Institutsphilosophie

An der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen wird das Querschnittsfach „Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin" (GTE) – anders als an Standorten wie Köln, Lübeck, Münster, Mainz oder Erlangen, wo der Bereich mit zwei unterschiedlich ausgerichteten Professuren ausgestattet ist – durch ein Ordinariat vertreten.

Dieser Umstand hat uns zu folgenden Überlegungen geführt:

Integrative Sicht auf die wissenschaftlichen Teildisziplinen GTE – Besonderer Fokus auf Medizin -und Technikethik

Wir gehen von der Annahme aus, dass das Wissen um historische Zusammenhänge und theoretische Grundlagen der Medizin in vielen Fällen eine zentrale Voraussetzung für die erfolgreiche Bearbeitung medizinethischer Problemfelder darstellt. Wir verfolgen daher in Forschung und Lehre das Ziel, die wissenschaftlichen Teilgebiete Medizingeschichte, Medizintheorie und Medizinethik immer dann, wenn es thematisch möglich und sinnvoll erscheint, zu verzahnen. Auch die vom Institut initiierten Buchreihen folgen dieser Programmatik.
Da unser Institut an einer technischen Universität angesiedelt ist, liegt unser Fokus auf der Medizin- und Technikethik.

Offenheit für bereits etablierte Forschungsschwerpunkte vor Ort – interdisziplinäre Ausrichtung der Forschung – Brückenschlag zu anderen Fakultäten

Das Querschnittsfach „Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin" mit seinen drei Teilbereichen besitzt im Vergleich zu „klassischen" Einzelfächern eine wesentliche Besonderheit: Es ist in hohem Maße anschlussfähig an andere Fachdisziplinen und fachübergreifende Themenstellungen.

Dem Fach GTE in seiner Bedeutung als „Medical Humanities" kommt demzufolge unseres Erachtens auch die Funktion zu, Brücken zu verschiedenen klinischen Disziplinen zu schlagen und fakultätsübergreifende Kontakte herzustellen. Beide Aspekte versuchen wir in unserer Arbeit zu berücksichtigen. Ausdruck dieses Bemühens ist auch die Tatsache, dass es sich bei mehreren Forschungsprojekten, Tagungen und Lehrinitiativen unseres Instituts um interdisziplinäre Vorhaben handelt.

Primat anwendungsbezogener Forschung

Heilkunde und medizinische Wissenschaft wirken teilweise in erheblichem Maße auf gesellschaftliche Entwicklungen ein oder stehen mit diesen in einer engen wechselseitigen Beziehung. Daher ist es unser Anliegen, klinisch bzw. gesellschaftlich relevanten Forschungsthemen besonderen Raum zu geben. Dies trifft insbesondere für die Einflüsse neuer Medizintechnologien und der Digitalisierung auf Gesundheitswesen und den Patienten. Ein weiteres Beispiel aus der Medizingeschichte ist die Aufarbeitung der Medizin im „Dritten Reich" und der Umgang mit ihren Opfern in der Bundesrepublik.

Öffentlichkeitsarbeit und wissenschaftliche Dienstleistungen

Wenngleich es unser erstes Ziel ist, Forschungsprojekte oder -ergebnisse in Fachbüchern und -organen zu veröffentlichen, sehen wir es auch als unsere Aufgabe an, entsprechende Resultate in den Medien bzw. im Rahmen öffentlichkeitswirksamer Maßnahmen zu kommunizieren und als Fachvertreter für gesundheitspolitische Gremienarbeit zur Verfügung zu stehen. Dies gilt vor allem für Neuerungen mit ethischen Implikationen bzw. gesellschaftlichen Rückwirkungen. Aus denselben Gründen stellen wir einen wachsenden Anteil unserer Publikationen online zur Ansicht.