Laufende, drittmittelgeförderte Forschungsprojekte

Nachstehend finden Sie ausführlichere Informationen zu unseren laufenden und drittmittelgeförderten Forschungsprojekten:

Im WiSe 2017/18 ist das von der RWTH geförderte Forschungsmodul „Mediziner der Schutzstaffel im Dritten Reich“ unter der Leitung von Mathias Schmidt, Jens Westemeier und Prof. Armin Heinen (Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte) angelaufen.

Ziel des Projekts ist die langfristige Etablierung eines interdisziplinären Forschungsmoduls. Das Modul setzt sich aus einem Seminar und einer Exkursion zusammen und wird an der Philosophischen Fakultät der RWTH im Rahmen der Lehre des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte angeboten. Die Studierenden sollen dabei aktiv in die Erforschung der Biografien verschiedener SS-Ärzte eingebunden werden.

Das Thema Medizin und SS ist erst in den letzten Jahren von der Forschung verstärkt aufgegriffen worden. Die Schutzstaffel der NSDAP (SS), 1923 als persönliche Leibwache Hitlers gegründet, avancierte bis Kriegsende unter dem Befehl Heinrich Himmlers zur wohl mächtigsten Organisation Nazi-Deutschlands. Sie besaß auch ein eigenes Sanitätswesen, das allerdings bisher nur am Rande thematisiert wurde. Im Apparat der SS kam den medizinisch tätigen SS-Angehörigen eine wichtige Rolle zu, denn ihre Expertise war in verschiedenen Ämtern, Einrichtungen und Einheiten der SS nötig. So kamen Mediziner und medizinisches Personal nicht nur in der Verwaltung, als Truppenärzte in der Waffen-SS, in der medizinischen Forschung oder als Verhörspezialisten für Gestapo und SD zum Einsatz, sondern waren auch verstärkt in Konzentrationslagern zu finden. Eine ausführliche Untersuchung dieser Personen steht bisher noch aus.

Das Modul soll den Studierenden einen Einblick in die aktuellen Forschungen der Antragsteller geben und den Studierenden gleichzeitig ermöglichen, selbst zu forschen. Die Studierenden sollen mit dem „Handwerkszeug des Historikers“, den Methoden der Quellenauswertung und der Analyse personenbezogener Unterlagen vertraut gemacht werden, um diese dann selbstständig anzuwenden. Die anzufertigenden Hausarbeiten bilden die Grundlage für eine anschließende Publikation der Ergebnisse in einem Sammelband. Dies bietet den Studierenden die Möglichkeit der praktischen Umsetzung der im Seminar vermittelten und erarbeiteten theoretischen Grundlagen und Methoden, was zu einer vertieften und nachhaltigen Beschäftigung mit den Inhalten führt und das Erlernen zusätzlicher „Softskills“ anhand der eigenen Quellen- und Archivarbeit ermöglicht.

Patientengeschirr, Katgut, Blutspenderehrennadel: Zusammen mit anderen Objekten der Medizinhistorischen Sammlung des GTE-Instituts führen sie die Studierenden weg vom gewohnten Pfad des Lernens hin zu einer Sichtweise auf die Medizin, die am medizinischen Objekt ansetzt. Dieses Konzept für ein forschungsorientiertes Lehrmodul im Qualifikationsprofil des Medizinstudiengangs wird seit dem WiSe 2017/18 von Susanne Morisch unter Leitung von Dominik Groß, Mathias Schmidt und Walter Bruchhausen erarbeitet. Gefördert wird das Projekt von der RWTH Aachen. Ziel des Projekts ist die langfristige Etablierung eines interdisziplinären Forschungsmoduls.

Für Medizinstudierende bietet die forschende Beschäftigung mit medizinischen Instrumenten und ihren historischen Vorgängern bisher kaum genutzte Chancen. Die Objekte sind jene einstmals ausrangierten medizinischen Instrumente, die in der Sammlung „wiederauferstanden“ sind und nun der Lehre zugeführt werden. Für die Lehrveranstaltung werden einige von ihnen ausgewählt, die über ihre historische Bedeutung auf aktuelle Fragestellungen der Medizin hinausweisen.

