Experimentelle Interventionelle Neuroradiologie
Die endovaskuläre Therapie von intrakraniellen Aneurysmen hat in den letzten Jahren eine deutliche Verbesserung erfahren – nicht nur in der Behandlung komplizierter Aneurysmen, sondern auch als alternative Behandlungsmethode von unkomplizierten Aneurysmen, sodass das Coiling eines Aneurysmas als weniger invasive Methode gegenüber dem Clipping eines Aneurysmas interdisziplinär zu diskutieren ist.
Die etablierte und allgemein anerkannte endovaskuläre Therapieform besteht aus dem Einbringen von Platinspiralen in das Aneurysma, um dieses möglichst komplett und dauerhaft aus dem intrakraniellen Blutkreislauf abzukoppeln.
Um neue Behandlungsformen zu untersuchen und zu testen, ist der Einsatz von in-vivo-Aneurysmamodellen sinnvoll, da diese die Morphologie und die Hämodynamik menschlicher Aneurysmen widerspiegeln.
Wir haben im Tierversuch ein Modell etabliert, bei dem Bifurkations- oder Seitwandaneurysmen nach Andauung der Gefäßwand durch ein Enzym (Elastase) entstehen. Dieses Modell kann benutzt werden, um Neuroradiologen auszubilden, aber auch um neue Therapieoptionen zu erforschen.
Aufgrund verschiedener Induktionsmöglichkeiten von experimentellen Aneurysmen können sowohl die Größe des Aneurysmas als auch die Weite des Aneurysmahalses modifiziert werden, sodass verschiedene, auch beim Menschen zu findende Aneurysmatypen nachgeahmt werden können. An diesen experimentell induzierten Aneurysmen können neuartige Verschlussmethoden wie Gefäßstützen (Stents) erprobt werden. Neben den üblichen porösen Stents versuchen wir derzeit, sogenannte ummantelte Stents (Stentgrafts) zu entwickeln, die zur dauerhaften Ausschaltung des Aneurysmas dienen könnten. Hier sind vor allem die Langzeitkontrollen von Bedeutung, um eventuell auftretende Gefäßwandreaktionen auf den Fremdkörper auszuschließen. Dazu haben wir durch die enge Kooperation mit der Neuropathologie der Uniklinik RWTH Aachen die Möglichkeit die induzierten und therapierten Aneurysmen histologisch und elektronenmikroskopisch aufzuarbeiten, um damit den Erfolg der Therapie zu kontrollieren.
Zusammenfassend hilft das in-vivo Modell somit, neue Therapieoptionen bezüglich ihrer Sicherheit und Effizienz vor dem routinemäßigen Einsatz am Menschen auszuprobieren.
Förderung erhält das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Else-Kröner-Fresenius Stiftung, der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals und fakultätsinternen Fördermitteln (START-Förderung).