Am 14. Januar 2023 findet im Super C in Aachen die Auftaktveranstaltung zum Innovationsfondsprojekt „Wissenschaftliche Evaluation eines psychologisch-telemedizinischen Beratungskonzepts zur Raucherentwöhnung bei Patienten mit Gefäßerkrankungen“ statt. Ziel des interdisziplinären Vorhabens ist es, die Praktikabilität, Akzeptanz und Effizienz eines mehrstufigen Entwöhnungskonzeptes für Menschen mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit wissenschaftlich zu evaluieren.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland die häufigste Todesursache. Eine der häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK). Hierbei treten Durchblutungsstörungen in den Beinen auf, die schlimmstenfalls zu Beeinträchtigung der körperlichen Leistungsfähigkeit, starken Schmerzen und zu Amputationen führen können.
Rauchen ist der zentrale Risikofaktor für diese Erkrankung:Deutschlandweit rauchen etwa 28 Prozent der Bevölkerung. An den Folgen von Tabakkonsum sterben laut dem Bundesministerium für Gesundheit jährlich über 127.000 Menschen. Rauchen erhöht nicht nur das Risiko einer Krebserkrankung, sondern treibt auch die Verengung von Arterien voran, die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PaVK). Diese drückt sich durch Durchblutungsstörungen in den Beinen aus, die mitunter zu krampfartigen Schmerzen führen. Mehr als 40 Prozent der im Krankenhaus behandelten PaVK-Patientinnen und -Patienten rauchen. Trotz Amputation einzelner Gliedmaßen oder Katheterinterventionen sind sie häufig nicht dazu in der Lage, ihre Nikotinsucht zu besiegen.
Evidenzbasierte Maßnahme zur Tabakentwöhnung
Das durch den Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit rund 2,5 Millionen Euro geförderte Projekt will genau dieser Patientengruppe durch ein telemedizinisches Raucherentwöhnungsprogramm helfen, ihre Tabakabhängigkeit zu überwinden. Das Forschungsteam reagiert damit auf die nationalen und europäischen Forderungen, medizinische Fachexpertisen sowie innovative Maßnahmen zur Reduktion von Tabakkonsum weiterzuentwickeln. Das Entwöhnungsprogramm ist niederschwellig, psychologisch und telemedizinisch aufgebaut. Zudem ist eine individuelle Anpassung an den Patienten oder die Patientin möglich. Im Zuge der Untersuchungen gilt es die Forschungsfrage zu klären, ob das Konzept, zusätzlich zu den festgesetzten Vorgaben der S3-Leitlinien, einen höheren therapeutischen Erfolg bei Patienten mit Gefäßerkrankungen erzielen kann.
Dazu werden im Rahmen einer Vergleichsstudie nicht nur neuropsychologische Daten ausgewertet, sondern auch patientenberichtete Erfahrungen. Als Ergebnis des Projektes erwarten die Forscher bei der untersuchten Interventionsgruppe eine Erhöhung der Entwöhnungsquote um rund zehn Prozent. Zusätzlich wird die Intervention gesundheitsökonomisch evaluiert und persönliche Merkmale erfasst, die eine Entwöhnung bei der Patientengruppe erleichtern oder behindern. Das Forschungsvorhaben ist nicht nur für die Entwöhnung von Patienten mit Gefäßkrankheiten richtungsweisend, erläutert Prof. Habel: „Der Konsum von Tabak ist auch für weitere Erkrankungen bedeutsam. Die ausgearbeiteten Strukturen und das Beratungskonzept können somit auch bei anderen Risikopatienten ihren Nutzen finden. Im Erfolgsfall stellt die telemedizinische Raucherentwöhnung also eine innovative Strategie der Tertiärprävention dar, mit der sich weiteren Gesundheitsschäden bei langjährigen Rauchern vorbeugen lässt.“
Das Kick-off-Meeting am 14.01.2023 in Aachen bietet die optimale Möglichkeit zum Austausch aller Projektbeteiligten und Interessierten. Näheres zum Programm erfahren Sie im Flyer.
Kooperationspartner
Weitere Projektbeteiligte der Uniklinik RWTH Aachen sind Dr. rer. medic. Benjamin Clemens, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Univ.-Prof. Dr. med. Gernot Marx, Leiter der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care sowie Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Ralf-Dieter Hilgers, Leiter des Instituts für Medizinische Statistik. Das Forschungsteam wird durch die Zusammenarbeit mit Dr. Hinrich Böhner, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Katholischen Krankenhaus Dortmund-West, Prof. Dr. med. Knut Kröger, Chefarzt der Klinik für Angiologie im Helios Klinikum Krefeld und Rainer Beckers, Geschäftsführer des Bochumer Zentrums für Telematik und Telemedizin GmbH, ergänzt.