Jeder Studierende sucht sich zu Beginn der Lehrveranstaltung ein solches Objekt, von dem aus er in vielfältige Themengebiete vordringt, für die das Objekt den Anstoß gibt. Beispielsweise findet sich in der Sammlung ein Herzschrittmacher von „Medtronic“, dessen Gründer Earl Bakken den ersten batteriebetriebenen Herzschrittmacher entwickelte. Verfolgt man die historische Entwicklung des Herzschrittmachers, stößt man nicht nur auf die hochspannende technologische Komponente, auf Fragen nach Funktionsweise und Entwicklungen, sondern auch auf den deutschen Skandal um die Herzschrittmacherentnahme aus Leichen, der ein Schlaglicht auf die ethische und juristische Dimension von medizinischen Gerätschaften wirft. Einige Objekte führen die Studierenden zu hochaktuellen Themen wie der Krankenhaushygiene oder regen zur Reflexion der Arzt-Patienten-Beziehung an, während wieder andere auf teils kuriose, teils tragische Irrtümer in der Medizingeschichte verweisen.

Welcher Art auch die Verflechtungen der jeweiligen Objekte sind, ihnen allen ist gemein, dass sie die Brücke zu aktuellen ökonomischen, ethischen, juristischen, psychologischen und anderen Wechselbeziehungen mit der Medizin schlagen und so ihre vielfältigen Verbindungen mit anderen Disziplinen aufzeigen.

Im Rahmen der RWTH-Förderlinie „Etablierung von Forschungsmodulen“ wurde das Projekt „Empirische Medizinethik: Blickpunkt Infektionskrankheiten“ eingeworben. Das Projekt wird 2018 unter der Leitung von Saskia Wilhelmy und Sebastian W. Lemmen (Zentralbereich für Krankenhaushygiene und Infektiologie, ZfKI) anlaufen und hat die Etablierung eines neuen Forschungsmoduls im Qualifikationsprofil des Medizinstudiengangs der RWTH zum Ziel.

Kurzbeschreibung des Projekts

Der ‚empirical turn‘ – die methodische Wendung von einer (philosophisch geprägten) rein normativen Ethik hin zu einer (sozialwissenschaftlich gestützten) empirischen Ethik – ist ein Charakteristikum der (post)modernen angewandten Medizinethik. Die neue Kombination aus ethisch-philosophischer Theorie und Empirie ermöglicht es, auf aktuelle und spezifisch ethische Herausforderungen im Bereich der Medizin mit einem erweiterten Methodenapparat zu reagieren. Die Untersuchung von Infektionskrankheiten hinsichtlich ihres gesellschaftlichen Einflusses oder ihres Stigmatisierungspotenzials bieten beispielsweise eine aufschlussreiche Forschungsgrundlage für qualitative und quantitative Untersuchungen.

Vor diesem Hintergrund soll zukünftig ein Forschungsmodul angeboten werden, das Studierende aktiv in den medizinethischen und empirischen Forschungsprozess am Institut einbeziehen soll. Ziel ist es,

(1) gemeinschaftlich sich abzeichnende ethische Problemfelder ausgewählter Infektionskrankheiten zu erarbeiten bzw. Forschungsfragen zu generieren (medizinethischer Zugang) sowie

(2) in kleinen Forschungsgruppen den Prozess der Datenerhebung, -aufbereitung und -analyse zu durchlaufen (empirisch-praktischer Zugang); sodann sollen diese Ausarbeitungen jeweils als Grundlage für eine gemeinschaftliche Ergebnispublikation in einem wissenschaftlichen Journal dienen.

Das Forschungsmodul soll 2018 etabliert und anschließend regelmäßig im Rahmen des Qualifikationsprofils „Medizin & Ethik (Arzt – Patient – Gesellschaft)“ des Modellstudiengangs Medizin der RWTH Aachen University angeboten werden.

Im Oktober 2016 wurde die Projektarbeit zum Forschungsvorhaben „Akzeptanz telemedizinischer Arztkonsultationen in der Schmerztherapie" an unserem Institut aufgenommen. Unter der Leitung von Mathias Schmidt (Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin) und Michael Czaplik (Klinik für Anästhesiologie) wird das Projekt im Rahmen der Initialförderung des Projekthauses „ICT Foundations of a Digitized Industry, Economy, and Society" von Saskia Wilhelmy bearbeitet.

