Für seine Forschungsarbeit zum Thema GLP-2 und septische Kardiomyopathie hat Dr. med. Florian Kahles, Arbeitsgruppenleiter und Assistenzarzt in der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin (Med. Klinik I) an der Uniklinik RWTH Aachen, den Rudi-Busse-Young-Investigator-Award für Experimentelle Herz-Kreislaufforschung (1. Platz) der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK) erhalten.
Eine Sepsis, umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt, ist eine lebensbedrohliche Komplikation, die infolge verschiedenster Infektionskrankheiten auftreten kann. Sie entsteht, wenn die Abwehrmechanismen des Körpers Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien nicht mehr lokal eingrenzen können. Infolgedessen breiten sich die Erreger über die Blutbahn im Organismus aus. Die Sepsis stellt eine der häufigsten Todesursachen auf deutschen Intensivstationen dar und ist durch schwerwiegende Komplikationen, wie die Störung der Herzfunktion (septische Kardiomyopathie), mit einer hohen Sterblichkeit verbunden. Obwohl das Krankheitsbild im täglichen Klinikalltag eine immense Relevanz hat, stehen aktuell keine ausreichenden Therapieoptionen zur Verfügung.
Neue Therapieoption zur Behandlung der Sepsis
Das Inkretinhormon GLP-2 (Glucagon-like peptide-2) wird aus L-Zellen im Darm nach Nahrungsaufnahme ausgeschüttet und stellt einen wichtigen lokalen intestinalen Wachstumsfaktor dar, welcher zusätzlich die Darm-Barriere-Funktion und Nährstoffabsorption reguliert. Daher werden GLP-2-Mimetika klinisch erfolgreich zur Behandlung des Kurzdarm-Syndroms eingesetzt (Teduglutide). Dr. Kahles konnte zusammen mit Prof. Dr. Michael Lehrke, Stellvertretender Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin (Med. Klinik I), mithilfe verschiedener transgener Mausmodelle und klinischer Kohorten zeigen, dass GLP-2 bisher nicht bekannte wichtige immunmodulierende Effekte aufweist. Im Rahmen akuter Entzündungszustände kommt es (Interleukin-6 vermittelt) zu einer vermehrten GLP-2-Sekretion aus dem Darm. Die Autoren konnten belegen, dass GLP-2 die Produktion gefährlicher Entzündungsmarker verhindert und somit zu einer verbesserten Herzfunktion im Rahmen der septischen Kardiomyopathie führt. Durch die Gabe von GLP-2 konnte eine Reduktion der Sterblichkeit im Sepsis-Mausmodell erreicht werden. Diese Forschungsergebnisse könnten dazu beitragen, dass eine Aktivierung des GLP-2-Rezeptorsignalwegs als neue Therapieoption zur Behandlung der Sepsis identifiziert wird.
Über die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DKG)
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DKG) wurde 1927 als wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft gegründet. Ziel ist es, die Forschung in dem Bereich der kardiovaskulären Erkrankungen zu fördern, Tagungen auszurichten und Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitglieder anzubieten. In der DGK arbeiten Expertinnen und Experten unter anderem aus Hochschulen und dem nicht-universitäten Bereich, niedergelassene Kardiologen, Herzchirurgen, Wissenschaftler sowie Pharmakologen, Physiologen und Pathologen. Die Fachgesellschaft verzeichnet aktuell mehr als 10.600 Mitglieder.