Imprintingerkrankungen: Von der Ursache zur Diagnose
Unter Imprintingerkrankungen werden Erkrankungen zusammengefasst, die durch Störungen des Genomic Imprinting verursacht sind (Abb. 1). Betroffen sind dabei Gruppen von Genen, die nur von einer Genkopie exprimiert werden, das heißt es wird entweder die mütterliche oder die väterliche Genkopie aktiviert (Abb. 2). Ist diese balancierte Expression gestört, kommt es in Abhängigkeit von den betroffenen Genen zu Krankheitsbildern wie dem Silver-Russell-Syndrom (SRS) oder Beckwith-Wiedemann-Syndrom (BWS), die durch ähnliche klinische Merkmale, wie zum Beispiel Wachstumsstörungen, charakterisiert sind (Abb. 3).
Der Schwerpunkt im Bereich Imprintingerkrankungen in Aachen liegt auf dem Chromosom 11p15 beziehungsweise 7-assoziierten SRS. Da viele der Imprintingerkrankungen aber molekulare und klinische Überlappungen zeigen, umfassen unsere Forschungs- und Diagnostikaktivitäten nahezu alle derzeit bekannten Imprintingerkrankungen.
Unsere Aktivitäten zielen auf folgende Fragestellungen ab:
- Erfassung des Spektrums molekularer Veränderungen (UPDs, CNVs, Imprintingdefekte)(Abb. 3), die zu einer Störung des Imprintings führen, und Nachweis von epigenetischen Veränderungen bei Patienten mit der klinischen Symptomatik im Sinne eines SRS und anderer Imprintingerkrankungen
- Identifizierung molekularer Ursachen, die zu Imprintingveränderungen führen
- Nachweis von Multilocus-Imprintingstörungen und deren Ursachen (z. B. maternale Effektmutationen)
- Identifizierung von Differentialdiagnosen des SRS
Zur Bearbeitung dieser Fragestellungen nutzen wir die am Institut für Humangenetik und Genommedizin verfügbaren modernen genomischen Methoden, unter anderem Next und Third Generation Sequencing.
Unsere Forschung zielt auf die Aufklärung von Imprinting-Mechanismen und deren Störungen. Insbesondere sehen wir unsere Aufgabe darin, diese Erkenntnisse zu nutzen, um die genetische Diagnostik kontinuierlich zu verbessern. Dies soll als Grundlage für eine gezielte klinische Betreuung der Betroffenen und ihrer Angehörigen dienen.
Hierzu kooperieren wir in EU-geförderten Netzwerken (Endo-ERN, EJP) eng mit befreundeten Arbeitsgruppen und Selbsthilfeorganisationen im In- und Ausland. Ergebnisse sind mehrere, auch von Aachen aus initiierte, Konsensusleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Imprintingerkrankungen.
Ansprechperson
Prof. Dr. rer. nat. Thomas Eggermann
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