Neue Forschungsergebnisse zu Metakognition in Nature Communications erschienen

Unsere Sinneswahrnehmungen geben nicht nur Auskunft darüber, wie die Welt beschaffen ist. Sinneswahrnehmungen sind immer auch mit einem Gefühl darüber verbunden, wie zuverlässig, wie belastbar sie sind. Sind wir uns ihrer sicher, sind wir auch bereit zu handeln: So wird ein Jäger beispielsweise seinen letzten Schuss nur dann bereit sein abzufeuern, wenn er sein Ziel klar und deutlich erkennen kann.

"Metakognition" nennt ein vergleichsweise junger und aufstrebender Zweig der Neurowissenschaft diese Auseinandersetzung mit den eigenen kognitiven Prozessen. Auf der Ebene dieser „Kognition über Kognition" befassen wir uns quasi aus der Vogelperspektive mit unseren Denk- und Wahrnehmungsvorgängen. Damit umfasst die Metakognition Denkabläufe, die helfen, eigene Wahrnehmungs- und Kognitionsleistungen zu optimieren und Fehlleistungen zu minimieren. Wir bewerten und steuern, was wir wahrnehmen, wie wir uns fühlen, wie deutlich wir uns an etwas erinnern usw. Solche Fragestellungen galten in den Neurowissenschaften lange Zeit als extrem schwierig zu beforschen. Der Grund: Zu einer Frage wie „Wie sicher bin ich mir dieser Wahrnehmung?" hat jedes Individuum primär nur selbst Zugang, d.h. die Bewertungen bleiben subjektiv und scheinen sich damit der experimentellen Kontrolle zu entziehen.

Neurologen der Uniklinik RWTH Aachen ist es in Kooperation mit Wissenschaftlern aus Frankfurt und Hamburg gelungen, die subjektive Sicherheit von Sehleistungen zu quantifizieren und die hirnelektrischen Prozesse, die diese Sicherheit hervorbringen, genauer zu beschreiben. Sie haben hierzu Hirnströme (das Elektroenzephalogramm, EEG) bei Gesunden unter verschiedenen Sehbedingungen abgeleitet und eine Hirnaktivität dargestellt, die alle Aspekte von Entscheidungssicherheit widerspiegelt: die Schwierigkeit der Aufgabe, den objektiven Erfolg der Diskrimination – also der Fähigkeit, Reize zu unterscheiden –, den zeitlichen Bezug zur Handlung und – am wichtigsten – die subjektive Bewertung des Diskriminationserfolges. Ihre Forschungsergebnisse wurden im hochrangigen Journal "Nature Communications" veröffentlicht (http://dx.doi.org/10.1038/ncomms4940).

Warum ist das Wissen über die Grundlagen von Entscheidungssicherheit auch für die Medizin wichtig? Dr. med. Leopold Zizlsperger und Prof. Thomas Haarmeier von der Uniklinik RWTH Aachen sind überzeugt: Patienten sind trotz Sehstörungen aufgrund von Erkrankungen des Auges, des Sehnerven oder Schlaganfälle darauf angewiesen, Reize wahrzunehmen, zu unterscheiden und Handlungen zu initiieren. Wieder neue Sicherheit in die beeinträchtigte Wahrnehmung zu gewinnen wird zukünftig ein vielversprechender und zentraler Aspekt neuer Rehabilitationsstrategien sein.

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