Großschadenslagen sind besonders komplexe und daher herausfordernde Einsatzlagen. Innerhalb kürzester Zeit muss sich der Einsatzleiter vor Ort ein Bild vom Geschehen machen, Prioritäten festlegen, entsprechende Handlungsanweisungen geben und flexibel auf Änderungen und neue Informationen reagieren.
In Anbetracht der Unübersichtlichkeit von komplexen Einsatzlagen und der Dringlichkeit des effizienten Handlungsbedarfs, stehen Einsatzleiter unter enormem Druck. Dieser kann durch technische Hilfsmittel gemindert werden, indem schneller und besser aufbereitete Informationen an den Einsatzleiter gelangen und dieser so eine bessere Übersicht über das Geschehen bekommt. Folglich kann der Einsatzleiter Entscheidungen besser abwägen und so den Erfolg des Einsatzes erhöhen.
Das – im Zuge der Bekanntmachung „Anwender-Innovativ: Forschung für die zivile Sicherheit II“ des BMBF im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ der Bundesregierung – geförderte Projekt „Virtualisierte Realität zur Tele‐Einsatzleitung bei komplexen Einsatzlagen und Großveranstaltungen“ (VirtualDisaster) setzt hier an: Mithilfe von Drohnen wird ein virtuelles 3D-Abbild der Einsatzstelle erstellt, durch das sich der sogenannte Tele-Einsatzleiter navigieren kann und den Einsatzleiter vor Ort rückwärtig unterstützt. Dies soll zukünftig die Möglichkeit bieten, schnell und effizient einen Überblick zu bekommen, zusätzliche Informationen zu akquirieren und so den Einsatzleiter umfassend zu unterstützen.
Am 20. August 2020 fand das Meilensteintreffen zu diesem Projekt im Floriansdorf (Feuerwache Nord) in Aachen statt. Zu Beginn des Projektes waren zehn Meilensteine definiert worden, die von den fünf Projektpartnern Berufsfeuerwehr Aachen, die Sektion Medizintechnik der Klinik für Anästhesiologie (Uniklinik RWTH Aachen), die Technologie Marketing AG (TEMA) sowie die beiden RWTH-Institute Visual Computing Institute (VCI) und Institut für Flugsystemdynamik (FSD) erfüllt werden sollten. Zum Abschluss des ersten Projektjahres ist dies gelungen: Trotz der turbulenten Umstände des Jahres 2020 konnte jeder der Meilensteine vollumfänglich erfüllt werden. Dementsprechend steht der Abschluss des Projektes, (voraussichtlich) zum 30. Juni 2021, unter einem guten Stern.
Am Meilensteintreffen nahmen der Projektträger VDI Technologiezentrum GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie die fünf Projektpartner teil. Nachdem die Projektfortschritte durch das Konsortium im Rahmen von kurzen Präsentationen erläutert wurden, folgten einzelne Demonstrationen. Zunächst gab der Abteilungsleiter der Einsatzunterstützung der Berufsfeuerwehr Aachen Nils Lapp einen Einblick in die Ausstattung des Einsatzleitwagens (ELW). Anschließend wurde eine Drohne zur Visualisierung der Einsatzlage vom FSD im Flug vorgestellt. Die im Demoszenario erzeugten Luftbilder und 3D-Daten wurden live an eine Bodenstation übertragen und durch VCI und die TEMA in einer Virtual Reality-Umgebung demonstriert. Nach der Präsentation der Ergebnisse im einsatznahen Umfeld wurde der Erfüllung aller Meilensteine durch den Projektträger zugestimmt.