Sektion I: Strukturelle Herzerkrankung und Interventionelle Kardiologie

Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,

wesentlicher Schwerpunkt der Sektion „Strukturelle Herzerkrankung und Interventionelle Kardiologie“ ist die Diagnostik und Behandlung von erworbenen und strukturellen Herzerkrankungen. Hierzu zählen die koronare Herzerkrankung, Herzklappenerkrankungen und Herzmuskelerkrankungen. An unserer Klinik werden jährlich mehr als 5000 Herzkatheter-Untersuchungen, davon 2000 interventionelle Therapien, sowie ca. 350 kathetergestützte Herzklappeninterventionen durchgeführt. Die Abteilung verfügt als überregionales kardiologisches Zentrum in der Region Aachen über fünf modernste digitale Hezkatheteranlagen und bietet dabei alle modernen und innovativen diagnostischen und therapeutischen Techniken für eine optimale Behandlung. Eine Herzkatheternotfallversorgung ist rund um die Uhr (7 Tage in der Woche / 24 Stunden am Tag) gewährleistet. Die große und langjährige Erfahrung sowie die hohe Kompetenz unseres Herzkatheterteams bietet Ihnen dabei allerhöchste Sicherheit. Linksherzkatheteruntersuchungen werden in der Regel über einen Zugang am rechten Handgelenk durchgeführt (radialer Zugangsweg). Dies bietet den Vorteil, dass der Patient unmittelbar nach dem Eingriff wieder aufstehen und bereits nach kurzer Zeit die Klinik verlassen kann. Sollte ein radialer Zugangsweg nicht möglich sein erfolgen die Herzkatheteruntersuchungen über einen Zugang im Bereich der Leistengefäße (femoraler Zugang).

Als einziges Zentrum in der Region verfügt unser Team über eine besondere Expertise im Bereich der nicht-operativen Kathetergestützten Herzklappentherapie (TAVI, MitraClip Carillion, TriClip, Tricento u. a.). Dabei besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie. Im Rahmen von täglichen Herz-Team-Besprechungen diskutieren und entscheiden die Fachleute der Klinik für Kardiologie sowie der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie und der Klinik für Anästhesiologie gemeinsam interdisziplinär das geeignete und optimale therapeutische Vorgehen für den individuellen Patienten.

Die Klinik ist eine anerkannte Qualifizierungsstätte für die Zusatzqualifikation Interventionelle Kardiologie, zertifiziert durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie.

Sollten Sie Fragen haben, stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Ihr

Priv.-Doz. Dr. med. Jörg Schröder
Leitender Oberarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin (Medizinische Klinik I)

Leitung Sektion I: Strukturelle Herzerkrankung und Interventionelle Kardiologie

Leiter der Herzkatheterabteilung
Priv.-Doz. Dr. med. Jörg Schröder
Leitender Oberarzt
jschroederukaachende

Spezialisierung:

  • TAVI
  • Mitral- und Tricuspidalklappenintervention
  • Komplexe Koronarintervention

Klappen-Hotline: Tel.: 0241 80-37200

Leistungsspektrum der Herzkatheterabteilung

Diagnostische Techniken

  • Linksherzkatheter
  • Rechtsherzkatheter
  • Pulmonalisangiographie
  • Rechtsventrikuläre Myokardbiopsien
  • Perikardpunktion
  • Intravaskulärer Ultraschall (IVUS)
  • Optische Kohärenztomographie (OCT)
  • Bestimmung der fraktionellen Flussreserve (FFR) und instantaneous  wave-free Ratio (iFR)
  • Acetylcholintestung bei V.a. vasospastische Angina

Therapeutische Techniken

  • Perkutane Koronarintervention:
    • Koronare Revaskularisationstechniken
    • Konventionelle Ballondilatation mit Medikamenten-beschichteten Ballon (DEB)
    • Implantation Medikamenten-beschichteter koronarer Stents (DES)
    • Rotablation/Lithotripsie
    • Komplexe koronare Risikointervention von Bifurkations- und Hauptstammstenosen mit Unterstützungssystemen (Impella)
    • Koronare Rekanalisation bei chronischen Gefäßverschlüssen (CTO) mit ante- und retrograden Techniken
       
