Die konventionelle Bypassoperation

Obwohl das Herz in seinem Inneren Blut transportiert, sind zur Versorgung dieses Organes blutversorgende Gefäße notwendig, die Herzkkranzgefäße. Diese entspringen links und rechts aus der Hauptschlagader und verteilen sich wie das Astwerk eines Baumes (linke Abbildung, vorne die Lungenschlagader, in der Mitte die Hauptschlagader, hinten die obere Hohlvene sichtbar).

Begünstigt durch sogenannte Risikofaktoren, dazu gehören neben genetischen Einflüssen der Zigarettenkonsum, Übergewicht, Zuckerkrankheit (Diabetes) und Fettstoffwechselstörungen, können Verengungen innerhalb der Herzkranzgefäße auftreten (rechte Abbildung, Bild einer Herzkatheteruntersuchung). Diese können bis hin zum vollständigen Verschluss des Gefäßes führen und einen Herzinfarkt verursachen.

Üblicherweise können diese Verengungen jedoch aufgedehnt oder durch einen Umgehungskreislauf (Bypass) versorgt werden. 

Die Bypass-Anastomose

Anlage von Bypässen mit Hilfe der Herz-Lungen-Maschine unter Eröffnung des Brustbeines

Dieses Verfahren ist das heutzutage am meisten angewendete Verfahren und für die meisten Patienten geeignet. Der Eingriff findet in allen Fällen in Vollnarkose statt und dauert je nach Schwierigkeitsgrad und Anzahl der zu legenden Bypasse im Durchschnitt 2- 5 Stunden.

Prinzip des Bypasses

Wenig Blut fließt durch die verengte Stelle in der Herzkranzarterie (1). Durch Aufnähen eines Bypasses (2), die sogenannte Anastomose, wird eine gute Durchblutung hinter der Verengung sichergestellt.

Bypassmaterial

Für die Überbrückung der verengten oder verschlossenen Herzkranzgefäße eignen sich körpereigene Venen oder Arterien, die gefahrlos entnommen werden können. Die an der Innenseite des Beines verlaufende oberflächliche Vene wird entweder über einen großen Schnitt oder über mehrere kleine Schnitte aus dem Unterhautfettgewebe entnommen. Sind diese Venen erweitert (=Krampfadern), so sind sie als Bypassgefäße jedoch nicht geeignet.

An der Unterseite des Brustbeines verläuft die eine Arterie, die in ihrer Größe den Herzkranzgefäßen ähnlich ist und sich besonders gut für diese Operation eignet. Diese wird nach Spaltung des Brustbeines abgelöst.

Die Hand des Menschen wird von zwei Arterien versorgt, der Speichenarterie und der Ellenarterie. Beide Gefäße haben Kurzschlussverbindungen über den sogenannten Hohlhandbogen. Normalerweise reicht für die Durchblutung der Hand eine dieser Arterien aus, daher kann auch die Speichenarterie entnommen und als Bypassgefäß verwendet werden.  

Herz-Lungen-Maschine

Bei diesem Verfahren wird die Kreislauffunktion mit Hilfe der Herz-Lungen-Maschine aufrechterhalten, während die Bypassgefäße auf die Herzkranzgefäße genäht werden. Hierzu wird nach Spaltung des Brustbeines und Eröffnung des Herzbeutels eine Kanüle in die Hauptschlagader und eine andere Kanüle in den Vorhof des rechten Herzens gesteckt. Anschließend wird das Blut mit Hilfe einer speziellen Substanz (Heparin) vollständig ungerinnbar gemacht, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern. Über die Kanüle aus dem rechten Vorhof fließt das Blut in die Herz-Lungen-Maschine, wird dort mit Sauerstoff angereichert, das Kohlendioxid entfernt und anschließend über die Kanüle in der Hauptschlagader zurück in den Körper gepumpt. Dadurch wird die Versorgung aller Organe mit sauerstoffreichem Blut gesichert.

Die Kanülierung der Hauptschlagader kann bei Verkalkungen dazu führen, dass sich Kalkbrocken von der Wand lösen und in anderen Organen einen akuten Gefäßverschluss auslösen können. In solchen Fällen kann auf die Leistenarterie ausgewichen werden, um Komplikationen soweit wie möglich zu vermeiden. 

Anlegen der Überbrückungen

Sobald der Patient an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen wurde, wird das Herz mit einer speziellen Konservierungslösung ruhig gestellt (Kardioplegie), um ein sorgfältiges und übersichtliches Operieren zu ermöglichen. Mit den modernen Kardioplegieverfahren kann der Herzmuskel mehrere Stunden ohne Durchblutung überleben. Die Gefäße werden mit feinsten Instrumenten eröffnet und die Gefäße mit nicht auflösendem Nahtmaterial hinter den Verengungen aufgenäht. 

Anschließend werden die anderen Enden in die Hauptschlagader eingenäht. Bei der Verwendung der Brustwandarterie ist das Einnähen in die Hauptschlagader in der Regel nicht nötig.


Nach der Operation

Nach Beendigung der Operation und nachdem das Herz die Kreislauffunktion wieder übernommen hat, wird nach sorgfältiger Blutstillung das Brustbein wieder verschlossen. Hierzu können Stahldrähte, Stahlbänder oder feste Nähte verwendet werden. Der Hautverschluss erfolgt mit selbstauflösendem Nahtmaterial, das in der Haut liegt (= Intrakutannaht) oder mit Nähten, die je nach Wundheilung nach 10-12 Tagen entfernt werden können.