Was lange währt, wird schließlich gut: Die langersehnte Fertigstellung und Inbetriebnahme der neuen Energiezentrale ist erfolgt. Damit macht die Uniklinik RWTH Aachen einen weiteren großen Schritt in Richtung nachhaltige und unabhängige Energieversorgung. Dazu beitragen wird neben neuer Kesselanlagen die Installation zweier wärmegeführter Blockheizkraftwerke (BHKW).
Der Neubau war vor allem, aber nicht nur aus energetischen Gründen notwendig: Bis Juni 2022 wurde die gesamte Uniklinik RWTH Aachen noch über das zwei Kilometer entfernte Heizkraftwerk der RWTH University versorgt. „Der Entschluss für eine autarke Energieversorgung fiel bereits vor rund 13 Jahren“, sagt Peter Grell, der im Februar 2024 die Leitung des Geschäftsbereichs Gebäudetechnik übernommen hat.
Nach rund siebenjähriger Bauzeit und in enger Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen des Geschäftsbereich Gebäudetechnik und der ukafacilities GmbH hat die neue Energiezentrale am Steinbergweg nun ihre Arbeit aufgenommen. Ab sofort erzeugen auf rund 7.000 Quadratmetern moderne Anlagen Wärme (Dampf und Warmwasser), Kälte und Strom für die gesamte Uniklinik inklusive der umliegenden Versorgungs- und Nutzgebäude. Drei Heizkessel sind mit Zweistoffbrennern (Gas/Öl) ausgestattet und stellen mit einer hochmodernen ECO-Wärmerückgewinnung die Versorgung mit Hochtemperaturwärme bei einer Vorlauftemperatur von 95 Grad Celsius sicher. Herzstück der Energiezentrale sind zwei wärmegeführte Blockheizkraftwerke, die eine wesentliche Effizienzsteigerung erzielen. Im Vergleich zum Vorjahr wird in diesem Jahr eine Einsparung sowohl beim Strom als auch beim Gas von jeweils mehr als 25.000 Megawattstunden erwartet. Über zwei gasbetriebene Verbrennungsmotoren werden Wärme und elektrische Energie erzeugt. Besonders umweltfreundlich sind die Anlagen dadurch, dass sie die bei der Stromerzeugung entstehende Abwärme nicht verpuffen lassen, sondern nutzen. Mit ihr werden in der angeschlossenen Dampfzentrale in riesigen Kesseln große Mengen Wasserdampf erzeugt. Diese sind notwendig, um gerade im Winter die trockene Luft für die 24 zentralen Klimaanlage im Haupthaus zu befeuchten. Darüber hinaus kommen vier energieeffiziente (Groß-)Kälteanlagen zum Einsatz. „Ihre Freikühlfunktion führt zu einer erheblichen Energieeinsparung, da die Kälteanlagen bei Außentemperaturen unter 10 Grad Celsius direkt über die Außeneinheit kühlen können, ohne Wärme als Antriebsenergie zu verwenden“, erklärt Grell. Zudem beherbergt das imposante Gebäude am Steinbergweg zehn Transformatoren, die die Mittelspannung von 10.000 Volt in eine Niederspannung von 400 Volt umwandeln. Die neue Gebäudeleittechnik ermöglicht eine 24-Stunden-Überwachung aller Anlagen. Bei Ausfall der Gasversorgung besteht die Möglichkeit, die gesamte Wärme- und Dampfversorgung auf Dieselbetrieb umzustellen.
Große Herausforderung
Der Bau sowie die Umstellung auf eine nachhaltige und modernere Energieversorgung stellten dabei kein leichtes Unterfangen dar. „Besondere Herausforderungen ergaben sich durch die sich stetig ändernden gesetzlichen Vorgaben, auch in Bezug auf die Genehmigungsverfahren wie das Bundes-Immissionsschutzgesetz und das Gebäudeenergiegesetz“, so Grell. „Aber auch die Anbindung der neuen Energiezentrale an die bestehende Infrastruktur und ihre Inbetriebnahmen während des laufenden Klinikbetriebs erforderten eine detaillierte Planung und Umsetzung.“
Trotz der Schwierigkeiten zeigt sich der Geschäftsbereichsleiter zufrieden und stolz: „Die Verantwortung für ein Bauvorhaben in solch einer Größenordnung zu übernehmen und es zu begleiten, ist herausfordernd und spannend zugleich. Durch die großartige Vorarbeit meiner Kolleginnen und Kollegen sowie das Engagement und abgestimmte Vorgehen aller beteiligten Akteure ist es uns gelungen, das Projekt erfolgreich umzusetzen und die Uniklinik RWTH Aachen energetisch zukunftsfähig zu machen. Ein besonderer Dank gilt Herrn Jakobs, der immer zur Stelle ist und für jedes Problem eine Lösung im Gepäck hat.“
Heike Bekaan, Bereichsvorstand Bau und Brandschutz und Geschäftsführerin der ukafacilities GmbH, betont: „Mit der vollständigen Inbetriebnahme der Energiezentrale haben wir ein weiteres Großbauprojekt erfolgreich abschließen können. Solch ein Abschluss ist immer auch ein Teamergebnis, zumal es im Laufe der Jahre einige Projektleiterwechsel gab. Ich bedanke mich herzlich bei Herrn Aichmayr, der das Projekt zusätzlich übernommen und erfolgreich beendet hat, und bei den verschiedenen Akteuren für den engen Austausch und das außerordentliche Engagement.“