Neue Studie zeigt: Auf die DNA abgestimmte Medikamente können unerwünschte Arzneimittelwirkungen um 30 Prozent reduzieren

Ein internationales Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern konnte im Rahmen des von der Europäischen Kommission geförderten Projektes „Ubiquitous Pharmacogenomics“ (U-PGx) aufzeigen, dass bei Patientinnen und Patienten, deren Medikamentendosis auf ihre DNA abgestimmt ist, rund 30 Prozent weniger Nebenwirkungen auftreten als bei Patienten, die eine Standarddosis eingenommen haben. Seitens der Uniklinik RWTH Aachen waren Univ.-Prof. Dr. med. Julia Stingl und Priv.-Doz. Dr. med. Katja S. Just, beide Institut für Klinische Pharmakologie, sowie Dr. med. Ingmar Bergs, Funktionsoberarzt aus der Klinik für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin (Med. Klinik V), an der Studie beteiligt. Das Paper ist jetzt in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet erschienen.

Eine medikamentöse Therapie ist nicht bei allen Patientinnen und Patienten gleich wirksam: Denn individuelle Unterschiede wie die Gene beeinflussen die Art und Weise, wie Patientinnen und Patienten auf ein Medikament ansprechen – manche Menschen verarbeiten Medikamente schneller als andere und sind auf eine höhere Dosis angewiesen. In anderen Fällen kann es zu Unverträglichkeiten und unerwünschten Arzneimittelwirkungen kommen. In der medizinischen Forschung spielt die personalisierte Medizin daher eine zunehmend wichtigere Rolle. Die Strategie zielt darauf ab, die individuellen Eigenschaften von Patientinnen und Patienten zu berücksichtigen und Medikamente zu entwickeln, die besser auf den jeweiligen Menschen zugeschnitten sind – das ermöglicht präzisere Diagnosen, verringert Nebenwirkungen und hilft dabei, das Gesundheitswesen effizienter zu machen.

DNA-Medikamentenpass verknüpft genetisches Profil mit Medikamenten

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten nun im Rahmen einer multizentrischen Studie zum ersten Mal die praktische Anwendung der Verschreibung von Arzneimitteln auf der Grundlage der genetischen Informationen von Patientinnen und Patienten nachweisen. Dazu hat das Forscherteam einen DNA-Medikamentenpass entwickelt, der das genetische Profil der Patientinnen und Patienten mit Medikamenten verknüpft, deren Wirkung durch die DNA beeinflusst wird. An der Studie nahmen rund 7.000 Patientinnen und Patienten aus sieben europäischen Ländern und verschiedenen medizinischen Fachbereichen teil. Die Teilnehmenden waren Patienten aus Kliniken unterschiedlicher Fachrichtungen. Gemeinsam war ihnen, dass sie Medikamente einnahmen, deren Verarbeitung von den Genen beeinflusst wird. Nach der genetischen Kartierung untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwölf spezifische Gene, die im Stoffwechsel von häufig eingenommenen Arzneimitteln eine zentrale Rolle spielen. Dabei zeigte sich, dass die Wirkung der 39 ausgewählten Medikamente von insgesamt 50 Genvarianten beeinflusst wurden. Die Patientinnen und Patienten wurden bis zu zwölf Wochen nach der Behandlung im Hinblick auf ihre Nebenwirkungen befragt. „Die Forschungsergebnisse sind ein großer Erfolg für uns, denn sie sind ein Meilenstein auf dem Weg zu mehr Sicherheit und Wirksamkeit in der Arzneimitteltherapie. Mithilfe eines DNA-Medikamentenpasses könnten wir die medikamentöse Therapie künftig nicht nur sicherer machen, sondern auch die Patientinnen und Patienten stärker in die Therapie integrieren und für mehr Transparenz sorgen“, resümiert Univ.-Prof. Dr. med. Julia Stingl, Direktorin des Instituts für Klinische Pharmakologie.

Über das Projekt „Ubiquitous Pharmacogenomics“ (U-PGx)

Ziel des internationalen Projektes „Ubiquitous Pharmacogenomics“ (U-PGx) ist es, europäischen Patientinnen und Patienten effektive Therapieoptimierungen mittels pharmakogenetischer Tests zugänglich zu machen. Die Studie wurde im Rahmen des EU-Förderprogrammes für Forschung und Innovation „Horizont 2020“ gefördert.

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