Champions League in Aachen: Wie die Kaiserstadt zur Pionierregion der Palliativmedizin wurde

Die moderne Hospiz- und Palliativbewegung stellt die Versorgung von Menschen mit einer nicht heilbaren, fortgeschrittenen Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung in den Mittelpunkt ihres Handelns. Aachen und seine Umgebung zählen in diesem Bereich seit vielen Jahren zu den am weitesten entwickelten Regionen Deutschlands. Einige der hier entwickelten Ansätze und Initiativen zur Versorgung unheilbar kranker und sterbender Menschen trugen auch dazu bei, bundesweite Angebote und Standards zu etablieren. Sichtbarer Ausdruck dieser Vorreiterrolle der Aachener Region sind Erfolge wie die Eröffnung des ersten modernen stationären Hospizes in Deutschland im Haus Hörn im Jahr 1986 oder die Gründung von "Homecare", einem der ersten Dienste der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) in Deutschland. Nicht zuletzt nimmt Aachen aber auch im Bereich der universitären Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Palliativmedizin eine herausragende Stellung ein. So wurde 2003 an der Uniklinik RWTH Aachen mit den Mitteln der Grünenthal-Stiftung für Palliativmedizin der erste Universitätslehrstuhl für Palliativmedizin in Deutschland eingerichtet.

Innovation in Forschung und Lehre an der Uniklinik RWTH Aachen

Während sich die Klinik für Palliativmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen ganz auf die optimale Versorgung unheilbar kranker und sterbender Menschen konzentriert, treibt der Lehrstuhl Forschung und Lehre in diesem Bereich voran und hat sich so in den letzten 20 Jahren zum Kristallisationspunkt für die Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung in der Region entwickelt. Über das Palliative Netzwerk für die Region Aachen e. V. werden die von hier ausgehenden Impulse wie etwa die in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Medizinethik an der Uniklinik sowie der StädteRegion Aachen entwickelte neue mobile Ethikberatung zur Begleitung von Palliativpatientinnen und -patienten bei schwierigen ethischen Fragestellungen in die Region getragen. In der Forschung erweitert sich der Blick über die große Zahl der Patientinnen und Patienten mit unheilbaren Krebserkrankungen auch auf weniger im Fokus stehende Krankheitsbilder der Palliativmedizin wie schwere Herzerkrankungen oder neurologische Erkrankungen.

Univ.-Prof. Dr. med. Roman Rolke, Direktor der Klinik für Palliativmedizin, betont anlässlich des 20-jährgen Jubiläums des Aachener Lehrstuhls die enorme Entwicklung, die Forschung und Lehre in den vergangenen beiden Dekaden genommen haben: „Die Palliativmedizin und die Hospizarbeit sind seinerzeit – durchaus auch gegen Widerstände – aus einer Bürgerbewegung von außen in den medizinischem Bereich hineingetragen worden. Heute ist dieser Versorgungszweig fest im medizinischen Sektor verankert und prägt Lehre und Ausbildung. Als Lehrstuhlinhaber erlebe ich täglich, dass in den letzten Jahren eine neue, junge Generation von Medizinern nachwächst, die gut ausgebildet und sensibilisiert ist für Themen der Palliativmedizin. Das ist für eine adäquate fach- und abteilungsübergreifende medizinisch-pflegerische Versorgung von Patientinnen und Patienten am Lebensende von unschätzbarem Wert.“

Über die Erfolgsgeschichte des ersten Universitätslehrstuhls in Deutschland freut sich auch Dr. Michael Wirtz, der Vorstandsvorsitzende der Grünenthal-Stiftung für Palliativmedizin: „Vor 25 Jahren haben wir unsere Stiftung mit dem klaren Ziel gegründet, hier in Aachen den ersten Universitätslehrstuhl für Palliativmedizin in Deutschland einzurichten. Ein Vierteljahrhundert später freut es mich ungemein zu sehen, welche Früchte unsere damaligen Bemühungen getragen haben. Der Lehrstuhl ist nicht nur eine enorme Bereicherung für die Region, sondern wir haben damit gewissermaßen auch einen Stein ins Rollen gebracht: Heute gibt es in Deutschland 17 Lehrstühle und Professuren für Palliativmedizin und Kinderpalliativmedizin, und ich hoffe, dass weitere hinzukommen werden.“

Die 1998 gegründete Grünenthal-Stiftung für Palliativmedizin hat sich der Förderung von Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Palliativmedizin verschrieben. Bis heute leistet sie mit einer jährlichen Zahlung die Grundlage für die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung des Lehrstuhls für Palliativmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen – eine echte Rarität bei Stiftungsprofessuren, wo normalerweise nur eine Anschubfinanzierung in den Anfangsjahren üblich ist.

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