Im Rahmen der ‚Nationalen Dekade gegen Krebs‘ fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) praxisverändernde Studien zur Prävention, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen mit insgesamt bis zu 62 Millionen Euro. Nun starten ausgewählte Projekte, die ein besonders hohes Potenzial haben, die Versorgung und Therapie von Krebspatienten nachhaltig zu verbessern, in die Planungsphase – darunter auch die ABBREMAS-Studie (ABbreviated Breast MRI for Risk-Adjusted Screening: A Prospective Randomized Controlled Clinical Trial). Unter Federführung von Univ.-Prof. Dr. med. Christiane Kuhl, Direktorin der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Uniklinik RWTH Aachen, hat sich ein hochkarätig besetztes interdisziplinäres Konsortium unter Einbindung von Vertreterinnen verschiedener Patienteninitiativen zusammengefunden, um im Rahmen einer groß angelegten Studie innerhalb der bestehenden Versorgungsstrukturen des Deutschen Mammographie-Screening-Programms die Früherkennung von Brustkrebs in Deutschland weiter zu verbessern. Die ABBREMAS-Studie soll eine neue, in der Uniklinik RWTH Aachen entwickelte Vorgehensweise zur Brustkrebs-Früherkennung, die sogenannte „fokussierte MRT“, innerhalb des Programms erproben und die Leistungsfähigkeit dieser Methode bei Frauen mit dichtem Brustdrüsengewebe mit der Digitalen Mammographie vergleichen. „Wir sind sehr stolz darauf, dass trotz bundesweit starker Konkurrenz unser Projekt in die engere Auswahl gekommen ist. Das zeigt unsere hohe Expertise in der radiologisch-onkologischen Forschung “, freut sich Prof. Thomas H. Ittel, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender der Uniklinik RWTH Aachen.
Brustkrebs ist die bei weitem häufigste Krebserkrankung der weiblichen Bevölkerung, und ist nach wie vor die Hauptursache für den Krebstod von Frauen. Das Deutsche Mammographie-Screening-Programm wurde vor mehr als zehn Jahren etabliert, um durch umfassend qualitätsgesicherte digitale Mammographie Brustkrebs früh zu erkennen. Im Zuge der Weiterentwicklung des Programms werden neue Methoden dahingehend evaluiert, wie das Erreichte noch weiter verbessert werden kann.
Ziel der Hauptstudie wird es sein, innerhalb des bestehenden deutschen Mammographie-Screening-Programmes den Frauen mit besonders hoher Brustdrüsenkörper-Dichte versuchsweise eine Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT oder „Kernspintomographie“) anstelle einer Mammographie anzubieten. Dazu wird zunächst ein Algorithmus eingesetzt, der anhand der jeweils letzten Mammographie die Drüsenkörperdichte jeder Teilnehmerin berechnet. Frauen, deren Brustdrüsendichte zu den obersten 15 Prozent gehört, wird eine Teilnahme an der Studie angeboten. Stimmt die Teilnehmerin zu, wird sie in einen der zwei Studienarme randomisiert. Die eine Gruppe der Frauen erhält dann die herkömmliche Screening-Mammographie; die zweite Gruppe erhält anstelle der Mammographie eine MRT. Beide Gruppen werden intensiv psychologisch und wissenschaftlich begleitet. Die Auswertung der Untersuchungen und gegebenenfalls die weitere Diagnostik erfolgt durch die Screening-Einheiten. Eine umfangreiche Begleitforschung ist geplant.
Aufgrund der hohen Kosten und der begrenzten Verfügbarkeit steht die MRT der Brust zur Früherkennung bislang nur einer sehr kleinen Gruppe von Frauen mit extrem erhöhtem Erkrankungsrisiko zur Verfügung. „Durch die fokussierte oder abgekürzte MRT erscheint es erstmals überhaupt praktikabel, die MRT einer breiteren Gruppe von Frauen als Screening-Verfahren anzubieten“, erklärt Prof. Kuhl, die die geplante Studie als Konsortialführerin leiten wird. „Die fokussierte MRT untersucht beide Brüste mit einem speziell zugeschnittenen und verkürzten Protokoll innerhalb weniger Minuten. Anders wäre ein späterer breiter Einsatz in der regulären Früherkennung auch kaum denkbar.“
„Mit der ABBREMAS-Studie wollen wir herausfinden, ob es machbar ist, eine qualitätsgesicherte fokussierte MRT in das Screening-Programm zu integrieren, wie hoch der Aufwand ist und was wir damit am Ende wirklich erreichen“, unterstreicht Dr. Toni Vomweg, Programmverantwortlicher Arzt im Mammographie-Screening-Programm, der als Stellvertretender Konsortialführer fungieren wird. Wird die Hauptstudie nach der Planungsphase gefördert, würden zusammen mit den bereits laufenden Studien zur Tomosynthese und zum Ultraschall dann alle wichtigsten bildgebenden Verfahren innerhalb des deutschen Screening-Programmes getestet.
„Wir freuen uns sehr über diesen Etappenerfolg“, betont Annette Kruse-Keirath von der Patienteninitiative ‚Allianz gegen Brustkrebs‘. „Das Besondere an dieser Ausschreibung des BMBF ist, dass Patientenvertreter von Anfang an in die Konzipierung der Studie aktiv mit eingebunden werden. Das finden wir wichtig und richtig!“
„Die nun geförderte Vorstudie stellt die Chance dar, die Wertigkeit der MRT anstelle der Mammographie für Frauen mit sehr dichtem Brustdrüsengewebe zu prüfen. Da ein dichtes Drüsengewebe auch eine Rolle als Risikofaktor für Brustkrebs spielt, freuen wir uns sehr über dieses Engagement“, ergänzt Andrea Hahne vom ‚Haus der Krebs-Selbsthilfe‘.
Auf einen Blick
Die Studie ABBREMAS (ABbreviated Breast MRI for Risk-Adjusted Screening: A Prospective Randomized Controlled Clinical Trial) adressiert Frauen im Alter zwischen 52 und 69 Jahren, die am Mammographie-Screening teilnehmen, und die ausweislich der jeweils letzten Mammographie ein besonders dichtes Brustdrüsengewebe haben. Sie vergleicht erstmals eine modifizierte Magnetresonanz-Untersuchung der Brust mit dem diagnostischen Standard, also der digitalen Mammographie, um die Praktikabilität und die Leistungsfähigkeit der verkürzten Brust-MRT als alternative Früherkennungs-Strategie für diese Frauen zu bestimmen.