Leitziel

Tierversuche sind in der biomedizinischen Forschung unumgänglich, um komplexe Zusammenhänge in biologischen Organismen zu erforschen. Die rasante Verbesserung der medizinischen Grundversorgung der Menschen in den vergangenen Jahrzehnten durch die Aufklärung von Krankheitsursachen und die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden ist der Verdienst der intensiven Grundlagenforschung in den biomedizinischen Wissenschaften. Diese Erfolge gründen sich auch auf der Nutzung von tierexperimentellen Forschungen. Die meisten Menschen nutzen die Errungenschaften der modernen Medizin zur ihrem und dem Wohl ihrer Kinder.

Obwohl eine Notwendigkeit für Tierversuche besteht, ist es allgemein anerkannt, Tierversuche auf ein Minimum zu beschränken. Als ethisches Grundprinzip gilt hierbei besonders das 3R-Prinzip: Replacement (Vermeidung), Reduction (Verringerung), Refinement (Verfeinerung). Dieses Prinzip wurde von dem Zoologen William Russel und dem Mikrobiologen Rex Burtch beschrieben und 1959 in ihrem Buch „Principles of Humane Experimental Technique“, veröffentlicht. Das Ziel ist es, sofern keine Ersatz- und Ergänzungsmethoden bestehen, das Leid der geringstmöglichen Tierzahl auf ein unerlässliches Maß zu begrenzen.

Neben den rechtlichen Grundlagen unseres Arbeitens (Deutsches Tierschutzgesetz + TierSchVersV) und der entsprechenden Richtlinien der Europäischen Union (Richtlinie 2010/63/EU), sowie den FELASA-Richtlinien ist auch die konsequente Einhaltung des 3R-Prinzips Voraussetzung für die Genehmigung eines Tierversuchs durch die zuständige Behörde.

Wofür steht das 3R-Prinzip bei Tierversuchen?

Replacement (Vermeidung):

Wenn immer möglich, werden Tierversuche durch Ersatz- und Ergänzungsmethoden ersetzt. Bevor ein Versuch genehmigt wird, wird immer überprüft ob die Fragestellung hinreichend durch anderes Vorgehen beantwortet werden kann. Hierfür könnten sich z.B. Computersimulationen, einfache Organismen, wie z.B. Wirbellose oder Bakterien oder Zell- und Gewebskulturen eignen. Unser Institut hat durch viele wissenschaftliche Projekte einen großen Beitrag zu der Forschung zu Ersatz- und Ergänzungsmethoden geleistet.

Reduction (Verringerung):

Die Versuchstieranzahl wird auf ein Minimum reduziert. Dies geschieht durch ein optimiertes Versuchsdesign, in dem im Vorhinein statistisch und methodisch abgeklärt wird, wie viele Tiere für ein auswertbares Ergebnis notwendig sind. Geeignete Tiermodelle werden aufgrund von Erfahrungswerten aus der Literatur ausgewählt. Durch das Erfassen der Tierversuche und den Austausch zwischen den Wissenschaftlern wird verhindert, dass ähnliche Versuche mehrmals durchgeführt werden.

Refinement (Verbesserung):

Die Tiere müssen artgerecht gehalten werden. Sie benötigen ausreichend Platz und müssen eine Umgebung haben, die ihr physiologisches Verhalten fördert. Durch die stetige Verbesserung sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin werden Behandlungs- und Untersuchungsmethoden immer weiter optimiert. Dies zeigt sich vor allem in Betäubungen, Narkosen und Schmerzmanagement, aber auch durch das spezielle Training des Personals werden Schmerzen und Leiden auf ein Minimum reduziert.

Lernen Sie mehr über das 3R-Prinzip (www.tierversuche-verstehen.de)