschere
Gruppenfoto vor dem Lehrgebäude CT2 © Malte Robra, Filmschere
LOD-Karten © Gisela Brill, DGINA Services

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