Huntington-Erkrankung
Die Huntington Krankheit (oder: Chorea Huntington) ist eine autosomal-dominant vererbte, fortschreitende Erkrankung des Gehirns, für die es bis heute keine Heilung gibt. Der Gendefekt führt zu einem progressiven Verlust von Hirnzellen, insbesondere im Striatum. Das klinische Bild der Huntington Erkrankung ist dabei sehr heterogen und wird durch eine Trias aus motorischen, psychiatrischen und kognitiven Symptomen charakterisiert. Mithilfe verschiedener, hochauflösender Magnetresonanztomographie (MRT) Verfahren untersuchen wir erkrankungs-relevante und besonders frühzeitig auftretende Veränderungen in der Hirnstruktur und Hirnfunktion bei Betroffenen im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen. Hierzu gehören unter anderem die Erfassung regionaler Volumenminderungen im Gehirn sowie die Untersuchung von Veränderungen in Hirnnetzwerken (sog. Konnektivitätsanalysen). Klinische Eigenschaften verschiedener Krankheitsverläufe werden dabei mit spezifischen Änderungsmustern im Gehirn verglichen. Diese Erkenntnisse können zukünftig helfen eine Präzisierung von individuellen Erkrankungsrisiken und Krankheitsverläufen zu erreichen und neue krankheitsspezifische „Biomarker“ für eine frühzeitige Diagnose und Vorhersage des weiteren Krankheitsverlaufs zu gewinnen. Darüberhinaus werden innovative Bildgebungstechniken (Natrium MRT, Phosphor Magnetresonanzspektroskopie) eingesetzt, um Stoffwechselveränderungen in besonders frühen Stadien der Erkrankung zu untersuchen. Ein besseres Verständnis solcher metabolischen Fehlfunktionen insbesondere in vorklinischen Stadien der Erkrankung soll helfen den pathobiologischen Verlauf der Huntington Erkrankung besser zu beurteilen, und langfristig ein Fenster zur frühzeitigen Therapie öffnen, bevor irreversible Hirnschäden stattfinden.
Neuronale Korrelate und klinische Prädiktoren für Dysphagie bei der Huntington-Erkrankung
Nahezu 100% der Patienten mit der Huntington-Erkrankung (HD) entwickeln im Verlauf ihrer Erkrankung eine Schluckstörung (Dysphagie). Unter anderem durch die unwillkürlichen choreatischen Bewegungen kommt es zu Funktionsstörungen der am Schlucken beteiligten oropharyngealen Strukturen, was zu einem erhöhten Aspirationsrisiko führt. Sekundärkomplikationen wie z.B. Malnutrition, Dehydratation oder Aspirationspneumonien können die Folge sein. Trotz der hohen Prävalenz gibt es bisher nur wenige Studien, die sich mit Schluckstörungen bei dieser neurodegenerativen Erkrankung befassen. Entsprechend fehlt es an evidenzbasierten Empfehlungen zu diagnostischen und therapeutischen Ansätzen. Um bessere Entscheidungshilfen im klinischen Alltag zu schaffen, ist es zunächst wichtig, Risikofaktoren und Merkmale der Dysphagie bei Patienten in unterschiedlichen Krankheitsstadien systematisch und anhand aussagekräftiger Untersuchungsverfahren zu evaluieren.
Ziel dieser prospektiven Beobachtungsstudie ist es, klinische Prädiktoren für dysphagiologische Symptome erstmals anhand einer größeren Patientengruppe zu identifizieren und die zugrunde liegende Pathophysiologie zu ermitteln. Dies erfolgt anhand der beiden als Goldstandard der instrumentellen Dysphagiediagnostik geltenden Verfahren Videofluoroskopie (VFS) und der fiberendoskopischen Schluckuntersuchung (FEES). Neben dem Vergleich mit motorischen und kognitiven Funktionen werden zudem neuronale Imaging-Marker mittels struktureller und funktioneller Magnetresonanztomographie erhoben. Das Projekt trägt daher nicht nur zu einem besseren Verständnis der Huntington-assoziierten Dysphagie im Verhältnis zu motorischen und kognitiven Funktionen sowie ihrer neuronalen Korrelate sondern auch zu einer verbesserten Diagnostik und Therapie bei. Das Projekt ist in der Durchführungssphase und wird in Kooperation mit der AG Werner durchgeführt (Link hier).