Kurzbeschreibung des Projekts

Die Zahl der Patienten mit chronischen Schmerzen in Deutschland hat in den letzten Jahren stark zugenommen und wird durch den demografischen Wandel in Zukunft weiter ansteigen. Schon jetzt ist eine gravierende (personelle) Versorgungslücke zu konstatieren, die sich in Zukunft noch weiter vergrößern wird. Abhilfe könnte hier die Telemedizin schaffen. Sie wurde in den letzten Jahren in einzelnen Anwendungsbereichen positiv auf ihre Funktionalität getestet; ihre Akzeptanz durch die Patienten ist jedoch bisher ungenügend untersucht, worauf u.a. der Deutsche Ärztetag 2015 explizit hinwies. Ausgehend von diesem Desiderat soll am Beispiel des neuartigen „Remote Presence Robotic System" (RP-Lite) der US-Firma „In Touch" (a) ein spezifisches Akzeptanzmodul erarbeitet und b) in einer Befragungsstudie die Akzeptanz bei Nutzer/innen bzw. Patienten erprobt werden.

In einem ersten Schritt wird am Universitätsklinikum Aachen im zweiten Halbjahr 2016 die technische Durchführbarkeit einer audiovisuellen telemedizinischen Konsultation mittels RP-Lite im stationären Setting erstmals in Deutschland an etwa 120 Patienten untersucht (ca. 3 Monate).

Daran angekoppelt wird das Projektvorhaben die Akzeptanz der Nutzer bezüglich der telemedizinischen Schmerzkonsultation untersuchen. Dabei wird ein auf telemedizinische Systeme abzielendes Akzeptanzmodul erarbeitet und erprobt, das quantitative und qualitative Befragungselemente (schriftliche Befragung mit geschlossenen und offenen Fragen sowie standardisierte face-to-face Interviews) enthält (multi-method approach).

Dabei ist zu ermitteln, wie hoch die Akzeptanz der Anwender sowie Patienten gegenüber dem Einsatz des Systems ist, wo potentielle ethische, soziale und gesellschaftliche Probleme entstehen und wie diese behoben werden können sowie mit welchen Möglichkeiten die Akzeptanz ggf. gesteigert werden kann.

Seit September 2016 läuft am Institut ein Forschungsprojekt zur Aufarbeitung der Rolle der Zahnärzteschaft im Nationalsozialismus. Es handelt sich um das erste mit externen Mitteln finanzierte Projekt zu diesem Themenfeld.

Während viele fachärztliche Organisationen in den letzten drei Jahrzehnten die Vergangenheit ihrer Berufsvertreter in der Zeit des Nationalsozialismus historisch-kritisch untersuchen ließen, steht die Zahnärzteschaft hier noch am Anfang. Ebendiese Forschungslücke soll nun geschlossen werden.

Das Projektvorhaben wurde von der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, der Bundeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung 2015 ausgeschrieben. Das Vergabeverfahren wurde durch ein unabhängiges wissenschaftliches Team durchgeführt. Den Zuschlag erhielt die Forschergruppe Prof. Dominik Groß (Erstantragsteller), Enno Schwanke, M.A. (ehemals Aachen, nunmehr Köln) und Dr. Matthis Krischel (ehemals Aachen, nunmehr Düsseldorf).

Das Projekt läuft vom 01.09.2016 bis zum 31.08.2019; Projektleiter ist Dominik Groß, federführender Projektbearbeiter Dr. Jens Westemeier.

Weitere Details entnehmen Sie bitte dem nachstehenden Pressebericht.

Pressebericht, Seite 1

Pressebericht, Seite 2

Am Aachener Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin wird seit Sommer 2008 das "Archiv Deutsche Medizinstudierendenschaft" (ADM) aufgebaut. Die Idee zur Etablierung des Archivs entstand in der Fachschaft Medizin Aachen vor dem Hintergrund der Tatsache, dass diese seit Jahrzehnten aktuelle und zeithistorische Dokumente zur lokalen, nationalen und internationalen Tätigkeit der Medizinstudierenden sowie Quellen von studentischen Organisationen sammelt und verwahrt. Projektinitiatoren sind die Ärzte und ehemaligen Fachschaftsmitglieder Nino Neumann und Katharina Kulike; sie leiteten die Gründung des Archivs gemeinsam mit Dominik Groß und der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) in die Wege. Finanziell getragen wird das Archivvorhaben durch die bvmd und den VEFFB. 2009 wurde zudem ein Förderantrag bei der Deutsche Ärzte Finanz gestellt, die das Projekt einmalig mit 1000 Euro unterstützen wird. Das Aachener Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin stellt die Infrastruktur und die erforderlichen Räumlichkeiten bereit und hat zudem die wissenschaftliche Begleitung übernommen. Projektbearbeiter waren bis 2010 die Medizinstudierenden Meret Wünnemann, Melissa Camara Romero und Peter Saupp; aktuell sind dies Stefanie Küttner und Frau Henning.

