Eine Lungenembolie (Pulmonary Embolism) kommt in der medizinischen Praxis häufig vor und kann für den Patienten lebensbedrohlich sein. Bei einer Lungenembolie kommt es durch ein Gerinnsel zu einer Verstopfung der Lungenarterie. In 95 Prozent der Fälle ist die Lungenembolie eine Komplikation einer großen Beinvenenthrombose. Dabei löst sich ein Thrombus (Blutgerinnsel) aus der Beinvene, gelangt durch den Blutstrom in die rechte Herzkammer, von dort aus in die Lungenarterie und verstopft ein Lungengefäß. Je größer der Thrombus, desto größer das Gefäß, das er blockiert und entsprechend groß ist das Areal der Lunge, das nicht mehr durchblutet werden kann. Entscheidend hinsichtlich der Gefährlichkeit ist jedoch vor allem das Ausmaß der Beeinträchtigung der Herzleistung. Mit steigendem Alter nimmt die Thrombose / Lungenembolie -Gefahr zu. Starkes Übergewicht und familiäre Veranlagung sind ebenfalls Risikofaktoren.
Vielfältige Expertise zunutze machen
Da die Symptome oftmals unspezifisch sind und nicht selten auf andere Erkrankungen hindeuten geht häufig wichtige Zeit verloren, die über Leben und Tod eines Patienten entscheiden kann. „Diese akuten Lungenembolie-Patienten können wir als PERT-Team in der Uniklinik optimal und koordiniert versorgen“, so Univ.-Prof. Dr. med. Nikolaus Marx, Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin (Medizinische Klinik I). „Mithilfe einer zentralisierten Behandlung durch ein interdisziplinäres Team von Herz-/Thoraxchirurgen, Kardiologen und Pneumologen können wir eine schnelle Diagnostik und Therapie dieser gefährlichen Erkrankung sicher stellen.“
Bundesweit größte Erfahrung mit neuen Ansätzen
„Ein neues interventionelles Katheterverfahren, das in Aachen für Lungenembolie-Patienten zum Einsatz kommt, ist die sogenannte ECOS-Lyse. Bei diesem Verfahren wird das Gerinnsel über einen kleinen Katheter in der Lunge vor Ort aufgelöst und durch Ultraschall lokal aufgespalten . Die Uniklinik RWTH Aachen hat bundesweit hiermit die meisten Patienten behandelt und kann durch die große Erfahrung hervorragende Kurz- und Langzeitergebnisse mit dieser Methode vorweisen“, so Univ.-Prof. Dr. med Jan Spillner, Leiter der Sektion Thoraxchirurgie in der Klinik für
Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Rüdiger Autschbach.
„Entscheidend ist die Tatsache, dass hier alle heute verfügbaren, teilweise hochmodernen medizinischen Möglichkeiten rund um die Uhr an einem Ort vorgehalten werden – das ist überregional nur an der Uniklinik RWTH Aachen der Fall“, betont Univ.-Prof. Dr. med. Michael Dreher, Direktor der Klinik für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin (Medizinische Klinik V).
„An der Uniklinik kann das Kernteam an 24 Stunden, sieben Tage die Woche vorgehalten werden“, sagt Dr. med. Alexander Kersten, Oberarzt der interdisziplinären internistischen Intensivstation der Medizinsichen Kliniken I und V. „Wir haben Standardprozeduren, sogenannte SOPs, von der Ankunft des Patienten in der Notaufnahme an und können insgesamt mittels Medikamenten, verschiedener interventioneller Ansätze sowie operativ behandeln. Vor allen Dingen die sofortige Möglichkeit zur Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) ist wichtig. Falls notwendig, kann sofort operiert werden. Die operative Versorgung von ‚chronischen Lungenembolien‘ (CTEPH) erfolgt durch unsere Thoraxchirurgen.“
Wissenschaftliche Erkenntnisse nutzen
Das PERT der Uniklinik sorgt für eine koordinierte Nachbehandlung, Betreuung und Ursachenfindung und wirkt sich somit positiv auf die Patientenversorgung, die Effizienz an der Uniklinik RWTH Aachen und die Ergebnisse bei der Behandlung von Patienten mit Lungenembolien mit mittlerem und hohem Risiko aus. „Da Forschung an einer Uniklinik von besonderer Bedeutung ist, laufen die wissenschaftlichen Untersuchungen und Auswertungen zum Thema PERT. Erste Kongressbeiträge von uns sind bereits ausgezeichnet worden“, freut sich Priv.-Doz. Dr. Nima Hatam, Oberarzt der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie.