Unter Beteiligung führender Wissenschaftler aus der Uniklinik RWTH Aachen auf dem Gebiet der Fibrose wurde das neue Start-up-Unternehmen Sequantrix GmbH gegründet, das nun seine Arbeit aufgenommen hat. Das Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. med. Rafael Kramann, Direktor des lnstituts für Experimentelle lnnere Medizin und Systembiologie, und Prof. Dr. Rebekka Schneider-Kramann, Direktorin des Instituts für Zell- und Tumorbiologie, möchte durch die Identifizierung und Validierung neuartiger Targets zukunftsweisende antifibrotische Therapien entwickeln.
Fibrose ist eine krankhafte Bindegewebsvermehrung in Geweben oder Organen, was eine fortschreitende Schädigung und Funktionseinschränkung zur Folge hat. Sie tritt in praktisch allen Organen nach chronischen, sich wiederholenden Verletzungen auf und zerstört die Architektur des Gewebes. Fibrotische Erkrankungen können nahezu jedes Gewebe im Körper betreffen. Bei fortschreitender Erkrankung können sie zu Organdysfunktion, Organversagen und schließlich zum Tod führen. In den Industrieländern tragen fibrotische Erkrankungen zu mehr als 45 Prozent der Sterblichkeit bei. Trotz ihrer weiten Verbreitung sowie der hohen Sterblichkeitsrate ist eine ursächliche Behandlung zurzeit kaum möglich. Die derzeitigen antifibrotischen Therapien sind begrenzt und oft unwirksam.
Erfolgreiche Fibroseforschung an der Uniklinik RWTH Aachen
Um die Notwendigkeit neuer Strategien zur Arzneimittelentwicklung wissen auch Prof. Kramann und Prof. Schneider-Kramann. Bereits seit vielen Jahren forschen sie daran, Organvernarbungen zu verstehen, frühzeitig zu erkennen und neue Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. Der Fokus liegt hierbei auf der Niere, insbesondere der chronischen Niereninsuffizienz, aber auch auf dem Herz (Herzinsuffizienz) und anderen Organsystemen wie dem Knochenmark. Mittels moderner und vor allem kombinierter Hochdurchsatz-Methoden auf Genexpressions-, Protein- und Metabolismus-Ebene entdecken sie neue Mechanismen, die es ermöglichen können, neue Therapieoptionen zu entwickeln. Sie konnten bereits den zellulären Ursprung von Fibrose in der Niere, dem Herzen und dem Knochenmark aufschlüsseln und verschiedene neue Targets identifizieren. Dieses Wissen nutzen die Aachener Wissenschaftler für die Entwicklung antifibrotischer Medikamente im Rahmen des Biotech-Startups Sequantrix. „Unser Ziel ist es, die Behandlungsergebnisse von Patientinnen und Patienten mit Nierenfibrose, dem Hauptmerkmal der chronischen Nierenerkrankung, zu verbessern", so Prof. Kramann.
Sequantrix vereint führende medizinische, wissenschaftliche, computergestützte und translationale Expertise
Sequantrix nutzt neueste Methoden der Künstlichen Intelligenz und Organoid-Technologie (menschliche Mini-Organe), um Fibrose zu entschlüsseln und neue zielgerichtete Therapien zu entwickeln, die sich zunächst auf Nieren und Knochenmark konzentrieren. Hier kommt eine vollständig integrierte multimodale Plattform zum Einsatz, die auf einer Kombination von Einzelzelltechnologien, einem der weltweit größten menschlichen multimodalen Einzelzell-Datensätze auf dem Gebiet der Fibrose, auf Fibrose-spezifischen Berechnungswerkzeugen für eine unvoreingenommene datengestützte Priorisierung von Zielmolekülen sowie auf fortschrittlichen humanbasierten Krankheitsmodellen zur Unterstützung der Entwicklung von Arzneimittelkandidaten bis zum klinischen Wirksamkeitsnachweis beruht.
Das Start-up-Unternehmen Sequantrix verfügt über vier neue validierte therapeutische Targets und wird in den kommenden Monaten mit der Medikamentenentwicklung beginnen.
„Unsere Einzelzellkartierung menschlicher Organe in Homöostase und Fibrose dient als rationaler Ansatz mit dem Ziel, die Mechanismen zu entschlüsseln, die Fibrose und Funktionseinbußen verursachen. Wir sind zuversichtlich, dass Sequantrix die Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente für fibrotische Erkrankungen zum Wohle der Patienten beeinflussen kann, insbesondere auch für diejenigen, die an Knochenmarksfibrose bei Blutkrebs leiden“, sagt Prof. Schneider-Kramann.
Die Gründungsmitglieder von Sequantrix GmbH sind neben den Forschenden der Uniklinik RWTH Aachen Gründungsgeschäftsführer Dr. Michael Rheinnecker, Biotech-Unternehmer mit über 30-jähriger Erfahrung in den Bereichen Forschung, Risikokapital und Management, sowie Home Biosciences SAS als institutionelle Gründerin. Die Uniklinik RWTH Aachen fungiert als Lizenzgeberin und bleibt über gemeinsame Forschungsprojekte eng mit dem Unternehmen verbunden.
Über Prof. Rafael Kramann
Im Jahr 2020 wurde Prof. Kramann auf den neuen Lehrstuhl für Experimentelle Innere Medizin und Systembiologie der RWTH Aachen University berufen (W3) und leitet das gleichnamige Institut als Gründungsdirektor. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit arbeitet er als Oberarzt an der Medizinischen Klinik II der Uniklinik RWTH Aachen. Als Nephrologe widmet er sich der Entwicklung neuer zielgerichteter Therapien für fibrotische Erkrankungen. Prof. Kramann ist international führend in der Erforschung der Fibrose und Empfänger von 2 ERC-Stipendien. Für seine Arbeiten wurde er vielfach national und international ausgezeichnet. Er ist verheiratet mit Prof. Rebekka Schneider-Kramann und hat zwei Kinder.
Über Prof. Rebekka Schneider-Kramann
Prof. Schneider-Kramann hat einen starken Hintergrund in klinischer Hämatopathologie und Grundlagenforschung. Als W3-Professorin leitet sie das Institut für Zell- und Tumorbiologie an der Uniklinik RWTH Aachen, Deutschland. Prof. Schneider-Kramann ist internationale führend in der Erforschung von Myelofibrose sowie Preisträgerin von 2 ERC-Stipendien und vielzähligen Auszeichnungen und Preisen.
Gemeinsam haben die Labore von Prof. Kramann und Prof. Schneider-Kramann über 250 verwandte Arbeiten veröffentlicht und stehen an der Spitze der Fibroseforschung zur Entschlüsselung neuer Krankheitsmechanismen.