  • Anlage von Herzunterstützungssystemen
    • Linksventrikuläre Unterstützungssyteme (Impella 2,5 und CP, ECMO)
    • Rechtsventrikuläre Unterstützungssysteme (Impella)
    • Intraaortale Gegenpulsation (IABP)
       
  • Interventionelle Klappentherapie
    • TAVI bei hochgradiger Aortenklappenstenose mit transfemoralen, transaortalem oder transapikalen Zugang und TAVI als Valve-in-Valve-Methode
    • Interventionelle Therapie der hochgradigen Mitralinsuffizienz (MitraClip, Cardioband, Carillon)
    • Interventionelle Therapie der hochgradigen Trikuspidalklappeninsuffizienz mit dem TriClip-Device, Cardioband oder Tricento
    • Ballonvalvuloplastie bei hochgradiger symptomatischer Aorten- und Mitralklappenstenose
       
  • Kathetergestützte Therapie von strukturellen Herzerkrankungen
    • Interventioneller PFO- und ASD-Verschluss
    • Interventioneller Verschluss eines Ventrikelseptumdefektes (VSD)
    • Interventioneller Verschluss des Vorhofohrs (LAA) (LAA-Okkluder)
    • Alkoholablation bei hypertroph-obstruktiver Kardiomyopathie (HOCM) (TASH-Verfahren)
    • Interventioneller Verschluss paravalvulärer Lecks nach operativem Klappenersatz
    • Interventioneller Verschluss von Koronarfisteln mittels Coils
       

Katheterinterventionelle Therapieverfahren bei Herzklappenfehlern

Bei symptomatischen Herzklappenfehlern ist die herzchirurgische Therapie prinzipiell das Behandlungsverfahren der ersten Wahl. Neue interventionelle Behandlungsverfahren erlauben aber heute bei all jenen Patienten, die aufgrund des Alters oder schwerer Begleiterkrankungen ein zu hohes Risiko für eine offene herzchirurgische Operation haben, eine schonende Therapie ­– die Katheter-gestützte Therapie von Herzklappenfehlern der Aorten- und Mitralklappe.

Kathetergestützte Aortenklappenimplantation (TAVI)

Eine hochgradige Stenose der Aortenklappe kann seit einigen Jahren auch katheterinterventionell behandelt werden. Dabei kann die neue Herzklappe über die Leistenarterie, über die Herzspitze oder über andere Zugangswege implantiert werden. Der entscheidende Vorteil liegt darin, dass dieser Eingriff weniger invasiv als eine konventionelle Operation an der Aortenklappe ist und entsprechend vor allem für jene Patienten in Frage kommt, bei denen aufgrund des Alters oder von Begleiterkrankungen ein zu hohes Risiko für eine konventionelle Operation besteht. Die Mehrzahl der Eingriffe wird ohne Vollnarkose durchgeführt. Bei der minimalinvasiven Aortenklappen-OP (TAVI = transcatheter aortic valve implantation) werden sämtliche Instrumente über Drähte und Katheter zum Herzen vorgebracht. Im Gegensatz zur Operation, bei welcher die alte Klappe durch eine neue Herzklappe ersetzt wird, wird bei der TAVI-Methode die neue Herzklappe durch Aufblasen eines Ballons über die alte Klappe platziert. Diese wird dabei vollständig gegen die Wand gedrückt und die neue Klappe übernimmt ihre Funktion nach Ablassen des Ballons.

An der Uniklinik RWTH Aachen wurden mittlerweile weit über 1.000 Patienten mit der TAVI-Methode versorgt. Alle Patienten werden von einem spezialisierten Team aus Kardiologen, Herzchirurgen und Anästhesisten vorab in einer gemeinsamen Herz-Team-Besprechung ausführlich besprochen, um zu überprüfen, mit welcher Prozedur für den individuellen Patienten das beste Ergebnis zu erwarten ist. Als Zugangswege kommen der transfemorale, transaortale, transapikale (Herzspitze) oder ein Zugang über die Schulterarterie (A. subclavia) infrage. Der Eingriff wird im gemeinsam von erfahrenen Oberärzten der Kardiologie und der Herzchirurgie durchgeführt, so dass für jeden Patienten die höchstmögliche Sicherheit gewährleistet ist. Nach dem Eingriff kommen die Patienten, meist bereits in wachem Zustand, für eine Nacht auf eine Überwachungsstation. Der gesamte Klinikaufenthalt liegt bei unkompliziertem Verlauf bei drei bis vier Tagen.

