Am 6. April 2019 war die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Uniklinik RWTH Aachen Gastgeber dieser renommierten Veranstaltung, die sich erneut zahlreicher Teilnehmer erfreute. Hochkarätige Referenten führten durch das spannende Thema „Digitaler Workflow: Modeerscheinung oder unverzichtbar?“
Nach einigen begrüßenden und einleitenden Worten von Univ.-Prof. Dr. Dr. Frank Hölzle, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Uniklinik RWTH Aachen, eröffnete Univ.-Prof. Dr. Sven Reich, Oberarzt der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomaterialen der Uniklinik RWTH Aachen, mit seinem Vortrag „Die digitale prothetische Planung und Umsetzung bei komplexen klinischen Fällen“ das Symposium. Er veranschaulichte anhand einiger Fallbeispiele den digitalen Workflow insbesondere im Bereich der Implantologie.
Im Anschluss daran stellte Dr. Korbinian Benz, Oberarzt der Universitätszahnklinik Witten/Herdecke, das spannende Thema „Die digitale Abformung mit dem Intraoralscanner bei Patienten mit Mikrostomie“ vor. Anhand mehrerer Patientenfälle stellte er einige Ursachen der Mikrostomie dar und zeigte auf, wie diesen Patienten durch digitale Abformung in Kombination mit unkonventionellen prothetischen Versorgungen Kaufunktion und Lächeln zurückgegeben werden können.
Hieran schloss sich eine Präsentation über ästhetische Implantologie von Prof. Dr. Dr. Heinz Kniha, Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie aus München, an. Er referierte in seinem hochinteressanten Vortrag über ein- und zweiteilige Keramikimplantate unter Berücksichtigung des intraoperativen Scannings und der CAD/CAM Techniken und stellte die Vorteile von Keramikimplantaten für das periimplantäre Weichgewebe dar.
Nach einer kurzen Pause begann Volker Weber, Zahntechnikermeister im Dentallabor Impladent in Aachen, die zweite Vortragsserie mit einem spannenden Vortrag über den digitalen Workflow im zahntechnischen Labor. Er zeigte eindrucksvoll, wie digitale und konventionelle zahntechnische Arbeitsschritte Hand in Hand funktionieren müssen, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen und wo derzeit die Grenzen der CAD/CAM Technik liegen.
Über die Digitalisierung der Kieferorthopädie referierte im Anschluss Univ. Prof. Dr. Michael Wolf, Direktor der Klinik für Kieferorthopädie der Uniklinik RWTH Aachen. Mit der digitalen Planung komplexer Fälle bis hin zur digitalen Herstellung von Brackets und CAD/ CAM gefrästen Retainern, bietet die Digitalisierung hier viele Vorteile.
DVT als Standarddiagnostik im digitalen Zeitalter? Diese Frage beantwortete PD Dr. Frank Peter Strietzel, Oberarzt in der Abteilung für Oralchirurgie und zahnärztliche Röntgenologie in der Charité - Universitätsmedizin Berlin, in seinem Vortrag. Er erklärte die Indikationen für die DVT Erstellung und zeigte damit auf, dass die Indikation die Art der radiologischen Untersuchung bestimmt und die oben genannte Frage damit verneint werden kann.
Der Höhepunkt des diesjährigen Symposiums stellte der mitreißende und spannende Vortrag „Weltraummedizin- Schwerelosigkeit und Shrimpscocktail“ von Dr. Bergita Ganse, Fachärztin für Physiologie, Unfallchirurgie und Orthopädie in der Uniklinik RWTH Aachen dar. Sie gab einen beeindruckenden Einblick in ihre Forschungsarbeit über das muskuloskelettale System in der Raumfahrt und zeigte, wie sich der menschliche Körper in der Schwerelosigkeit verhält und mit welchen Mechanismen er sich an diese anpasst. Sie demonstrierte wissenschaftlich fundiert und gleichsam unterhaltsam, warum Astronauten in der Schwerelosigkeit bis zu 10 cm „wachsen“ und ein Shrimpscocktail DIE Währung im Weltraum darstellt.
Nach einer kulinarischen Stärkung in der Mittagspause eröffnet Herr Dr. Dr. Nassim Ayoub, Oberarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in der Uniklinik RWTH Aachen, den Nachmittag mit dem interessanten Vortrag „Rekonstruktion komplex destruierter Unterkiefer mittels 3D-Planung“ und zeigte eindrucksvoll wie mit Hilfe digitaler Defektvisualisierung, Planung und Umsetzung optimale Operationsergebnisse erzielt werden können.
Die Frage „Computergestützte Automatisierung in der Zahnheilkunde – Wird der Zahnarzt ersetzt werden?“ beantwortete Dr. –Ing. Stefan Raith von der Uniklinik RWTH Aachen. Er stellte dar, dass digitale Systeme den Arzt zwar unterstützen, aber nicht ersetzen können.
Hieran schloss sich eine Präsentation von Dr. Jur. Daniela Nowicki, Fachanwältin für Medizinrecht in Wuppertal, an. Sie gab einen interessanten Einblick in die Digitalisierung aus Sicht des Medizinrechts und zeigte dabei, auf welche wichtigen Aspekte Mediziner und Zahnmediziner bezüglich Datenschutz und Schweigepflicht vor dem Hintergrund der Digitalisierung beachten sollten.
Zum Abschluss des Symposiums referierte Dr. Dr. Alexander Bartella, Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie der Uniklinik Leipzig, über das Thema: „Ausblick in die Zukunft: Die Virtual Reality Brille“. Er zeigte auf, wie die digitale Planung durch diese noch besser visualisiert werden und unterstützt werden kann.
Die Verabschiedung der Teilnehmer erfolgte durch einige zusammenfassende Worte von Univ. Prof. Dr. Jochen Jackowski, Leiter der Abteilung für Zahnärztliche Chirurgie und Poliklinische Ambulanz, Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in der Universität Witten/Herdecke, nachdem alle Fragen der Teilnehmer zufriedenstellend beantwortet werden konnten.
Mit vielen spannenden und interessanten Themen war auch dieses Symposium ein voller Erfolg und bescherte den Teilnehmern einen aufschlussreichen und hochinteressanten Tag. Mit fachlicher Expertise sorgten sowohl die Referenten als auch die Teilnehmer für spannende Diskussionen und auch außerhalb des Hörsaals konnte wieder der so wichtige kollegiale Austausch gepflegt werden.