Kurzbeschreibung des Projekts

Erstes Ziel des Projektes ist die Inventarisierung, Erschließung und Auswertung von Quellen der Medizinstudierendenbewegung, darunter Dokumente der Fachtagung Medizin (FTM), des Deutschen Famulantenaustauschs (DFA), des Verbands Deutscher Studierendenschaften (VDS) und der bvmd sowie verschiedener internationaler Organisationen. Unter den Archivalien befinden sich Tagungsprotokolle, Zeitschriften, Fachschaftszeitungen, Briefwechsel und sonstige Quellen zur Geschichte der medizinischen Fachschaften und der medizinischen Ausbildung der letzten 50 Jahre. Ergänzt wird diese Quellenbasis derzeit von der Seite des Instituts durch den gezielten Zukauf von Fachliteratur zur Geschichte der Medizinischen Ausbildung und durch persönliche Unterlagen ehemaliger Mitglieder der studentischen Organisationen. Die Quellensammlung gilt als offizielles Archiv der bvmd. Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt. Die projektbezüglichen Aufgaben umfassen die Erschließung der Quellen, den Ausbau bestehender Netzwerke und ein Begleitseminar zur Geschichte der Medizinstudierendenschaft und deren Lehrinitiativen, das ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des Aachener Institutes für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin sowie ein in das Archivprojekt involvierter Fachschaftsvertreter gemeinsam leiten.

Zudem konnte zwischenzeitlich eine eigene Homepage aufgebaut werden: vgl. Archiv Deutsche Medizinstudierendenschaft.

Die beschriebene Quellenerschließung und -aufbereitung soll über den wichtigen Dokumentationszweck hinaus dazu beitragen, die studentische Selbstverwaltung zu stärken und studentische Einflussnahmen effizienter zu gestalten:

1. indem sie die Eigen- und Fremdwahrnehmung der Medizinstudierendenschaft schärft und auf diesem Weg ihre Vertreter innerhalb der medizinischen Fakultäten stärkt,

2. indem sie zur Professionalisierung des studentischen Engagements beiträgt: Ein auf einer modernen benutzerfreundlichen Datenbank fundiertes Archiv kann helfen, den in der studentischen Selbstverwaltung gegebenen hohen "turnover" zu kompensieren und bereits zu früheren Zeitpunkten durchgeführte (erfolgreiche wie missglückte) Initiativen nachvollziehbar zu machen. Sie steigert auf diesem Weg die Kontinuität und die Nachhaltigkeit der studentischen Bemühungen,

3. indem die Archivierung und systematische Auswertung der dokumentierten Initiativen die studentische Einflussnahme auf die Weiterentwicklung der Approbationsordnung strukturieren hilft (Effizienzsteigerung),

4. indem es möglich wird, die Tätigkeiten der Medizinstudierenden im Bereich der studentischen Selbstverwaltung und der medizinischen Ausbildung wissenschaftlichen Untersuchungen zuzuführen.

Die zeithistorischen Dokumente spiegeln insofern nicht nur die Entwicklung studentischer Initiativen wider, sondern liefern zugleich Begründungsansätze und Rechtfertigungsfiguren für aktuelle Forderungen der studentischen Ausbildung. Zu den erklärten Zielen des ADM gehört es daher, das Engagement der Studierendenschaft in Lehre und Ausbildung zu professionalisieren und studentische Interessen bei der Weiterentwicklung der ärztlichen Approbationsordnung und des ärztlichen Curriculums gezielter einzubringen.

(Alle Interessenten sind herzlich aufgerufen, mit alten Dokumenten zur Erweiterung des Archivs beizutragen. Kontaktadresse: )

Seit 2018 wird das Konzept eines Moduls „Wissenschaftliche Integrität“ entwickelt, um ein hochschulweites strukturiertes Angebot zu guter wissenschaftlicher Praxis anbieten zu können. Das Projekt wird mit Mitteln des Landesmasterprogramms gefördert und im Zusammenarbeit mit Lehr- und Forschungsgebiet Gender und Diversity in den Ingenieurswissenschaften entwickelt. Am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin hat Roman Pauli bis Februar 2020 im Projekt gearbeitet; seit Juni 2020 ist Nataliya Sira die Projektbearbeiterin.

