Optimal@NRW-Abschlusskongress: Rund-um-die-Uhr-Akutversorgung pflegebedürftiger Personen - Innovationsfondsprojekt etabliert sektorenübergreifende telemedizinische Versorgungsstruktur

Das vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geförderte Projekt Optimal@NRW ist nach vier Jahren Laufzeit planmäßig beendet worden. Es erprobt die Implementierung einer telemedizinischen Rund-um-die-Uhr-Versorgung für pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren. Im Rahmen des Abschlusskongresses fanden sich am 26. Februar neben dem Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Matthias Heidmeier, noch viele weitere Projektbeteiligte, Institutionen, Protagonisten und Meinungsbildner aus Wissenschaft, Medizin, Gesundheitswesen und Pflege in der Landeshauptstadt Düsseldorf zusammen, um über erste Ergebnisse und Zukunftsperspektiven von Optimal@NRW zu diskutieren. Die Moderation übernahm der aus zahlreichen medizinischen TV-Formaten bekannte Dr. Heinz-Wilhelm Esser, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie.

Angesichts des kontinuierlich steigenden Versorgungsbedarfs älterer Menschen in Pflegeeinrichtungen ist es unumgänglich, neue Wege zu beschreiten und innovative Lösungen für die Akutversorgung pflegebedürftiger Personen zu entwickeln. Vor knapp vier Jahren rief deshalb das Team rund um Prof. Dr. med. Jörg Christian Brokmann, Konsortialführer und Leiter des Zentrums für klinische Akut- und Notfallmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen, das Projekt Optimal@NRW ins Leben, um digital unterstützte Strukturen zu entwickeln, die die medizinische Versorgung geriatrischer Personen in stationärer und ambulanter Pflege über die räumlichen Grenzen hinweg zugänglicher und nachhaltiger gestalten sollen. Da Pflegekräfte in Pflegeeinrichtungen oft mit medizinischen Anliegen konfrontiert werden, deren Abklärung außerhalb der regulären Sprechzeiten der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte nicht möglich ist, kommt es häufig zu vorschnellen Krankenhauseinweisungen. Ein Umstand, der für die betroffenen Personen physisch und psychisch sehr belastend sein kann. Optimal@NRW, mit rund 15 Millionen Euro vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert, setzt genau an diesem Punkt an, indem es seit April 2020 die sektorenübergreifende Zusammenarbeit zwischen Pflege, Rettungsdienst, Uniklinik RWTH Aachen und Niedergelassenen in der Region Aachen (Stadt und Städteregion Aachen, Kreis Heinsberg und Kreis Düren) mithilfe von telemedizinischen Versorgungsstrukturen optimiert.

Entlastung für alle

Das innovative Versorgungskonzept von Optimal@NRW ermöglicht es dem Pflegepersonal, rund um die Uhr und ortsunabhängig ärztlichen Rat einzuholen und akute Beschwerden der Bewohnerinnen und Bewohner einfach und sicher durch vitaldatenbasierte Telekonsultationen abklären zu lassen. Nichtärztliches medizinisches Personal kann bei Bedarf in die Einrichtungen fahren und eine ambulante Versorgung in der vertrauten Umgebung der Seniorinnen und Senioren übernehmen. Positive Effekte: Die begrenzten Ressourcen des Pflege- und Gesundheitswesens werden effizient genutzt und die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner durch vermeidbare Krankenhauseinweisungen verbessert. Nach vier intensiven Jahren erfolgreicher Projektarbeit fand Optimal@NRW im Rahmen des dritten und damit letzten Fachkongresses seinen Abschluss. Dieser bot die Gelegenheit, Projekterkenntnisse und erste Evaluationsergebnisse zu reflektieren und die Zukunftsperspektiven innovativer Projekte und deren Transfer in die Regelversorgung zu diskutieren. „Allem zugrunde lag das Ziel, durch die Implementierung digital unterstützter Strukturen eine bedarfsgerechte und vor allem zeitnahe medizinische Versorgung in den Pflegeheimen vor Ort sicherzustellen, die den individuellen Bedürfnissen unserer älteren Bevölkerung gerecht wird. Durch die gemeinsame Überwindung von traditionellen Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Medizin und den damit einhergehenden veränderten Nutzungsgewohnheiten haben wir gezeigt, dass sich durchaus eine neue telemedizinische Versorgungsform etablieren lässt, die eine qualitativ hochwertige Akutversorgung ermöglicht. Auch wenn es für eine bundesweite Implementierung noch die ein oder andere Stellschraube zu drehen gibt, sind wir zuversichtlich, dass die gewonnenen Erkenntnisse einen nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft der medizinischen Versorgungsstruktur haben werden. Unser Dank gilt allen Konsortial- und Projektpartnern, die uns im Laufe der vier Jahre tatkräftig unterstützt haben“, erklärt Prof. Dr. med. Jörg Christian Brokmann.

Pflege stärken – digital und intersektoral

Matthias Heidmeier, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, hat sich vor Ort ein Bild von den positiven Veränderungen durch Optimal@NRW gemacht und kommentiert: „Die Erprobung neuer Modelle und Ansätze in der medizinischen und pflegerischen Versorgung ist wichtig, um unser Gesundheitssystem zukunftsfest zu machen – gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels. Kern aller Bemühungen muss es sein, auch die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen und die Grenzen zwischen den Sektoren abzubauen. Genau das hat Optimal@NRW umgesetzt. Durch die innovative Idee von Optimal@NRW ist mittels eines intersektoralen telemedizinischen Kooperationsnetzwerks eine Verbesserung der Versorgung von geriatrischen Patienten erfolgt. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen von Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeeinrichtungen wurde stark gesenkt. Davon profitieren besonders ältere Menschen, die so in ihrer gewohnten Umgebung verbleiben können und dort die medizinische Versorgung erhalten, die sie benötigen. Denn klar ist: Krankenhausaufenthalte gehen mit Ängsten und Sorgen einher und stellen faktisch immer auch ein gesundheitliches Risiko für ältere Menschen dar. Das betrifft das Risiko von Deliren – (teils schwere) Verwirrtheitszustände – ebenso wie das gesteigerte Risiko von Infektionen. Durch den Einsatz von speziell geschultem nicht-ärztlichem Personal wurden aber auch sowohl rettungsdienstliche als auch GKV-Ressourcen entlastet.“

Konsortialführer des Projekts, Prof. Dr. med. Jörg Christian Brokmann (rechts), freute sich mit den Referentinnen und Referenten über einen gelungenen Abschlusskongress.

Für Presserückfragen wenden Sie sich bitte an:

Uniklinik RWTH Aachen
Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Dr. Mathias Brandstädter
Tel. 0241 80-89893
kommunikationukaachende