Die Infektionswelle mit dem neuen Coronavirus (SARS-CoV-2/Covid-19), die in China ihren Ursprung nahm, ist nun auch in Europa und Deutschland angekommen und verbreitet sich weltweit. Aus der Corona-Epidemie in China ist eine Pandemie geworden. Aufgrund zahlreicher und oft unterschiedlicher Medienberichte, die teilweise nicht unbedingt sachlich und medizinisch korrekt wiedergegeben werden, kann in Teilen der Bevölkerung und vor allem bei Patienten mit chronischen Erkrankungen daher eine erhebliche Verunsicherung entstehen. Gerade Eltern beziehungsweise Familien mit herzkranken Kindern, aber auch Jugendliche und Erwachsene mit Angeborenen Herzfehlern (JEMA- bzw. EMAH-Patienten) sind daher in Sorge und wenden sich an ihre betreuenden Kliniken und Ärzte. Aus diesem Grunde möchte die DGPK die betroffenen Patienten und Familien informieren.
Coronaviren gibt es schon sehr lange, Infektionen mit Coronaviren verursachen meist Beschwerden wie eine leichte „Erkältung“ oder Grippe, bei der keinerlei besondere Behandlung notwendig ist oder Gefährdung für die Patienten besteht. Bestimmte Viren – und hierzu gehört offensichtlich auch der aktuelle Erregerstamm (SARS-CoV-2/Covid-19) – können bei besonderen Patientengruppen aber auch schwere Infektionen der Atemwege verursachen. Nach dem aktuellen Wissensstand ist aber auch eine Infektion mit dem aktuellen Coronavirus in großem Stil heilbar bzw. wird von den allermeisten Patienten gut überwunden und verläuft harmloser als zum Beispiel echte Grippe- oder Masernerkrankungen.
Nach den aktuell vorliegenden Informationen sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene nicht besonders gefährdet, die meisten Infektionen verlaufen gerade bei den jungen Patienten sehr mild. Die von Erwachsenen bekannten Risikofaktoren wie beispielsweise Herzerkrankungen, chronische Atemwegserkrankungen und Bluthochdruck sind auch nicht auf das Kindesalter übertragbar. Es ist daher, wie bei anderen Infektionserkrankungen auch, generell Vorsicht geboten. Ein Grund zur Panik besteht nicht.
Sehr wahrscheinlich ist das Risikoprofil der Coronavirusinfektion für die Gruppe der Kinder und Jugendlichen mit angeborenen Herzfehlern mit dem von RS-Viren vergleichbar (Synagis-Impfung). Hierzu gehören Säuglinge mit noch unkorrigierten Herzfehlern oder Kinder mit bedeutsam vermehrten oder vermindertem Lungenblutfluss oder Kinder mit chronischer Herzinsuffizienz, pulmonaler Hypertonie und schließlich Patienten mit einer Immunschwäche (transplantierte Patienten, Di George Syndrom, etc.).
Obwohl eine Infektion mit Coronaviren sehr wahrscheinlich keine schwerwiegende Erkrankung hervorrufen wird, sollten auch unsere Patienten mit angeborenen Herzfehlern versuchen, sich vor einer Infektion zu schützen. Dies dient insbesondere auch dazu, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen.
Hierzu sind folgenden Maßnahmen sinnvoll:
- Mehrfach tägliches Händewaschen
- Verwendung von Desinfektionsmitteln nach Kontakt mit Gegenständen, welche von vielen anderen berührt werden (Türgriffe, Geländer, etc.)
- Größere Menschenmengen oder gegebenenfalls öffentliche Verkehrsmittel vermeiden
- Abstand von möglicherweise Erkrankten halten
- Abstand von Reisenden aus bekannten Endemiegebieten halten
- Urlaube/Reisen in bekannten Endemiegebiete vermeiden
- Verwendung von Einmaltaschentüchern
- Niesetikette (in die Armbeuge niesen/husten)
Das Tragen eines Gesichtsschutzes (Maske) ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft nicht hilfreich, um sich vor einer Infektion zu schützen, viel wichtiger sind die oben genannten allgemeinen Hygienemaßnahmen. In diesem Zusammenhang verweisen wir auf die entsprechenden Empfehlungen und Veröffentlichungen des Robert Koch-Instituts in Berlin.
Es ist augenblicklich auch nicht notwendig und wird von Seiten der DGPK auch nicht empfohlen, Ihr Kind allein aufgrund eines angeborenen Herzfehlers zu isolieren, also von der Schule oder dem Kindergarten fernzuhalten. Dies gilt ebenso für Patienten, die bereits mehrfach am Herzen operiert bzw. behandelt wurden oder Patienten mit unproblematischer Fontanpalliation. Sollten in einzelnen Gegenden oder Gemeinden die Gesundheitsbehörden andere Empfehlungen ausgeben, so sind diese selbstverständlich zu befolgen.
Wenn Sie bei sich oder Ihrem Kind einen begründeten Verdacht auf eine Infektion haben oder krank sind (Grippesymptome wie Fieber‚ Husten, etc.) so bleiben Sie bitte zuhause und vermeiden den Kontakt mit Gesunden, öffentliche Verkehrsmittel oder Menschenansammlungen. Kontaktieren Sie Ihren Haus- oder Kinderarzt telefonisch, fahren Sie bitte nicht ohne Vorankündigung in die Praxis oder Klinikambulanz.
Sollten sich in den nächsten Tagen und Wochen neue oder andere Erkenntnisse ergeben, so werden wir diese Stellungnahme aktualisieren. Für weitere allgemeine Informationen verweisen wir auf die aktuellen Verlautbarungen des Bundesgesundheitsministeriums und des Robert Koch-Instituts sowie der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ) sowie der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI).
Stellungnahme der DGKJ und DGPI
https://www.dakj.de/wp-content/uploads/2020/03/dakj-dgpi-2020-corona-stand-0203.pdf
Stellungnahme des Robert Koch-Instituts
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV.html
Stellungnahme des Bundesgesundheitsministeriums
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus.html