Kurzbeschreibung des Lehrprojekts:

Grundlage einer wissenschaftlichen Tätigkeit ist die Ehrlichkeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gegenüber sich selbst und anderen. Diese ist sowohl ethische Norm als auch die Basis von wissenschaftlicher Integrität. Die „Exzellenzuniversität“ RWTH Aachen versteht die Geltung und Anwendung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis als ihre Kernaufgabe und beschäftigt sich auf verschiedenen Ebenen damit, diese Prinzipien an ihre Studierenden, Promovierenden und Mitarbeitenden zu vermitteln. Im  Sinne  der Qualitätssicherung  ist  es  daher  notwendig,  bereits  in  der  frühen  Phase  wissenschaftlicher Tätigkeit die Fragen guter wissenschaftlicher Praxis zu thematisieren und Studierende für adäquates wissenschaftliches Verhalten einerseits und Fehlverhalten andererseits zu sensibilisieren. Damit wird insbesondere das Fundament für die notwendige Qualitätssicherung im Wissenschaftsbetrieb gelegt, das durch nachfolgende Maßnahmen erweitert werden muss.

Der Online-Kurs richtet sich primär an Studierende, die nach erfolgreicher Teilnahme am Modul eine Zulassung für die Anmeldung ihrer Masterarbeit erhalten. Die Aufnahme des Moduls als Voraussetzung zur Zulassung für eine Masterarbeit in die Übergreifende Prüfungsordnung der RWTH Aachen (ÜPO) war ein wichtiger Schritt der strukturellen Verankerung.

Der Online-Kurs „Wissenschaftliche Integrität“ ist modular aufgebaut, um den verschiedenen Zielgruppen gerecht werden zu können. Die Inhaltsvermittlung erfolgt primär durch Lernvideos zu den verschiedenen Themen, die auf der Lehr- und Lernplattform RWTHmoodle zur Verfügung gestellt werden. Dort sind alle relevanten Inhalte, also auch die in den Videos präsentierten Folien sowie maßgebliche Literatur sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch enthalten. Die Anmeldung zu dem Kurs erfolgt über die zugehörige RWTHonline Lehrveranstaltung. Die formale Überprüfung der Kenntnisse wird durch Hausübungen sichergestellt, die mittels des ePrüfungssystems Dynexite durchgeführt werden.

Der Kurs besteht aus sechs Modulen und wird seit dem Wintersemester 2020/21 über einen wiederkehrenden RWTHmoodle-Lernraum angeboten.

Folgende Themen werden über die Module abgedeckt:

  1. Was ist wissenschaftliche Integrität?
  2. Empfehlungen zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis
  3. Wissenschaftliches Fehlverhalten
  4. Forschungsethik und gesellschaftliche Verantwortung
  5. Diversität in der Wissenschaft
  6. Umgang mit Daten

Die Entwicklung erfolgt in Abstimmung mit der Serviceeinheit „Medien für die Lehre“, wobei insbesondere die Erstellung der digitalen Inhalte und ePrüfungen im Fokus stehen. Zur Sicherstellung der Nachhaltigkeit wird eine zentrale Verankerung und (technische) Betreuung des Angebots angestrebt (im Center für Lehr- und Lernservices (CLS)); die inhaltliche Pflege und Weiterentwicklung des Materials sollen durch die Dozierenden sichergestellt werden. Die Anforderungen und die Zufriedenheit der Studierenden an den Kurs sowie die Wirksamkeit des Kompetenzerwerbs werden durch kontinuierliche Umfragen analysiert, um das Online-Bildungsangebot zu verbessern und die wichtigsten Konzepte für den Erfolg einer solchen Online-Lehrveranstaltung zu erfassen.

In Kooperation mit der Abt. 12.1 Karriereentwicklung der RWTH wird die Teilnahme auch für die Promovierende, Postdocs und andere Mitarbeitende der RWTH ermöglicht.

Projektleitung: Dominik Groß. Das Projekt wird seit September 2018 von Sascha Lang bearbeitet.

