Wegweisende Studie in „Nature“ veröffentlicht: Entschlüsselung des zellulären Ursprungs von Nierenfibrose

Unter Federführung von Univ.-Prof. Dr. med. Rafael Kramann, Direktor des neuen Instituts für Experimentelle Innere Medizin und Systembiologie an der Uniklinik RWTH Aachen, ist es Dr. med Christoph Kuppe und Dr. rer. nat. Mahmoud Ibrahim, beide Mitarbeiter des neuen Instituts, sowie weiteren Kollaborationspartnern im Rahmen einer Studie gelungen, den zellulären Ursprung für die Entstehung menschlicher Nierenfibrose zu identifizieren. Die Forschungsergebnisse wurden nun unter dem Titel „Decoding myofibroblast origins in human kidney fibrosis“ in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.

Nierenfibrose (Vernarbung der Niere) ist die Folge chronischer Nierenerkrankungen. Dabei handelt es sich um eine krankhafte Ablagerung von Bindegewebe. Dies führt dazu, dass das betroffene Gewebe vernarbt und seine Funktion gestört ist. Bislang gibt es keine effektive anti-fibrotische Therapieoption, um den Verlust der Nierenfunktion aufzuhalten. Ein Grund dafür ist, dass der Ursprung, die funktionelle Heterogenität und die Regulation der narbenbildenden Zellen während der Nierenfibrose bisher nur unvollständig verstanden und erforscht sind.

In der gerade publizierten Arbeit und in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Kollaborationspartnern wurden nun die Prozesse zur Entstehung einer Nierenfibrose genauer untersucht. Dabei wurde eine bahnbrechende Entdeckung gemacht. „Mithilfe der Einzelzell-RNA-Sequenzierung, einer leistungsfähigen Technik zur Charakterisierung der zellulären Identität, war es uns möglich, alle Matrix-produzierenden Zellen in einer bisher unerreicht hohen Auflösung zu kartieren. Hierbei zeigten sich unterschiedliche Subpopulationen von Perizyten und Fibroblasten als die wichtigsten zellulären Quellen für narbenbildende Myofibroblasten“, erklärt Prof. Kramann. Der hochauflösende Zellatlas der menschlichen Niere in Homöostase und chronischer Nierenerkrankung (CKD) ist Grundlage für die Identifizierung des Zelltyps, der für die Narbenbildung und das Organversagen in der menschlichen Niere verantwortlich ist. „In einem sogenannten Proof-of-Concept-Experiment, zum Nachweis der Realisierbarkeit, konnten wir zeigen, dass die Hemmung eines der identifizierten Targets tatsächlich die Fibrose linderte und somit für die Therapie von chronischer Nierenerkrankung eine Rolle spielen könnte“, erläutert der Institutsdirektor das Ergebnis seiner Studie.

Gezielte Behandlungsstrategien entwickeln

Von den neuen Erkenntnissen erhoffen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, im weiteren Verlauf gezielte therapeutische Behandlungsstrategien zu entwickeln, die zum einen der Entzündung der Niere und zum anderen frühzeitig deren Narbenbildung entgegenwirken.
 

Die Publikation finden Sie hier: https://www.nature.com/articles/s41586-020-2941-1

Hier können Sie die Pressemitteilung auf Englisch nachlesen.

© Freepik

Für Presserückfragen wenden Sie sich bitte an:

Uniklinik RWTH Aachen
Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Dr. Mathias Brandstädter
Tel. 0241 80-89893
kommunikationukaachende