Interventionelle Therapie der Mitralklappeninsuffizienz

MitraClip-Verfahren

Die Undichtigkeit der Mitralklappe (Mitralklappeninsuffizienz) ist der zweithäufigste erworbene Klappenfehler, der sowohl mit einer Einschränkung der Lebenserwartung als auch mit einer erheblichen Abnahme der alltäglichen Belastbarkeit – meist aufgrund von Luftnot – einhergeht. Obwohl die Operation der Mitralklappe das Standardverfahren darstellt, kann knapp die Hälfte aller Patienten mit Mitralklappeninsuffizienz einer solchen Operation nicht unterzogen werden. Ursächlich hierfür ist ähnlich wie bei der Aortenklappenstenose ein erhöhtes Operationsrisiko aufgrund schwerer Begleiterkrankungen, hohen Alters oder einer hochgradigen Einschränkung der Pumpfunktion des Herzens.

Daher stellt gerade für diese Patienten die kathetergestützte Mitralklappenrekonstruktion mit MitraClip eine mögliche und sinnvolle Therapieoption dar. Dieses Verfahren ist die derzeit am besten etablierte und am weitesten verbreitete Technik der interventionellen Therapie bei relevanter Mitralklappeninsuffizienz. Für den Eingriff, der unter Vollnarkose erfolgt, wird der MitraClip mithilfe eines Kathetersystems über die Leistenvene zum Herzen vorgeführt. Nach Punktion der Herzscheidewand erfolgt die Positionierung Befestigung des Clips (Klammer) an den beiden Segeln der Mitralklappe, wobei eine Doppelöffnung der Klappe erzielt wird. Die Klammer reduziert die Klappenundichtigkeit in der Regel deutlich, wobei in der Mehrzahl der Fälle ein oder zwei Clips und sehr selten drei Clips verwendet werden müssen.

Für den Patienten ist der Eingriff wenig belastend. Er kann am Folgetag des Eingriffs mobilisiert werden und nach nur wenigen Tagen das Krankenhaus verlassen. Die Patienten berichten unmittelbar nach dem Eingriff bereits über eine Verminderung Ihrer Luftnot und eine deutlich verbesserte Leistungsfähigkeit.

Der Eingriff wird im Wesentlichen durch Ultraschall (Schluckechokardiographie) gesteuert. Die Gabe von Kontrastmittel ist nicht erforderlich. Nach dem Eingriff kommen die Patienten, meist bereits in wachem Zustand, für eine Nacht auf eine Überwachungsstation. Der gesamte Kliniksaufenthalt liegt bei unkompliziertem Verlauf zwischen 5 und 7 Tagen.

Die Indikation zur Kathetergestützten Rekonstruktion der Mitralklappe wird ebenfalls im Herz-Team in enger Absprache zwischen Kardiologen, Herzchirurgen und Anästhesisten gestellt. Bislang wurden an der Uniklinik RWTH Aachen über 400 Patienten erfolgreich mit dem MitraClip-Verfahren behandelt.

Ein Video zum Mitra-Clip-Verfahren finden Sie hier.

Cardioband

Das innovative Cardioband verfolgt einen anderen Ansatz und erzielt, wie die chirurgische Mitralklappenrekonstruktion, eine Beseitigung der Mitralklappeninsuffizienz mittels Raffung der Mitralklappe durch Implantation eines Annuloplastierings. Diese neue Methode ist für ausgewählte Patienten mit funktioneller Mitralklappeninsuffizienz vorgesehen. Der Zugangsweg ist dabei identisch mit dem MitraClip: Über einen transvenösen Zugang (Leistenvene) wird der steuerbare Katheter Punktion des Vorhofseptums in den linken Vorhof vorgeführt. Anschließend wird der im Katheter befindliche Annuloplastiering unter echokardiographischer Steuerung (TEE) mit 12 bis 16 kleinen Schrauben am Ring der Mitralklappe befestigt. Nach erfolgtem Einschrauben des Rings wird dieser ebenfalls über den Katheter weiter gerafft werden, wodurch sich die Segel der Mitralklappe wieder einander annähern und so die Undichtigkeit der Mitralklappe beseitigt wird.