Die Deutsche Gesellschaft für Pathologie (DGP) hat das Institut Ende 2017 beauftragt, die Geschichte der Fachgesellschaft sowie der Verfolgung, Vertreibung und Entrechtung von Pathologen im Nationalsozialismus aufzuarbeiten. Während viele medizinische Fachgesellschaften die histographische Aufarbeitung ihrer Geschichte während des Nationalsozialismus bereits abschließen konnten, steht die DGP hiermit erst am Anfang. Das zweigeteilte Forschungsprojekt wird von Prof. Dr. Dr. Dr. Groß geleitet und von Sascha Lang M.A. bearbeitet. Seitens der DGP wird das Projekt fachlich vom Leiter der AG Geschichte der Pathologie Dr. Till Braunschweig (Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Aachen) betreut sowie organisatorisch von der Geschäftsstelle der DPG unter ihrem Generalsekretär, Dipl.-Pol. Jörg Maas.

Der erste Projektteil befasst sich mit den Opfern von Verfolgung, Vertreibung und Entrechtung unter den Pathologen. Nach der Namensermittlung der Betroffenen und Feststellung der Opferzahl bildet eine Erhebung personenbezogener Daten zu festgelegten Parametern die Grundlage für eine soziodemographische Studie der Opfer. Dabei werden beispielsweise bevorzugte Emigrationsziele sowie Karrierekontinuitäten und -brüche untersucht. Die Studie ist zugleich Promotionsprojekt von cand. med. Janina Sziranyi. Der zweite Projektteil fragt nach den DGP-nahen Pathologen, die Verantwortung innerhalb der DGP übernommen haben und ihrem Verhältnis zum Nationalsozialismus. Im Fokus stehen neben der beruflichen Laufbahn vor allem die politischen Mitgliedschaften und Verbindungen der Funktionäre sowie ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte. Die prosopographische Studie ist zugleich Promotionsprojekt von Christina Gräf. Publikationen zu Einzelbiographien von Opfern und namhaften DPG-Mitgliedern in etablierten Reihen nationaler und internationaler Fachzeitschriften ergänzen das Gesamtprojekt.

Das Projekt „Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt! – Die Darstellung von Medizin in Film und Fernsehen“ wurde 2018 im Rahmen der RWTH-Förderlinie Etablierung von Forschungsmodulen von Saskia Wilhelmy (Leitung), Roman Pauli und Mathias Schmidt eingeworben. 2019 ist das Projekt angelaufen. Es hat die Etablierung eines neuen Forschungsmoduls im Qualifikationsprofil des Medizinstudiengangs der RWTH zum Ziel.

Kurzbeschreibung des Lehrprojekts

Die Medizin und ihre Repräsentanten bilden ein Repertoire, auf das in Film- und Fernsehinszenierungen in vielfältiger Weise zurückgegriffen wird, wobei insbesondere medizinethisch relevante Themen aufgrund ihrer bisweilen existenziellen Bedeutung großes dramaturgisches Potenzial bieten. Die Analyse filmischer Darstellungen ermöglicht einen Zugang zu soziohistorisch bedingten Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit, von Rollenbildern der beteiligten Akteure sowie Konzepten von Norm und Devianz.

Mittels filmischer Analysen lassen sich diese gewachsenen Konstrukte entschlüsseln und ermöglichen die Untersuchung historisch und gesellschaftlich verankerter Vorstellungen und Deutungen von Medizin. Vor diesem Hintergrund wird die medizinethische und -historische Untersuchung filmischer Darstellung von Medizin am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin im Rahmen eines Forschungsprojekts seit 2019 aufgegriffen. An dieses Vorhaben knüpft das angestrebte Forschungsmodul „Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt!“ – Die Darstellung von Medizin in Film und Fernsehen“ an. Ziel ist es, Erkenntnisse über etwa soziokulturelle Veränderungen des Arztberufes, wissenschaftlich-technische Entwicklungen, gesellschaftliche Rollen(bilder) oder ökonomische Möglichkeiten der Medizin zu erhalten.

Für Medizinstudierende bietet die Analyse der filmischen Darstellungen einen alltagsnahen Anlass zur Reflexion der eigenen Position im medizinischen Berufssetting. Darunter fallen beispielsweise Entscheidungen in ethischen Konfliktsituationen, die Arzt-Patient-Beziehung oder auch krankheitsbezogene Stigmatisierungen. Mittels historisch-vergleichender Analysen werden zudem deren jeweils zeitbedingter Entstehungszusammenhang sowie Brüche und Kontinuitäten deutlich.

Das Forschungsmodul soll 2020 etabliert und anschließend regelmäßig im Rahmen des Qualifikationsprofils „Medizin & Ethik (Arzt – Patient – Gesellschaft)“ des Modellstudiengangs Medizin der RWTH Aachen University angeboten werden.