Für ihr Seminar mit dem Titel „Spannend, aber als Frau nicht machbar? Attraktivität von Intensivmedizin und chirurgischen Fächern in der Medizin“ hat Priv.-Doz. Dr. med. Jana Mossanen, Oberärztin in der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care an der Uniklinik RWTH Aachen, den Brigitte-Gilles-Preis 2023 der RWTH Aachen University erhalten. Ziel ihres Seminars ist es, angehende Medizinerinnen anhand eigener Erfahrungen über die Arbeit in der Intensivmedizin und Chirurgie zu informieren, um mehr Frauen für diese Fachbereiche zu gewinnen.
Familienunfreundliche Arbeitszeiten, körperlich anstrengende Arbeit, viele Überstunden – dies sind nur einige der Vorbehalte, die junge Medizinerinnen gegenüber der Intensivmedizin und der Chirurgie haben. Viele Frauen entscheiden sich stattdessen für konservative Fachabteilungen wie die Allgemeinmedizin oder die Pädiatrie, oder für die Tätigkeit in einer Arztpraxis, weil sie dort bessere Arbeitsbedingungen vermuten. Dass Frauen in der Chirurgie unterrepräsentiert sind, zeigen auch aktuelle Zahlen: Der Frauenanteil in chirurgischen Fächern liegt je nach Fachbereich nur bei 20-40 Prozent, bei Führungspositionen oft bei weniger als zehn Prozent.
Eigene Erfahrungen in der Intensivmedizin aufzeigen
Priv.-Doz. Dr. med. Jana Mossanen ist seit zwölf Jahren in der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care an der Uniklinik RWTH Aachen, unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Gernot Marx, tätig. Mit ihrem Seminar hat sie sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit ihren Kolleginnen aus verschiedenen chirurgischen Kliniken, Studentinnen über die Chirurgie und Intensivmedizin zu informieren, Einstiegswege aufzuzeigen und herauszustellen, was diese Fächer attraktiv macht. „Mir ist es wichtig, dass Frauen das machen, was sie spannend finden, und sich nicht von Vorurteilen beeinflussen lassen. Im Seminar möchte ich daher anhand eigener Erfahrungen aufzeigen, warum sich eine Karriere in der Intensivmedizin lohnt und dass diese auch als Mutter gut funktionieren kann. Es gibt viele Möglichkeiten, um Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren“, erklärt sie. Neben Dr. Mossanen stellen im Rahmen des Seminars sechs weitere Ärztinnen aus der Uniklinik RWTH Aachen ihre Laufbahn vor und stehen den Studentinnen als Mentorinnen zur Seite.
Fester Bestandteil des Curriculums
Das Seminar richtet sich an Medizinstudentinnen zwischen dem fünften und dem zwölften Semester und wird seit August 2021 sowohl im Sommer- als auch im Wintersemester angeboten. Mittlerweile ist das Seminar fest im Curriculum etabliert, seit dem Wintersemester 2023/24 ist die Veranstaltung auch Teil des neu gebildeten Qualifikationsprofiles „Gender und Diversity in der Medizin“. Dass das Konzept bei den Studentinnen gut ankommt, zeigen positive Rückmeldungen und Bewertungen in den Evaluationsbögen sowie ein Anstieg an Bewerbungen für Praktika in den vorgestellten Fachbereichen.
Frauenanteil erhöhen
„Ich freue mich sehr über die Auszeichnung und die Sichtbarkeit, die für das Thema geschaffen wird. Frauen im OP und auf der Intensivstation müssen präsenter werden. Ein besonderer Dank geht an meine ärztlichen Kolleginnen, die mich als Mentorinnen bei meinem Projekt unterstützt haben und mir auch weiterhin zur Seite stehen: Dr. med. Sandra Dohmen (Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care), Prof. Dr. med. Heike Schnöring und Dr. med Marjolijn Sales (Klinik für Herzchirurgie), Priv.-Doz. Dr. med. Anke Höllig (Klinik für Neurochirurgie), Dr. med. Miriam Weyrauch und Dr. med. Heide Dellbrück (Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie) sowie Priv.-Doz. Dr. med. Anne Andert und Priv.-Doz. Dr. med. Anjali Röth (Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und Transplantationschirurgie)“, führt Dr. Mossanen aus.
Über den Brigitte-Gilles-Preis
Mit dem Brigitte-Gilles-Preis möchte die RWTH Aachen University die Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft erhöhen. Ziel ist außerdem, mehr Wissenschaftlerinnen und Studentinnen für Studiengänge mit geringem Frauenanteil zu gewinnen. Der Preis ist nach der ersten Frauenbeauftragten der RWTH benannt und geht an Initiativen, die die Bedingungen für Studium, Lehre und Forschung von Frauen an der Hochschule verbessern.