Die Prozedur dauert etwa zwei bis drei Stunden und wird – ähnlich wie der MitraClip – in Vollnarkose durchgeführt. Dennoch geht das Verfahren nur mit einer geringen Kreislaufbelastung einher und ist gerade für den Einsatz bei schwer kranken Patienten mit Mitralklappeninsuffizienz und Herzschwäche gedacht. Die Patienten werden unmittelbar nach dem Eingriff noch im Katheterlabor wieder wach. Der Krankenhausaufenthalt dauert bei unkompliziertem Verlauf circa eine Woche.

Carillon Mitral Contor-System

Das Carillon® Mitral Contour System® ist ein perkutanes indirektes Anuloplastie-System für die Mitralklappe, das über einen venösen Zugang über die Vena jugularis (Halsvene) vorgebracht wird. Die implantierbare Vorrichtung besteht aus einem proximalen und einem distalen Anker, die über ein formgebendes Band miteinander verbunden sind. Die Vorrichtung macht sich die Nähe des Koronarsinus zum Mitralklappenapparat zunutze und ist dafür konzipiert, nach dem Einsetzen die Überdehnung des Klappenrings durch die eingesetzte Spange im Koronarsinus zu verringern und so die funktionelle Mitralklappeninsuffizienz zu reduzieren. Mit dieser Methode können ebenfalls Patienten mit Herzinsuffizienz und begleitender Mitralinsuffizienz im Rahmen eines minimalinvasiven Verfahrens behandelt werden. Die klinischen Daten zeigen, dass das Carillon-Implantat mit einer Verringerung der Mitralinsuffizienz und einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität einhergeht. Nach dem Eingriff kommen die Patienten, meist bereits in wachem Zustand, für eine Nacht auf eine Überwachungsstation. Der gesamte Kliniksaufenthalt liegt bei unkompliziertem Verlauf ebenfalls zwischen 5 und 7 Tagen.

Interventionelle Therapie struktureller Herzerkrankungen

LAA-Okkluder: Interventioneller Verschluss des linken Vorhofohres (LAA) zur Thromboembolieprophylaxe bei Vorhofflimmern

Eine gefürchtete Komplikation bei Vorhofflimmern, ist eine zentrale oder periphere Embolie (ein Schlaganfall oder Arterienverschluss zum Beispiel des Beines), die durch ein Blutgerinnsel aus dem Herzen ausgelöst wird. Daher erhalten Patienten mit Vorhofflimmern in der Regel eine blutverdünnende Therapie (Antikoagulation), um vor allem das Auftreten eines Schlaganfalles zu verhindern. Problematisch ist diese Blutverdünnung für Patienten, die eine erhöhte Blutungsneigung haben oder bereits bedrohliche Blutungen (z. B. Magenblutung, Gehirnblutung) erlitten haben. Bei diesen Patienten kann in einem Katheter-technischen Verfahren von der Leiste aus das linke Herzohr (LAA – left atrial appendage) mit einem LAA-Okkluder-System verschlossen werden. Der Schutz vor Embolie/Schlaganfall ist damit vergleichbar gut wie der durch eine Therapie mit Gerinnungshemmern, da die allermeisten Blutgerinnsel in diesem linken Herzohr entstehen. Der Eingriff wird in Vollnarkose oder in Lokalanästhesie unter Ultraschallkontrolle im Herzkatheterlabor durchgeführt und dauert etwa eine Stunde, die Dauer des stationären Aufenthaltes beträgt 3 bis 4 Tage.

Ein Video zum LAA-Okkluder finden Sie hier.

Mediathek/Videos zur Patientenaufklärung

Kathetergestützte Aortenklappenimplantation (TAVI)

MitraClip-Verfahren

PFO- und ASD-Verschluss

Interventioneller Verschluss des linken Vorhofohres (LAA)